Narrativ

Siehe auch: narrativ

Siehe auch:

narrativ

Narrativ (Deutsch)

Substantiv, n

Nebenformen:

Narrative (die, f)

Worttrennung:

Nar·ra·tiv, Plural: Nar·ra·ti·ve

Aussprache:

IPA:

Hörbeispiele:  Narrativ ^(Info)

Reime: -iːf

Bedeutungen:

Soziologie: Geschichte oder Erzählung, welche das Weltbild einer Gruppe beeinflusst

allgemein: verbindende, sinnstiftende Geschichte oder Erzählung; deutende Erzählung

Herkunft:

von englisch narrative ^→ en entlehnt, erstmals in einem großen Korpus geschriebener deutscher Sprache im Jahr 1994 belegt; Bedeutung ist im Englischen (grand narratives ^→ en, große Erzählung) eine Lehnübersetzung von französisch grands récits ^→ fr; verwandt mit dem Adjektiv narrativ

Synonyme:

Schlüsselerzählung

Sinnverwandte Wörter:

Geschichtenerzählen

Weltdeutung

Oberbegriffe:

Erzählung, Geschichte

Unterbegriffe:

Mythos, Propaganda, Sinnzusammenhang, Weltbild

Handlungsstrang, Ich-Botschaft, Märchen, Sage, Überlieferung

Beispiele:

„Kürzlich hat der frühere EU-Kommissar Franz Fischler von der Österreichischen Volkspartei bei einem Kongress mit Schülern über die Zukunft Europas festgestellt, die EU brauche keine Neuordnung, sondern ein neues Narrativ.“

„ Europa braucht keine weiteren Reportagen, sondern ein Narrativ.“

„Dass die Interviewten hier ein tradiertes Narrativ aufgreifen und ihre Praxis damit auf dem Terrain der Identifikation situieren, lässt jedoch zunächst noch offen, auf welche Weise das geschieht.“

„In der politischen Auseinandersetzung werden Fake News zumeist eingesetzt, um ein größeres Narrativ aufzubauen oder zu stützen - und zwar vor allem von rechts. Ob Kampagne gegen Merkel, der Vorwurf der "Lügenpresse" oder erfundene Zitate von Grünen-Politikern: Sie sind alle Teil einer Erzählung, wonach eine verschworene Elite die Bevölkerung "austauschen" wolle und das Land verrate.“

„Eugster weist darauf hin, dass das ,von rechts' etablierte Narrativ der ,linken Sprachzensur' durch Political Correctness zum Teil unhinterfragt von politischen Akteuren anderer Couleur übernommen wird.“

„Ein Narrativ bezeichnet in anthropologischer Perspektive und in der Erzähltheorie (Narratologie) eine auf Geschichte bezogene Äußerung, die sowohl Inhalt als auch Subtext transportiert und deren Funktion es ist, Erlebtes in bekannte Kategorien zu bringen.“

„Die Narrative werden also ausgefeilt, verändert, angepasst. Dadurch wird die Wahrnehmung immer weiter beeinträchtigt. Zum Beispiel neigen Konfliktparteien dazu, Ereignisse in der zeitlichen Reihenfolge zu verwechseln.“

„Die Intention hierbei ist eher ichbezogen als nach außen gerichtet, was heißt, dass die Vergangenheitsbewältigung im Narrativ ausschließlich verdeckt geschieht und WL keine Ambitionen hat, ihre Leser daran zu beteiligen.“

„Das Narrativ von Ödipus wurde zur Kollektiverzählung moderner Liebeskrankheit.“

„Der Erwachsene lockt das Kind in Vorstellungen und Verhältnisse hinein, die vom Geist und der Mentalität des Erwachsenen durchdrungen und getragen sind. Der Königsweg der Lockung ist das Narrativ.“

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Narrativ“

Wikipedia-Artikel „Narrativ (Sozialwissenschaften)“

Wikipedia-Artikel „Erzählung“, dort zu Narrativ

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Narrativ“

Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Narrativ“

Duden online „Narrativ (Erzählung, Geschichte)“

Quellen:

Substantiv, m

Worttrennung:

Nar·ra·tiv, Plural: Nar·ra·ti·ve

Aussprache:

IPA:

Hörbeispiele: —

Bedeutungen:

Linguistik: ein grammatischer Kasus oder Modus in den kaukasischen und baltischen Sprachen

Oberbegriffe:

Fall, Kasus

Unterbegriffe:

Ergativ

Beispiele:

„Der Narrativ in (43) kann demnach nicht Sequentialität signalisieren. Gleichzeitigkeit kann in diesem Fall nur (46) signalisieren, aber es erscheint plausibler, die Narrativform hier auf die Parallelkonstruktion zurückzuführen.“

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Narrativ (Grammatik)“

Duden online „Narrativ (Kasus, Modus)“

Quellen: