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Das Wort Orange bezeichnet im Deutschen zwei Arten der ursprünglich aus Südostasien stammenden Zitrusgewächse: die süße Apfelsine (Citrus sinensis) und – wenngleich selten – die Bitterorange oder Pomeranze (Citrus × aurantium). Um letztere geht es hier zuerst. Ihr Name stammt aus dem Altindischen. Das dort in den ersten Jahrhunderten nach unserer Zeitrechnung bezeugte sanskritische Wort नारङ्ग (IAST: nāraṅga) → sa ‚Bitterorangenbaum‘ geht allerdings vermutlich noch auf ein älteres drawidisches Wort zurück, von dem sich Reflexe, beispielsweise im Tamilischen in der Form நாரத்தை (ISO 15919: nāṛattai) → ta ‚A Mandarin orange ; the orange tree ‘ und நாரம் (ISO 15919: nāram) → ta ‚the lemon of citron‘, finden lassen.
Der Baum wurde bald im gesamten islamisch dominierten Mittelmeerraum kultiviert. Der Orangengarten neben der Moschee von Córdoba, der auch heute zu besichtigen ist, soll Ende des 10. Jahrhunderts angelegt worden sein. In Sizilien ist die Bitterorange Mitte des 12. Jahrhunderts belegt bei ʿAbd ar-Raḥmān al-Aṭrābanišī, der am Hof des Normannenkönigs Roger Ⅱ. in Palermo lebte. Am meisten geschätzt wurde die Orange offenbar als Element der Gartengestaltung; in herrschaftlichen Gärten wurde der Baum aus dekorativen Gründen und wegen des Dufts seiner Blüten angepflanzt. Aber auch in der Küche wurde die Frucht verwendet, wenn auch vermutlich weniger als die verwandte Zitrone: Man legte sie in Sirup ein und benutzte den Saft als Zutat zu verschiedenen Gerichten sowie zur Bereitung von Getränken.
Die westlichen Europäer haben Baum und Frucht in Sizilien, im islamischen Spanien und auf den Kreuzzügen in Palästina kennen gelernt. Wie ihr Name sich ausgebreitet hat, ist nicht sicher geklärt. Ausgangspunkt scheint Sizilien zu sein, wo er spätestens 1170 in der mittellateinischen Form arangia→ la auftaucht; ein italienischesarancio→ it für den Baum ist Anfang des 14. Jahrhunderts belegt. Der Vergleich mit gleichzeitig existierenden oberitalienischen Dialektformen wie venezianischnaranza→ vec zeigt, dass das n- des Anlauts offenbar für den Auslaut des unbestimmten Artikels gehalten worden war (*un narancio > un arancio) und deshalb wegfiel.
Allerdings belegt bereits Ibn Hišām al-Laḫmī († 1182) in seiner المدخل الى تقويم اللسان وتعليم البيان (DMG: al-madḫalu ilạ̄ taqwīmi 'l-lisāni wa-taʿlīmi 'l-bayāni) ‚Einführung in die Richtigstellung der Sprache und die Lehre der Redekunst‘ die im Volksmund gebräuchliche Form آرَنْج (DMG: āranǧ) →ar für das Andalusische Arabisch, was die Frage aufwirft, ob das mittellateinische arangia→ la nicht auch direkt aus dem Arabischen entlehnt worden sein könnte.
Aus geographischen Gründen liegt es nahe anzunehmen, dass der Name übers Provenzalische (arange→ pro in Avignon 1373) ins Französische (orenge→ fro 1393) gelangt ist. Allerdings ist schon 1200 pume orenge→ xno im normannisch-französischenDialekt in England bezeugt; das 1314 bezeugte altfranzösischepomme d’orenge→ fro ist wohl eine Übersetzung von italienischem melarancia→ it. Auffällig ist das anlautende o- in den französischen Formen. Es ist vermutlich entstanden durch volksetymologische Anlehnung an die südfranzösische Stadt Orange (altfranzösisch Orenge→ fro), über die angeblich Früchte importiert wurden. Ob auch eine Anlehnung an französisch or→ fr ‚Gold‘ dabei schon eine Rolle gespielt hat, ist ungewiss. Deutlich wird der Einfluss der Farbe Gold jedoch in der Renaissance und im Barock, wo die Bitter- und später die Süßorangen mit den goldenen Äpfeln der Hesperiden aus den griechischen Sagen identifiziert wurden, was zu der an lateinischem aurum→ la ‚Gold‘ angelehnten neulateinischen botanischen Bezeichnung Citrus aurantium→ la für die Bitterorange führte.
Im Deutschen findet sich der Name Mitte des 14. Jahrhunderts (1350) in einer Naturgeschichte in der aus dem Italienischen entlehnten spätmittelhochdeutschen Form arans→ gmh: „Der paum arans Die öpfel die dä haizent aranser von dem paum arans.“ Seit dem 15. Jahrhundert ist die frühneuhochdeutsche Bezeichnung pomerantz(e) und ähnliche (aus mittellateinischen Formen wie unter anderem pomerancia→ la über italienisches pomarancia→ it ‚Orangenapfel‘) belegt, aus der im Neuhochdeutschen schließlich Pomeranze wurde. Die Frucht selbst war zumindest in Deutschland kaum verbreitet; sie gelangte, wie die Zitrone, nur als teurer Luxusgegenstand aus Italien oder Spanien nach Norden.
In Europa werden die Orangen im Dezember und Juni geerntet.
„Oder beim Nachtisch, Äpfel und Orangen mit Messer und Gabel schälen, das war nichts für ihn, er schmiß das Besteck einfach weg.“
„Er besaß Latifundien nicht nur im Grasser Raum, wo er Orangen, Öl, Weizen und Hanf anbauen ließ, sondern auch bei Vence und gegen Antibes zu, wo er verpachtet hatte.“
„Es dauerte lange, sehr lange, bis ihn ein Kunde mit ein paar Orangen in einer Plastiktüte aus seinen Gedanken riss.“
„Sie aßen die Orangen, schwammen und wanderten wieder.“
„Nach Risso fasst man als botanisch selbständige Arten der Orangen 1) die bittere Orange, Pomeranze und 2) die süsse Orange, Apfelsine auf. “
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Orange“
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 6. Band Lein–Peko, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04793-3, DNB 965409120, Stichwort »²Orange«, Seite 2811.
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Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9. Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04059-9, DNB 98178948X (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »¹Orange«.
Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Orange«, Seite 545.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »¹Orange«, Seite 969.
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„Sie starrte feindselig auf den Hochhauskaktus Manhattans, der zu Riesenmaßen wuchs, statt zu menschlichen abzunehmen; mit Neugier betrachtete sie die Fährboote, die neben dem Überseeschiff das new yorker Hafenbecken ausmaßen, mehrstöckige Häuser von blau abgesetztem Orange, rasch laufend wie die Feuerwehr.“
„Jetzt schminkt Louise sie mit rotem Lippenstift und blauem Lidschatten, auf ihre Wangen tupft sie ein ins Orange gehendes Rouge.“
Übersetzungen
Name eines Abschnitts (zwischen Rot und Gelb) im sichtbaren Bereich des Lichtspektrums
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 6. Band Lein–Peko, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04793-3, DNB 965409120, Stichwort »¹Orange«, Seite 2811.
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Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »²Orange«, Seite 969.
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↑ 3,03,13,23,3Stefan Kleiner, Ralf Knöbl und Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 6, Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, DNB 1070833770, Stichwort »²Orange (Farbe)«, Seite 651.
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↑Leïla Slimani: Dann schlaf auch du. Roman. 1. Auflage. btb Verlag, München 2018 (Originaltitel: Chanson douce, übersetzt von Amelie Thoma aus dem Französischen), ISBN 978-3-442-71742-2, Seite 101 (Genehmigte Taschenbuchausgabe).
↑Mundartnahe Umschrift nach Francisco Moscoso García: Diccionario español – árabe marroquí. Junta de Andalucía, Dirección General de Coordinación de Políticas Migratorias, Sevilla 2005, ISBN 84-689-2464-4, Stichwort »Naranja, naranjo«, Seite 193.
↑Mundartnahe Umschrift nach Harvey Sobleman, Richard S. Harrell; compilation by Thomas Fox, Alan McAninch, Allal Chreibi, Majid Soussane, Mohamed Neheiri (Herausgeber): A Dictionary of Moroccan Arabic. English–Moroccan. Georgetown University Press, Washington, D.C. 1963, Stichwort »orange«, Seite 134.
↑Mundartnahe Umschrift nach El-Said Badawi, Martin Hinds: A Dictionary of Egyptian Arabic. Arabic-English. Librairie du Liban, Beirut 1986, Stichwort »برتقاني«, Seite 61.
↑Mundartnahe Umschrift nach Leonhard Bauer, unter Mitwirkung von Anton Spitaler (Herausgeber): Deutsch-arabisches Wörterbuch der Umgangssprache in Palästina und im Libanon. Wörterbuch der arabischen Umgangssprache. Deutsch - Arabisch. 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1957, DNB 450262200, Stichwort »Orange«, Seite 224 sowie Anmerkungen zur Realisierung des Qāf Seite ⅩⅣ.
↑Mundartnahe Umschrift nach Peter Behnstedt, Manfred Woidich; mit Beiträgen von Mahasin Abu Mansur et al.: Wortatlas der arabischen Dialekte. Band Ⅰ: Mensch, Natur, Fauna und Flora, Brill, Leiden/Boston 2010, ISBN 978-90-04-18664-4, DNB 1015260365, Stichpunkt »170 Orangen«, Seite 494.
↑Mundartnahe Umschrift nach Karl Stowasser, Moukhtar Ani (Herausgeber): A Dictionary of Syrian Arabic. English–Arabic. Georgetown University Press, Washington, D.C. 2004 (Georgetown classics in Arabic language and linguistics), ISBN 1-58901-105-8, Stichwort »orange«, Seite 164 sowie Anmerkungen zur Realisierung des Qāf und Umschrift der feminien Form Seite ⅹⅵ.
↑Mundartnahe Umschrift nach D.R. Woodhead, Wayne Beene (Hrsg.); under the technical direction of Karl Stowasser, with the assistance of Majid Damah, Faisal Al-Khalaf, Husain Mustafa, Darrel Smith, Ronald G. Wolfe: A Dictionary of Iraqi Arabic. Arabic–English. Georgetown University Press, Washington, D.C. 1967, ISBN 0-87840-281-0, Stichwort »p-r-t-q-a-l: purtiqaali«, Seite 51. Mundartnahe Umschrift nach Beverly E. Clarity, Karl Stowasser, Ronald G. Wolfe, D.R. Woodhead, Wayne Beene (Herausgeber): A Dictionary of Iraqi Arabic. English–Arabic Arabic–English. Georgetown University Press, Washington, D.C. 2003, ISBN 0-87840-136-9, Stichwort »p-r-t-q-a-l: purtiqaali«, Seite 51 (arabisch-englischer Teil).
↑Feryad Fazil Omar; Institut für Kurdische Studien Berlin, Institut für Iranistik der Freien Universität Berlin (Herausgeber): Deutsch-Kurdisches Wörterbuch (Zentralkurdisch/Soranî). Institut für Kurdische Studien e. V., Berlin 2016, ISBN 978-3-932574-20-7, Stichwort »Orange¹«, Seite 1074.