Theodizee

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Theodizee (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ die Theodizee die Theodizeen
Genitiv der Theodizee der Theodizeen
Dativ der Theodizee den Theodizeen
Akkusativ die Theodizee die Theodizeen

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

Theodicee

Worttrennung:

The·o·di·zee, Plural: The·o·di·ze·en

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Theodizee (Info)
Reime: -eː

Bedeutungen:

fachsprachlich (Philosophie, Theologie): der Versuch einer Rechtfertigung eines allmächtigen, allgütigen und allwissenden Gottes angesichts allen Übels und Leidens in der Welt

Herkunft:

Der Begriff Theodizee wurde erstmals 1697 von Gottfried Wilhelm Leibniz in einem Brief erwähnt und 1710 in seinem Werk „Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme et l’origine du mal“ ausgearbeitet.[1] Das von ihm geprägte französische Wort théodicée → fr[2] wurde nach altgriechisch θεός (theos→ grcGott[3] und δίκη (dikē→ grcGerechtigkeit[4] neugebildet und ins Deutsche übernommen.[5][6]

Gegenwörter:

Anthropodizee, Kosmodizee

Beispiele:

„Der Ausgang dieſes Rechtehandels vor dem Gerichtshofe der Philoſophie iſt nun: daß alle bisherige Theodicee das nicht leiſte was ſie verſpricht, nehmlich die moraliſche Weisheit in der Weltregierung gegen die Zweifel, die dagegen aus dem was die Erfahrung an dieſer Welt zu erkennen giebt, gemacht werden, zu rechtfertigen; obgleich freilich dieſe Zweifel als Einwürfe, ſo weit unſre Einſicht in die Beſchaffenheit unſrer Vernunft in Anſehnung der letztern reicht, auch das Gegentheil nicht beweiſen können.“[7]
Einige Rabbiner argumentieren nicht rein religiös, wenn es um die sogenannte Theodizee-Frage geht, um die Frage nach Gottes Rolle bei all dem Übel in der Welt.[8]
„Der geschichtliche Umstand, daß Theodizeen überaus verbreitet waren, sowie die sachliche, existentiell zentrale Dichte, zu der sich im Theodizeeproblem im engeren Sinne die Fragen nach Gott, Mensch und Welt zusammenfassen, mögen dazu beigetragen haben, daß das Wort Theodizee in einer nicht zu fördernden Bedeutungsausweitung zur Bezeichnung des Gesamtbestandes der Probleme und Resultate der philosophischen Erkenntnis Gottes gebraucht wurde .“[1]
„Von seinen frühesten philosophischen Entwürfen an bemüht sich Leibniz, das dem Monotheismus und der natürlichen Religion eigentümliche … Problem der Vereinbarkeit der göttlichen Attribute Macht, Güte und Gerechtigkeit mit den Übeln und Zweckwidrigkeiten dieser Welt zu lösen. So schreibt Leibniz rückblickend: «Ich hatte mir einstmals vorgenommen eine Theodizee zu schreiben und darinnen Gottes Gütigkeit, Weisheit und Gerechtigkeit zu vindicieren»“[9]
„Zur Debatte stand die Theodizee, das Problem der Rechtfertigung eines allmächtigen, allwissenden und gütigen Gottes angesichts der Existenz des Leidens und des Bösen in einer offensichtlich unvollkommenen Welt.“[10]
„Gott zum Tribunal der Menschen vorzuladen, nicht um ihn zu verteidigen, sondern um ihn mit seinen nicht gehaltenen Versprechen, mit dem lächerlich gewordenen Bund zwischen ihm und den Menschen zu konfrontieren, damit er sich für sein Schweigen inmitten des Schreckens rechtfertige: Das ist die in ihr tragisches Gegenteil verkehrte Theodizee. Jegliche Theodizee ist ein unterfangen, die göttlichen Attribute von Gerechtigkeit, Güte und Allmacht im Angesicht des Problems des Bösen zu retten.Die Theodizee ist also ganz grundsätzlich als Entlastung und Reinwaschung Gottes zu verstehen.“[11]

Wortbildungen:

Theodizeeproblem

Übersetzungen

Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Fremdwörterlexikon. 4. Auflage. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh/München 2001, ISBN 978-3-577-10603-0, Seite 937.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 1346.
Duden online „Theodizee
Wahrig Fremdwörterlexikon „Theodizee“ auf wissen.de
wissen.de – Lexikon „Theodizee
Wikipedia-Artikel „Theodizee
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Theodizee
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalTheodizee
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Theodizee

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Nach Josef Höfer, Karl Rahner (Herausgeber): Lexikon für Theologie und Kirche. In 14 Bänden. 2. Auflage. Herder, Freiburg 1986-1968, ISBN 3-451-20756-7, Band 10, Artikel „Theodizee“, Seite 26.
  2. Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales „théodicée
  3. Wilhelm Pape, bearbeitet von Max Sengebusch: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch-deutsches Handwörterbuch. Band 1: Α–Κ, Band 2: Λ–Ω. 3. Auflage, 6. Abdruck, Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914. Stichwort „θεός“.
  4. Wilhelm Pape, bearbeitet von Max Sengebusch: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch-deutsches Handwörterbuch. Band 1: Α–Κ, Band 2: Λ–Ω. 3. Auflage, 6. Abdruck, Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914. Stichwort „δίκη“.
  5. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 1346.
  6. Duden online „Theodizee
  7. Immanuel Kant: Ueber das Mißlingen aller philoſophiſchen Verſuche in der Theodicee. In: J. E. Bieſter (Herausgeber): Berliniſche Monatsſchrift. Achtzehnter Band: Julius bis Dezember 1791, Bei Haude und Spener, Berlin September 1791, Seite 194–224, Zitat 209 (Digitalisat, abgerufen am 20. April 2015).
  8. Jens Rosbach: Glaube und Zweifel im Judentum - Wo war Gott in Auschwitz? Deutschlandradio KdöR, Raderberggürtel 40, 50968 Köln, 26. Januar 2017, abgerufen am 26. Januar 2017 (Sendung: Tag für Tag).
  9. Nach Joachim Ritter, Karlfried Gründer, Gottfried Gabriel (Herausgeber): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Unter Mitwirkung von mehr als 1500 Fachgelehrten. 1. Auflage. Schwabe, Basel 1971-2007, ISBN 978-7-7965-0115-9, Band 10, Artikel „Theodizee“, Seite 1066.
  10. Günter Blamberger: Heinrich von Kleist. Biographie. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-596-15346-6, Seite 281, DNB 1017385688.
  11. Noémie Issan-Benchimol: Rettung des Unaussprechlichen. Jüdische Theologie nach der Schoah. In: Philosophie Magazin. Sonderausgabe 03: Die Philosophen und der Nationalsozialismus. Januar 2015, Seite 85, DNB 1065460120.