bescheren

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bescheren (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich beschere
du bescherst
er, sie, es beschert
Präteritum ich bescherte
Konjunktiv II ich bescherte
Imperativ Singular beschere!
Plural beschert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
beschert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:bescheren

Anmerkung zur Rektion:

„Das Verb bescheren wird in der Regel mit dem Dativ der Person und dem Akkusativ der Sache verbunden: Das Christkind hatte dem Jungen eine Eisenbahn beschert . In übertragener Verwendung: Das Schicksal hat ihnen keine Kinder beschert . Nach dem Vorbild von beschenken wird bescheren häufig auch mit dem Akkusativ der Person verbunden, jedoch wird dann das Geschenk meist nicht genannt: Wir bescheren die Kinder um 5 Uhr . Unschön, aber korrekt: Die Heimkinder wurden mit Spielsachen beschert .“[1]

Worttrennung:

be·sche·ren, Präteritum: be·scher·te, Partizip II: be·schert

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild bescheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

jemandem etwas an Weihnachten (Heiligabend) zum Geschenk machen
an einen bestimmten (besonders innerfamiliären) Personenkreis die Weihnachtsgeschenke verteilen
selten: jemanden zu Weihnachten (Heiligabend) mit Gaben, einem Geschenk bedenken
Luxemburg: jemandem Geschenke (besonders auf förmliche oder feierliche Weise) übergeben
jemandem etwas zuteilwerden lassen
auch scherzhaft: jemandem etwas einbringen

Herkunft:

Bei dem Verb handelt es sich um ein Erbwort aus mittelhochdeutschem beschern → gmh[2][3], das eine allgemeinere Bedeutung besaß[2], nämlich ‚zuteilen[2][3], zumessen[2], bestimmen[3], verhängen[3]‘ (insbesondere von Gott und vom Schicksal)[2][3].
Das mittelhochdeutsche Verb ist eine Präfixbildung[2][3] zu mittelhochdeutschem schern → gmhabteilen, teilen, wohin schaffen, zuteilen‘, dem unter »scheren« behandelten schwachen Verb[3], und geht zurück auf die (nicht belegte, aber rekonstruierte) westgermanische Form *skar-ija-teilen, zuteilen‘, der ebenfalls altenglisches scirian → ang und althochdeutsches scerian → goh und scerren → goh entstammen.[2] Die westgermanische Form ist eine Ableitung zu (ebenfalls erschlossenem) *skarō fTeil‘, dem altenglisches scearu → ang und altfriesisches skere → ofs entspringen.[2]
Die ab dem 17. Jahrhundert bezeugte besondere Bedeutung des heutigen Wortes erklärt sich aus der Auffassung, dass die Weihnachtsgeschenke Gaben Christi beziehungsweise des Christkinds, also göttliche Gaben, seien.[2][3]

Synonyme:

landschaftlich veraltend: einbescheren

Sinnverwandte Wörter:

schenken
austeilen, verteilen
beschenken
eintragen
etwas mit sich bringen

Gegenwörter:

rauben, stehlen
familiär: mausen, mopsen, stibitzen
salopp: klauen
abjagen, abnehmen, entreißen, fortnehmen, wegnehmen
gehoben: entwinden
umgangssprachlich: abknöpfen, einkassieren, wegschnappen
salopp: ablausen, abluchsen
ausnehmen, ausplündern, ausrauben, bestehlen
gehoben: berauben, entwenden
umgangssprachlich scherzhaft: erleichtern
umgangssprachlich, zumeist scherzhaft: bemopsen
salopp: beklauen, filzen
regional (Hamburg): begrasmardeln
sondersprachlich (besonders Gaunersprache): fleddern

Beispiele:

Unserem Sohn wurde eine Eisenbahn beschert.
„Der Vater war der Weihnachtsengel, der Klavier spielte, der Ankersteinbaukasten und Dampflokomotive bescherte.[4]
Bei uns werden die Kinder erst nach dem Abendessen beschert.
„»Wir bescheren erst nach dem Essen«, sagte Annemarie und tischte Heringssalat mit Pellkartoffeln auf.“[5]
„Wer beschert denn nun die Kinder?“[6]
„Ursprünglich wurde nur den Kindern beschert, erst in jüngerer Zeit wurde der Brauch auf Erwachsene ausgedehnt.“[7]
„Jedes Kind wurde reichlich beschert.[8]
„Die Kleinen wurden vom Nikolaus beschert und die Großen genossen bei Reibekuchen und Waffeln vorweihnachtliche Geselligkeit im Lichterglanz.“[9]
„Sie … beschert die Hausbewohner zu so genannten ›runden‹ Geburtstagen“[10]
Das Schicksal hat ihm einen hohen Lottogewinn beschert.
„Nun ſchien mir nach einem ſtürmiſchen März und April das ſchönſte Maywetter beſchert zu ſeyn.[11]
„Nichts gegen die Frauen, aber daß der Zufall ihnen einen Tag allein beschert, ist einfach fein, oder nicht.“[12]
„Da aber Gott nicht alle Gaben zugleich verteile, habe er den Eheleuten ein ‚großes Stück seines Segens vorenthalten‘ und ihnen keine Kinder beschert, ‚welches ihnen kein geringes Kreuz gewesen‘ sei.“[13]
„Seine Erregung bescherte ihm einen ungesunden Schweiß in den Handtellern.“[14]
„Mir beschert zwar eine nicht mehr abflauen könnende Wut immer ein rotes Gesicht, aber schon am Hals beginnt die Blässe.“[15]
„Die gerade abgelaufene Sommersaison hat dem unter mehr als zwölf Prozent Arbeitslosigkeit leidenden Land neue Rekorde beschert.[16]
„Doch früher oder später wird es auch die Intendanten von ARD und ZDF beschäftigen und ihnen eine neue Debatte über ihre Gebührenmilliarden bescheren.[17]

Charakteristische Wortkombinationen:

den Kindern viele schöne Dinge bescheren
erst nach dem Abendbrot, der Christmette, dem Essen bescheren
die Kleinen mit Spielsachen bescheren

Wortbildungen:

Beschertag
Bescherung

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „bescheren
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „bescheren
The Free Dictionary „bescheren
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „bescheren
Duden online „bescheren
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „bescheren“ auf wissen.de
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalbescheren
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 2. Band Bedi–Eink, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04753-4, DNB 96540790X, Stichwort »bescheren«, Seite 547.
Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »bescheren«, Seite 106.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Stichwort »bescheren«, Seite 282.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »²bescheren«.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Stilwörterbuch. Grundlegend für gutes Deutsch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 2, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04029-2, Stichwort »bescheren«, Seite 181.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 7. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2011, ISBN 978-3-411-05507-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »bescheren«.
Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »bescheren«.

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Sprachliche Zweifelsfälle. Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Band 9, Dudenverlag, Mannheim 2012 (auf der Buchausgabe von 2012 beruhende elektronische Version), Stichwort »bescheren«.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »bescheren«, Seite 113.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „bescheren
  4. Johannes Robert Becher: Auswahl in sechs Bänden. Band 4: Abschied. Roman, Aufbau-Verlag, Berlin 1952, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
  5. Manfred Bieler: Der Bär. Roman. 1. Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-00357-5, Seite 187 (Zitiert nach Google Books).
  6. Nikolaus oder Weihnachtsmann? In: Mannheimer Morgen. 3. Dezember 2004.
  7. Schöne Bescherung. In: Schweriner Volkszeitung. 23. Dezember 2009, Seite 16 (Ausgabe Sternberg).
  8. Heiliger Mann bei DJK Mayen. In: Rhein-Zeitung. 22. Dezember 2005.
  9. Sandra Blass-Naisar: Geselligkeit im Schweicher Lichterglanz. In: Trierischer Volksfreund. 19. Dezember 2012.
  10. Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht. 21 September 1999, Seite 17. Zitiert nach Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »bescheren«, Seite 106.
  11. Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meiſters Lehrjahre. Ein Roman. 1. Auflage. Dritter Band, bey Johann Friedrich Unger, Frankfurt/Leipzig 1795, Seite 272 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  12. Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Novelle. 1.–25. Tausend, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-04269-6, Seite 105.
  13. Britta-Juliane Kruse: Witwen. Kulturgeschichte eines Standes in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018926-1, Seite 436 (Zitiert nach Google Books).
  14. Ludwig Fels: Die Sünden der Armut. Roman. Erstausgabe, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1975 (Sammlung Luchterhand ; 202), ISBN 3-472-61202-9, Seite 71 (Zitiert nach Google Books).
  15. Martin Walser: Finks Krieg. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-40791-0, Seite 255.
  16. „Der Deutschen liebstes Urlaubsziel“: Mecklenburg schlägt Bayern. In: www.n-tv.de. 27. Oktober 2009 (URL, abgerufen am 27. Oktober 2009).
  17. Markus Brauck: Warnschuss aus Sachsen. In: DER SPIEGEL. Nummer 13, 2011, ISSN 0038-7452, Seite 77 (Online-Archiv, abgerufen am 14. Februar 2016).
Person Wortform
Präsens ich beschere
du bescherst
er, sie, es beschert
Präteritum ich beschor
bescherte
Konjunktiv II ich beschöre
bescherte
Imperativ Singular beschere!
Plural beschert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
beschoren
beschert
haben
Alle weiteren Formen: Flexion:bescheren

Anmerkung:

Das Verb wird zumeist als starkes, seltener als schwaches Verb aufgefasst.[1]

Worttrennung:

be·sche·ren, Präteritum: be·schor, seltener: be·scher·te, Partizip II: be·scho·ren, seltener: be·schert

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild bescheren (Info)
Reime: -eːʁən

Bedeutungen:

durch Scheren kürzen (und in die gewünschte Form bringen)

Herkunft:

Ableitung eines Präfixverbs zu dem Verb scheren mit dem Derivatem (Präfix, Ableitungsmorphem) be-

Synonyme:

beschneiden

Beispiele:

„Iſt einer dann beſchoren,
Und hat ein kurzes Haar,
Die Fliegen um ihn bohren,
Sieht man im Sommer zwar.“[2]
„Sie war ſo hoch wie das Dach und fein gerade beſchoren, auf den Strich; nur an den Ecken waren kleine Bäumchen ſtehen geblieben und rund gezogen wie grüne Kugeln, und die Einfahrt war ausgeſchnitten zu einem ſchöngerundeten Torbogen.“[3]

Charakteristische Wortkombinationen:

jemanden an Bart und Haar bescheren; jemandem den Bart, das Haar bescheren; Hecken bescheren

Übersetzungen

Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „bescheren
Duden online „bescheren
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »¹bescheren«.

Quellen:

  1. Duden online „bescheren
  2. Achim von Arnim, Clemens Brentano (Herausgeber): Von Hofleuten. Schoͤne neue Lieder mit Muſik von Orlando di Laſſo. Muͤnchen 1576. Ⅲ. T. S. 21. In: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutſche Lieder. Band Ⅰ, Mohr u: Zimmer, Heidelberg/Frankfurt 1806, Seite 544 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  3. Clara Viebig: Das Kind und der Venn. In: Naturgewalten. Neue Geschichten aus der Eifel. E. Fleischel, Berlin 1905, Seite 250 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: bescherzen, beschweren