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Verb, regelmäßig oder unregelmäßig
Anmerkung:
- Die unregelmäßigen Formen deuchte, gedeucht waren ursprünglich die bevorzugten Formen der Vergangenheit beziehungsweise des Partizip II. Mit der Zeit bildete man in Anlehnung an diese Formen dünkte, gedünkt. Auch der Gebrauch von deucht im Präsens lässt sich daraufhin erklären.
Worttrennung:
- dün·ken, Präteritum: dünkte, unpersönlich, veraltet: deuchte, Partizip II: ge·dünkt, unpersönlich, veraltet: ge·deucht
Aussprache:
- IPA: ,
- Hörbeispiele: dünken (Info), dünken (Info), dünken (Info)
- Reime: -ʏŋkn̩
Bedeutungen:
- intransitiv, unpersönlich, gehoben, außerhalb der Schweiz veraltend, mit einem im Akkusativ oder seltener im Dativ stehenden Personalpronomen: von jemandem so wahrgenommen, empfunden werden
- reflexiv, gehoben, veraltend: hochmütig sein, überheblich sein
- sich als jemanden, etwas betrachten
Herkunft:
- bezeugt in den mittelhochdeutschen Formen dünken, dunken „scheinen, einleuchten, leuchten“, die ihrerseits dem Althochdeutschen dunchen „den Anschein haben“ entstammen; im Gotischen þugkjan ebenfalls bezeugt; etymologisch verwandt mit altsächsisch thunkjan, altfriesisch thinka, thinzia, tinsa, angelsächsisch þincan, þincean; es besteht eine Urverwandtschaft mit dem Verb denken
Synonyme:
- scheinen
- sich für jemanden, etwas halten; gehoben, abwertend: dünkelhaft sein
Gegenwörter:
- denken, glauben, meinen, vermeinen, wissen
Oberbegriffe:
- vorkommen
- vermuten
Unterbegriffe:
- anmuten, erscheinen
- sich glauben, sich wähnen
Beispiele:
- „Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor / Von hundert tausend Narren sprechen.“[1]
- „Mir dünkt das Leben süß.“[2]
- Mich deuchte, seine Majestät der Kaiser betrat den Raum.
- „»Mir deuchte, die Toten stünden auf und sängen: Hosianna!«“[3]
- „Die gewöhnlichen Besuchsunterhaltungen dünkten ihr bald ganz unschmackhaft.“[4]
- „Also sagt mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – zu mir: »Glückelchen, was deucht dich, wenn wir den Jungen zu uns nehmen würden und ihn nach Danzig schicken? Ich seh ihn für einen klugen Jungen an.«“[5]
- „Dies wäre nun erledigt, dachte er mit einem Gefühl des Ärgers, das ihn selbst unverhältnismäßig dünkte.“[6]
- „Wenn dich jemand will Weisheit lehren, so siehe in sein Angesicht. Dünket er sich noch, und sey er noch so gelehrt und noch so berühmt, laß ihn und gehe seiner Kundschaft müssig. Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben.“[7]
- Er dünkt sich ein Held (ungebräuchlich: einen Helden).
Sprichwörter:
- stark veraltet: Es dünkt den Affen, er habe die schönsten Kleider oder Es dünkt den Affen, er habe die schönsten Kinder
- veraltet: Es dünkt mich leichter sein, in Himmel sich zu schwingen, als mit der Sünden Müh' in Abgrund einzudringen
- stark veraltet: Er dünkt sich weise und ist noch kaum dreimal um seine Mutter gelaufen
Charakteristische Wortkombinationen:
- sich etwas Besseres dünken, sich klug dünken
Wortbildungen:
- bedünken, Bedünken, Dünkel, Dünkelhaftigkeit, Dünken, Gedünken, Gutdünken
- stark veraltet: Dunk, Dünkler, Dünkling, Eigendünkel, Gutbedünken, Gutdünkenheit, Gutdünkler, verdünken
- veraltet: dünklich, gedünken, missdünken, Missdünken; veraltet, scherzhaft: gutdünken
- gehoben, abwertend: dünkelhaft
Übersetzungen
- Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „dünken“
- Duden online „dünken“
- Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „dünken“
- Hans Bickel, Christoph Landolt; Schweizerischer Verein für die deutsche Sprache (Herausgeber): Duden, Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-411-70418-7
- Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „dünken“
Quellen:
- ↑ Wikisource; Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen 1808. Seite 163
- ↑ Systematisches Handbuch der deutschen Sprache, Band 2, Heinrich Bauer. Abgerufen am 3. Juli 2016.
- ↑ Barabbas, Barabbas!, Marie Corelli. Abgerufen am 3. Juli 2016.
- ↑ Wikisource; Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften. In: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden., Bd. 6, Christian Wegener, Hamburg 1948ff. Seite 378
- ↑ Wikisource; Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln, Drittes Buch, 1691-1719, Seite 73; aus dem Westjiddischen übersetzt von Bertha Pappenheim, 1910
- ↑ Wikisource; Arthur Schnitzler: Traumnovelle, Kapitel 6, 1. Auflage, S. Fischer, Berlin, 1926. Seite 98
- ↑ Matthias Claudius: An meinen Sohn. Wuppertal-Barmen o.J., 3. Auflage: Verlag von Johs. Kiefel.