herunterkurbeln

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herunterkurbeln (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich kurbele herunter
kurble herunter
kurbel herunter
du kurbelst herunter
er, sie, es kurbelt herunter
Präteritum ich kurbelte herunter
Konjunktiv II ich kurbelte herunter
Imperativ Singular kurbele herunter!
kurble herunter!
kurbel herunter!
Plural kurbelt herunter!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
heruntergekurbelt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:herunterkurbeln

Nebenformen:

umgangssprachlich: runterkurbeln

Worttrennung:

he·r·un·ter·kur·beln, Präteritum: kur·bel·te he·r·un·ter, Partizip II: he·r·un·ter·ge·kur·belt

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild herunterkurbeln (Info)

Bedeutungen:

etwas kurbelnd nach unten bewegen
einen Film oder Szenen für einen Film (künstlerisch anspruchslos, nachlässig, ohne ernstes Interesse, ohne innere Beteiligung) drehen
einen Film mit einem Abspielgerät in seiner ganzen Länge ablaufen lassen, wiedergeben
etwas (aufgrund von Routine) in eintöniger, einfallsloser, immer gleicher Weise tun

Herkunft:

gebildet aus der Partikel herunter als Verbzusatz und dem Verb kurbeln

Synonyme:

salopp: herunterleiern

Sinnverwandte Wörter:

ableiern, abspulen, herunterbeten, herunterleiern
Kilometer fressen

Gegenwörter:

heraufkurbeln

Oberbegriffe:

kurbeln
drehen
abspielen

Beispiele:

„Mit einer Winde kurbelt man das Netz herunter, zwanzigmal, hundertmal am Tag, immer in der Hoffnung, Fische darin zu finden, nie entmutigt von der Tatsache, daß meist nichts als seitlich davoneilende Krabben in den Maschen blieben.“[1]
„Der Blitz. Er schlug in Sophies Nähe ein und doch so weit entfernt, daß sie den Donner erst Monate später im Café ›Slavia‹ hörte, an der Legionenbrücke, nachmittags um vier, bei blauem Himmel; der Portier kurbelte gerade die Markisen herunter, denn die Damen an den Fenstern betupften ihre Schläfen schon mit Eau de Cologne, die Herren verzögerten den Aufstieg aus der großen, kühlen, weißgekachelten Toilette im Souterrain oder fächerten sich mit dem oberen Zeitungsrand zaghaft Frische zu.“[2]
„Er fuhr daraufhin sein Fahrzeug auf einen Rastplatz, kurbelte seinen Liegesitz herunter und legte sich zum Schlafen nieder.“[3]
„Er riß die Plane hoch, die Zündschnüre brannten, der Jeep fuhr direkt bei der Haltestelle vor, und Kaminer rollte den ersten Behälter heraus, dann den zweiten, doch die Tonne blieb hängen, er verlor kostbare Sekundenbruchteile, und obwohl er die Bombe noch vor der Explosion herausdrücken konnte, sah und hörte er, wie es krachte, er sah, wie die Druckwelle die Menschen vom Platz fegte, wie Splitter sich in ihre Körper bohrten, er sah, wie ein arabischer Händler, der gerade den Eisenrolladen seines Geschäfts herunterkurbelte, von der Detonation gegen den Rolladen gedrückt wurde, und nun hing er an dessen zerfetzten scharfen Metallkanten wie ein Gekreuzigter.“[4]
„Der Lehrer kurbelte die schwarzen knitterige Rollos herunter und fummelte den schmalen Filmstreifen in die Maschine.“[5]
„Der Lift im Hotel war zu eng für drei Personen, nach zwanzig Minuten kurbelte uns der Portier herunter. Der Lift wurde nicht repariert.“[6]
„Damit schreitet der Winzer in seinen Weinberg und kurbelt die neuen Hagelschutznetze herunter.[7]
„Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter.[8]
„Sträflicherweiſe vergaß ich darüber meine Sommervögel und half beim Abziehen der Decke des Tapirs, während die Kamera ſchnurrte und einen Film vom Zerlegen des Jagdwildes herunterkurbelte.[9]
„Großartige Pläne hatte er, kurbelte schnell ein, zwei Filme herunter, machte wieder pleite, zog erneut um, und das Spiel ging weiter.“[10]
„Lieblos kurbelte er die einzelnen Sequenzen herunter, hilflos läßt er die Schauspieler agieren, einfallslos reiht er Szene an Szene, und spannungslos plätschert so die Geschichte einher.“[11]
„Die Alpen, auf denen der Film spielt, sind offensichtlich aus Pappmaché und die Häuser der Figuren nur eilig zusammengenagelte Bretterverschläge. Und wer dem Regisseur für die Perfektion seines surrealistischen Erst-Weltkrieg-Dramas «Archangel» gratuliert, den irritiert er mit der Erzählung, wie viel davon er bloss hastig heruntergekurbelt habe.[12]
„Für gerade mal fünf Millionen Dollar war das Tanzdrama heruntergekurbelt worden - und wurde zu einem Filmhit der Superlative: 170 Millionen Dollar spielte ‚Dirty Dancing‘ an den Kinokassen ein, ein Jahr nach seiner Premiere war er der meistgeliehene Film in amerikanischen Videotheken, um bald darauf der erste VHS-Film zu werden, der sich mehr als eine Million Mal verkaufte.“[13]
„Damals, erzählt Buttinger, wurde an einem normalen Drehtag Material für zweieinhalb Filmminuten hergestellt. Das sei Vergangenheit. Heute würden am Set ‚fünf, sechs, teilweise acht Minuten‘ heruntergekurbelt.[14]
„Aber das Olympiatheater ist eine elende Spelunke, u. weil man dort 4x täglich zwischen 4 u. ½11 spielt (und nicht 3x wie in den großen Theatern), so wird jeder Film verkürzt u. in wahnsinnigem Tempo heruntergekurbelt.[15]
„Und dieser Hermann Maier mußte bei seiner Abreise aus Slowenien großes Gepäck verstauen - seit Weihnachten schleppt er einen Hometrainer durch den Skizirkus. Täglich kurbelt er seine Kilometer herunter, oft nur, um die Muskeln zu lockern.“[16]
„Für die Rallye 2000 pendelt er seit drei Monaten zwischen Wien und Ratten und kurbelte dabei 5000 Kilometer herunter.[17]
„Vor der Pause Schumanns a-moll-Klavierkonzert mit dem schätzenswerten Nelson Freire am Klavier. Freire investiert wenig ritterlichen Schwung, er kurbelt seine Arpeggien herunter und trifft das Finale allenfalls passabel.“[18]
„111 Handbiker (92 Männer und 19 Frauen) kurbelten ihre Kilometer im Handbetrieb herunter.[19]
„Auch ‚Urgestein‘ Fritz Sütterlin, damals in den Farben des Radsportvereines Freiburg, ist im Band nach seinem Marathonweltrekord im Mai 1963 zu sehen. Damals kurbelte er satte 9042 Kilometer herunter.[20]
„Zu lange ist der Mann im Geschäft, als dass er nicht wüsste: Heute Nacht ist mal wieder Standardprogramm angesagt. Und so kurbelt der Brite pflichtschuldig sein Set herunter. Wedelt mit den Armen, wie man es von ihm kennt, spielt ein bisschen Luftgitarre und hüpft dann und wann sogar effektvoll in die Luft.“[21]
„Wie ein Leierkastenmann kurbelte er halbherzige Dementis herunter: ‚Ich arbeite mit ganzem Engagement daraufhin sicherzustellen, dass der SPD-Vorsitzende zum nächsten deutschen Kanzler gewählt wird.‘“[22]
Contador kurbelte am Sonntag seine letzten Renn-Kilometer herunter.[23]

Charakteristische Wortkombinationen:

mit Akkusativobjekt: ein Fenster (Autofenster, Seitenfenster), die Scheibe herunterkurbeln
mit Akkusativobjekt: einen Film herunterkurbeln
Kilometer herunterkurbeln; ein Programm herunterkurbeln

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „herunterkurbeln
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „herunterkurbeln
The Free Dictionary „herunterkurbeln
Duden online „herunterkurbeln
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „herunterkurbeln“ auf wissen.de
PONS – Deutsche Rechtschreibung „herunterkurbeln
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalherunterkurbeln

Quellen:

  1. Monika von Zitzewitz: Mosaiken, Mücken, weniger Teutonen. Überraschungen an der Adria. In: DIE ZEIT. Nummer 37, 13. September 1963, ISSN 0044-2070, Seite 24 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 8. Juni 2019).
  2. Manfred Bieler: Der Mädchenkrieg. Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 1975, ISBN 3-455-00351-6, Seite 69.
  3. Beifahrer. In: Mannheimer Morgen. Nummer 237, 12. Oktober 1985, Seite 62.
  4. Maxim Biller: Ehrenburgs Decke. In: Wenn ich einmal reich und tot bin. Erzählungen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1990, ISBN 3-462-02032-3, Seite 176.
  5. Filmvorführung war früher feuergefährlich. In: Rhein-Zeitung. 4. Oktober 1996.
  6. Geld, damit nicht mehr geschlagen wird. In: Tages-Anzeiger. 12. April 2002, Seite 2.
  7. Netz schützt vor Hagel. Neuentwicklung für Rebanlagen / Vögel werden ferngehalten. In: Badische Zeitung. 31. Mai 2010, Seite 6.
  8. Katharina Adler: Ida. Roman. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-498-00093-6, Seite 380.
  9. Rudolf Rangnow: Tropenpracht und Urwaldnacht. Auf Tierfang am Amazonas. Guſtav Wenzel & Sohn, Braunſchweig 1938, Seite 109 (Zitiert nach Google Books).
  10. BEI DER UFA MACHTE MAN DAS SO… KINO - DAS GROSSE TRAUMGESCHÄFT. In: DER SPIEGEL. Nummer 38, 20. September 1950, ISSN 0038-7452, Seite 18 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 8. Juni 2019).
  11. Ohne Witz und Pfiff. In: Mannheimer Morgen. 7. März 1996.
  12. Johannes Binotto: Alte Kinoträume - Die Filme des Guy Maddin in der Roten Fabrik. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. November 2006, ISSN 0376-6829, Seite 52 (NZZ Archiv-URL, abgerufen am 8. Juni 2019)
  13. Benjamin Maack: Mal richtig eine heben. In: Spiegel Online. 21. August 2012, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 8. Juni 2019).
  14. Ronald Pohl: Mit der unwiderstehlichen Kraft der breiten Stimmbänder. In: Der Standard digital. 29. April 2014 (URL, abgerufen am 8. Juni 2019).
  15. Victor Klemperer: . In: Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1919–1932. Aufbau-Verlag, Berlin 2000, Seite 138.
  16. Hometrainer im Kofferraum. In: Neue Kronen Zeitung. 5. Januar 1998, Seite 42.
  17. Die Milchkühe stehen am Freitag früher auf. In: Kleine Zeitung. 20. Januar 2000.
  18. Plasson ohne Fasson. In: Rheinische Post. 6. November 2003.
  19. Hendrik Schultz: 31. Berlin-Marathon: Knapp 29 000 Läufer. Etwa eine Million Zuschauer feiern an der Strecke. In: Berliner Morgenpost. 27. September 2004, Seite 17.
  20. Bilder aus glorreicher Radsportzeit. Drei ehemalige Radsportler haben eine Dokumentation über die Entwicklung des Radsports im Breisgau zusammengetragen. In: Badische Zeitung. 8. Februar 2005, Seite 10.
  21. Routineübung eines Altmeisters. Das Konzert des britischen Rocksängers Joe Cocker in der Nürnberger Arena. In: Nürnberger Nachrichten. 10. Oktober 2007, Seite 8.
  22. Feuer frei auf den Pianisten Kurt Beck. In: Die Presse. 4. März 2008, ISSN 1563-5449, Seite 5, DNB 947702091.
  23. Froome schreibt Geschichte. In: Nordkurier. 11. September 2017, Seite 11.