kalben

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kalben (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich kalbe
du kalbst
er, sie, es kalbt
Präteritum ich kalbte
Konjunktiv II ich kalbte
Imperativ Singular kalbe!
Plural kalbt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
gekalbt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:kalben
Eine Kuh kalbt.
Der Hubbard-Gletscher in Alaska kalbte im September 2006 täglich.

Nebenformen:

süddeutsch, österreichisch: kälbern; schweizerisch: kalbern

Worttrennung:

kal·ben, Präteritum: kalb·te, Partizip II: ge·kalbt

Aussprache:

IPA: ,
Hörbeispiele: Lautsprecherbild kalben (Info), Lautsprecherbild kalben (Österreich) (Info), Lautsprecherbild kalben (Info)
Reime: -albn̩

Bedeutungen:

ein Kalb gebären
abbrechen großer Eismassen (von einem Gletscher oder einer Inlandeismasse), die als Eisberge in das Meer oder ein Binnengewässer stürzen
umgangssprachlich, regional (rheinisch abwertend): ein Kind gebären
regional (rheinisch): wie ein junges, ungeschicktes Kalb springen und spielen, umhertollen
regional (rheinisch): sich albern, ausgelassen und lebhaft hin und her bewegen
reflexiv, regional (rheinisch): sich neckisch balgen, schäkern
regional (rheinisch): ungehörig laut und schief singen; johlen, schreien
umgangssprachlich, regional (pfälzisch, rheinisch): sich erbrechen, vor allem nach übermäßigem Alkoholgenuss
regional (rheinisch: Euskirchen): (von einem Wagen) zur Seite stürzen
regional (namibisch umgangssprachlich): defekt, schadhaft werden; entzweigehen; nicht mehr funktionieren
regional (rheinisch: Aachen): jemanden liebevoll an sich drücken, liebkosend umarmen
regional, (rheinisch: Köln): etwas (Geringfügiges) heimlich, unbemerkt in seinen Besitz bringen und behalten

Herkunft:

strukturell: Derivation (Ableitung) des Substantivs Kalb durch Konversion beziehungsweise syntaktischer Umsetzung
etymologisch: Erbwort aus dem mittelhochdeutschen kalben → gmh[1][2]
seit dem 19. Jahrhundert bezeugt[3][4]
seit dem 19. Jahrhundert bezeugt; entweder lautmalend für den Würgelaut, oder übertragen von der Beobachtung, dass Kälber übermäßig fressen und saufen, bis der Trank aus Maul und Nüstern läuft[3][4]

Synonyme:

süddeutsch, österreichisch: kälbern
schweizerisch: kalbern
herzen

Sinnverwandte Wörter:

umkippen, umschlagen, umstürzen
kaputtgehen; umgangssprachlich: kapores gehen; umgangssprachlich scherzhaft: den Geist aufgeben/seinen Geist aufgeben; salopp: hopsgehen
stehlen; salopp: klauen; familiär: mausen, mopsen, stibitzen

Gegenwörter:

Kohyponyme zum Oberbegriff »gebären«: ferkeln, fohlen, frischen, hecken, jungen, lammen, setzen, werfen

Oberbegriffe:

gebären
auseinanderbrechen, bersten

Beispiele:

„Auf dem Meeresspiegel bewegen sich winzige schwarze Punkte. Wale! Sie kommen jedes Frühjahr aus dem kalten Südmeer, um an Südafrikas Küste zu kalben.[5]
„Anders nomadische Wölfe mit heller Fellfarbe: Sie begleiten riesige Karibuherden. Deren Wintereinstand liegt im Taigawald, im Sommer kalben sie 2000 Kilometer nördlich in der offenen Tundra.“[6]
„Rosas sagt, dass solche Kühe weniger Milch geben und weniger Nachwuchs bekommen, dass auf einer guten Weide 90 von 100 Kühen kalben, auf einer mittelmäßigen aber nur 70 und auf einer schlechten 40.“[7]
„Es gibt genügend alternative Offshore-Standorte, an denen kein Schweinswal kalbt und kein Prachttaucher fischt.“[8]
„Vor den Fronten des Hubbard-Gletschers in Alaska und des Perito-Merino-Gletschers in Patagonien hat der Photograph Bernhard Edmaier geduldig ausgeharrt bis zu den spektakulären Augenblicken, in denen die weißen Giganten kalben.[9]
„Wenige Minuten später: Ein Knall, ein Donnern, ein Splittern. Dann zischte es, schlug eine Welle. Und schäumend verschwand der Eisturm in der blauen Tiefe. Der Gletscher kalbte.[10]
„Wir gehen folglich einer CO2-Katastrophe entgegen, welche die Gletscher kalben läßt.“[11]

Redewendungen:

Wem das Glück gewogen ist, dem kalbt der Stier/Wem das Glück gewogen ist, dem kalbt der Ochse
berlinisch: Wer Glück hat, dem kalbt der Ochse
preußisch: Wer Glück hat, dem kalbt der Ochs im Stall, wer Unglück hat, dem fallt die letzte Kuh/Wem’s glückt, dem kalbt der Ochs, manchem kalbt nicht einmal die Kuh
schwäbisch: (Einem Glücklichen) kalbt der Holzschlägel auf der Bühne/unterm Dach oder Ähnlichem (Zusatz: … und’s Blasrohr legt Eier.)

Sprichwörter:

Bei den Reichen kalbt der Misthaufen, bei den Armen verrecken die Kälber.

Charakteristische Wortkombinationen:

Elefanten, Rinder, Giraffen, Karibus, Kühe, Wale kalben
Gletscher kalben

Wortbildungen:

Adjektiv: kalberig
Konversionen: Kalben, kalbend
Verben: abkalben, auskalben, bekalben, nachkalben, verkalben
Substantiv: Kalberei

Übersetzungen

Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 917.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 5. Band Impu–Leim, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04783-6, DNB 965408787, Seite 2030.
Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 4. Band Haut–Kost, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570140-6, DNB 831065346, Seite 1403.
Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »kalben«.
Joe Pütz: Das grosse Dickschenärie. Dickschenärie I & II Kommbeind Riekonndischend Gemoddifeid und Gesuhpt. 1. Auflage. Peters Antiques, Swakopmund 2001, ISBN 978-9-991-65046-3, Seite 69.
Duden online „kalben
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „kalben“ auf wissen.de
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kalben
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalkalben
The Free Dictionary „kalben
Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „kalben
D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „kalben“.
Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „kalben“.
Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „kalben“.
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kalben

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „kalben
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 917.
  3. 3,0 3,1 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 4. Band Haut–Kost, Klett, Stuttgart 1983, ISBN 3-12-570140-6, DNB 831065346, Seite 1403.
  4. 4,0 4,1 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »kalben«.
  5. Bartholomaeus Grill: Techtelmechtel im Busch. Wo der Sonnenvogel den Salbei küsst. Grootbos an der Südküste Afrikas - ein weltweit einzigartiges Pflanzenreich. In: Zeit Online. Nummer 44, 2001, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).
  6. Kurt Kotrschal: Mit Federn, Haut und Haar: Die Kulturen der Wölfe. Traditionen beeinflussen die biologische Evolution nicht nur der Menschen. In: DiePresse.com. 2. September 2008, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).
  7. Anna Kemper: Den Gauchos geht das Fleisch aus. In: Zeit Online. 2. November 2009, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).
  8. Philip Bethge: Windige Windkraft. In: DER SPIEGEL. Nummer 18, 28. April 2014, ISSN 0038-7452, Seite 112.
  9. Schöne Eiswelt. In: Zeit Online. Nummer 42, 1996, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).
  10. Hilmar Poganatz: Das Eismonster kalbt!!!. Die Sau ferkelt ab, Kühe kalben und Gletscher auch. „Komische Sprache!“. In: DiePresse.com. 23. Juni 2007, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).
  11. Josef Müller-Marein: Erwartung. In: Zeit Online. Nummer 13, 25. März 1977, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 5. Dezember 2009).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Alben, Dalben, -halben, Kalben, kalten, Kolben, salben
Anagramme: Balken, blaken, blanke, Kabeln, kabeln