Dukatenscheißer

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Dukatenscheißer (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ der Dukatenscheißer die Dukatenscheißer
Genitiv des Dukatenscheißers der Dukatenscheißer
Dativ dem Dukatenscheißer den Dukatenscheißern
Akkusativ den Dukatenscheißer die Dukatenscheißer
Dukatenscheißer an der Fassade des Hotels Kaiserworth in Goslar

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: Dukatenscheisser

Worttrennung:

Du·ka·ten·schei·ßer, Plural: Du·ka·ten·schei·ßer

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Dukatenscheißer (Info)

Bedeutungen:

umgangssprachlich, scherzhaft: jemand, der unbegrenzt Geld erschafft/erarbeitet oder auch jemand, der sich gut mit Finanzen und Geldangelegenheiten auskennt; jemand, der weiß, wie man Geld vermehrt

Herkunft:

Dukatenscheißer ist eine Nebenform des eleganteren Dukatenesel. Beide Begriffe entstammen dem Märchen „Tischlein deck dich“, in dem beschrieben wird, wie ein Esel anfängt, Dukaten (= Münzgeld) zu koten.
Dies ist aber nur die abgeschwächte Version eines ganz anderen Sachverhaltes: Der Dukatenscheißer in Goslar ist dafür das eindrucksvolle Beispiel. Der kleine Mann hält sich an einer gedrehten Säule fest, die sehr wahrscheinlich einen Schandpfahl (Pranger) darstellen soll. Unter dem Dukatenscheißer findet sich alsdann ein aufwändig gearbeiteter Baldachin, unter dem sich wiederum, etwa 90 Zentimeter über dem Pflasterniveau ein leicht angeschrägter Sitz(platz) befindet. All diese Teile sind eingearbeitet in das Gildenhaus der Wandschneider, Goslars reichster und vornehmster Kaufmanns-Vereinigung.
Das Wandschneidergildenhaus wurde 1494 erbaut, die genannten Teile sind bauzeitlich.
Die Goslarer Juden waren im Jahr 1414 aus der Stadt geflohen (nach Braunschweig), weil sie ein "Schutzgeld", das ihnen auferlegt werden sollte, nicht zahlen konnten (oder wollten).
Ein Teil des Geldverkehrs war nun zusammengebrochen. Die Wandschneider stiegen (wohl) in das Geschäft ein.
Aus oberitalienischen Orten wie Siena, Padua, Venedig oder Verona kommend, setzte sich gerade eine neue Geldgeschäftsform durch, die nach den Tisch, auf dem das Geschäft betrieben wurde, "Banko" genannt - und das sich bewegende (drehende) Geld als "Giro" bezeichnet wurde. Hatte man kein Geld mehr, war man "bankorotto".
Die Goslarer Überlieferung berichtet nun, dass die Wandschneider die Dukatenscheißer-Installation aus präventiven Gründen an ihrem Gebäude errichteten. Säumige Schuldner sollten so eine "visuelle Mahnung" bekommen, dass sie ihre Schulden bei den Kaufleuten (diese handelten mit Stoffen, Gewürzen, Metall aus dem Rammelsberg und mit Geld) möglichst schnell begleichen sollten. Sonst wären sie "gebottarscht" worden, das heißt mit dem blanken Hintern auf den Sitz-Stein gesetz worden. Es handelt sich beim Dukatenscheißer also um eine "Abschreckungsmaßnahme".
Der Brauch des "Bottarschens" hat sich im Sprachgebrauch bis in die heutige Zeit halten können: Bei einem Offenbarungseid muss man bis heute "die Hosen runterlassen".

Sinnverwandte Wörter:

Dukatenesel, Dukatenkacker, Goldesel

Gegenwörter:

Geizhals, Pfennigfuchser

Beispiele:

„Betriebsleiter Wuttke von links; im Eingang mehrere Bauarbeiter. Wuttke zu Arbeitern: Bin ich dran schuld? Erster Arbeiter: Du und der Dukatenscheißer! Wuttke: Es fallen öfters Leute vom Gerüst. Zweiter Arbeiter: Nich drei in einer Nacht!“[1]
„Darüber hinaus werden auch verschiedene Kuriositäten wie z. B. der Dukatenscheißer, das Ungeheuer und die Völlerei von der Trunksucht befördert gezeigt, die als Gefäße und Behälter dienten.“[2]
Ich bin doch kein Dukatenscheißer!
Ich hab doch keinen Dukatenscheißer in der Ecke stehen!

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Dukatenscheißer
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalDukatenscheißer
Duden online „Dukatenscheißer
Deutsches Sprichwörter-Lexikon: Ein Hausschatz für das deutsche Volk, Band 1, herausgegeben von Karl Friedrich Wilhelm Wander

Quellen:

  1. Dramen, Friedrich Wolf. Abgerufen am 15. Oktober 2018.
  2. Wikipedia: Burg Eltz Aufgerufen am 6.12.16.