Prager Schmock

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Prager Schmock (Deutsch)

Singular Plural 1 Plural 2 Plural 3
Nominativ der Prager Schmock die Prager Schmöcke die Prager Schmocke die Prager Schmocks
Genitiv des Prager Schmocks der Prager Schmöcke der Prager Schmocke der Prager Schmocks
Dativ dem Prager Schmock den Prager Schmöcken den Prager Schmocken den Prager Schmocks
Akkusativ den Prager Schmock die Prager Schmöcke die Prager Schmocke die Prager Schmocks

Worttrennung:

Pra·ger Schmock, Plural 1: Pra·ger Schmö·cke, Plural 2: Pra·ger Schmo·cke, Plural 3: Pra·ger Schmocks

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Prager Schmock (Info)

Bedeutungen:

ein Schmock aus Prag
eine im geblümten Stil und sich besonderer Phraseologie bedienende geschriebene Form des Deutschen im Prag vor 1945
ein satirischer Typus eines im Prager Deutsch schreibenden Journalisten bei Karl Kraus. Kraus verwendet in seinen Schriften den Begriff Schmock aber auch im herkömmlichen Sinne.

Herkunft:

: Zusammensetzung aus Prag und Schmock

Synonyme:

Prager Deutsch

Gegenwörter:

Kleinseitner Deutsch, Böhmisch-Deutsch, Böhmakeln

Oberbegriffe:

Prager
Deutsch

Beispiele:

Egon Erwin Kisch: „Vom Kleinseitner Deutsch und vom Prager Schmock“, 1920[1]
„Im Gegensatz zur österreichischen Aussprache besaß sie zwei Verschlußlautreihen im Anlaut und im Inlaut, jedoch nicht im Auslaut, wie im Tschechischen. Die Aussprache des Prager Deutsch machte zusammen mit dem geblümten Stil den sogenannten »Prager Schmock« aus, über den sich Kisch lustig machte.“[2]
„Eines ist aber sicher: Die Aussprache des Prager Deutsch machte gemeinsam mit dem geblümten, manchmal sogar hochgestochenen Wortschatz und Stil den sogenannten »Prager Schmock« aus; Egon Erwin Kisch hat sich über den »Prager Schmock« lustig gemacht.“[3]
„Damals , als das Prager Deutsch als vorbildlich galt, kam andererseits auch das Wort vom ‚Prager Schmock‘ auf. Unter dem Prager Schmock versteht man nicht eigentlich den käuflichen Journalisten, sondern jemanden, der wie ein damaliger Prager Journalist redete, sich einer besonders gewählten, blumigen, teils abgegriffenen, teils ausgefallenen Phraseologie bediente. Um 1900 gab ein Prager deutscher Germanist ein zusammenfassendes, teils naives, teils verständiges Urteil über das Prager Deutsch ab: Es gibt ein reines und musterhaftes, oder vielmehr, distanziert ausgedrückt, „das als rein und musterhaft gepriesene Prager Deutsch“, sowie ein schlechtes, das Böhmisch-Deutsch, in Prag sowohl als auch in anderen innerböhmischen Städten.“[4]
„Die Bedeutung von Prag wird im Text aktualisiert durch die Bedeutung des Prager Schmocks, eines satirischen Typus in der Fackel, der als Repräsentant der Sprache des Journalismus gilt. Der Prager Schmock spricht und schreibt in einer mit Phrasen angereicherten, spezifisch ortsgebundenen Sprache.“[5]
„Die Informiertheit des Prager Schmocks wird freilich unübertroffen bleiben. Er hat schon vor Mitternacht, da die Notiz in Druck gehen mußte, gewußt, daß »die Anwesenden bis in die Morgenstunden ausharrten«. Für Bezahlung muß der Kerl schon am Abend Guten Morgen sagen …“[6]
„Der in Wien und Prag laut gewordenen Dummheit, die durch schlechtes Deutsch die nationale Ehre gegen mich zu wahren versuchte, seien unter zahllosen die folgenden zwei Äußerungen eines mir persönlich unbekannten Reichsdeutschen gegenübergestellt, der nach Zuständigkeit und sozialem Rang zur Vertretung der völkischen Sache berufener scheint und mit seiner Gesinnung sie auch besser rechtfertigt als ein Wiener Kasmader oder ein Prager Schmock: “[7]
„Aber ich selbst erinnerte mich nicht, als vor einem Jahr ein erzürnter Prager Schmock etwas unter dem plausiblen Titel »Karl Otto Ernst Kraus« erscheinen ließ, worin er die Enthüllung brachte, daß ich vor drei Jahrzehnten den Otto Ernst als Satiriker gerühmt habe.“[8]

Wortbildungen:

Prager Schmocktum

Übersetzungen

Quellen:

  1. Egon Erwin Kisch: Vom Kleinseitner Deutsch und vom Prager Schmock, in: Egon Erwin Kisch: Die Abenteuer in Prag, Wien -Prag -Leipzig 1920, S. 276 ff.; Wiederabduck: Gesammelte Werke Band II/1, Berlin - Weimar 1968, S. 469-477
  2. Emil Skála: Das Prager Deutsch, in: Zeitschrift für deutsche Sprache, Nr. 22 (1966), S. 84–91.
  3. Hartmut Binder, Peter Mast, Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen (Hrsg.): Brennpunkt Berlin: Prager Schriftsteller in der deutschen Metropole, (Schriften der Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen. Kulturhistorische Reihe), Mann, 1995, S. 12
  4. Pavel Trost: Die Mythen vom Prager Deutsch, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, Band 100, Erich Schmidt Verlag, 1981, S. 385
  5. Susanne Marten-Finnis, Matthias Uecker (Hrsg.): Berlin, Wien, Prag: Moderne, Minderheiten und Migration in der Zwischenkriegszeit, P. Lang, 2001, ISBN 0-8204-5628-4, S. 22
  6. Karl Kraus: Prager, in: Die Fackel, 6. Jg. Nr. 176, 28. Februar 1905, S. 21-22 Internet Archive
  7. Karl Kraus in Die Fackel, 21. Jg, Nr. 508-513, April 1919, S. 44 Internet Archive (Zum sytirischen Typus namens „Kasmader“ siehe den 1918/1919 geschriebenen „Nachruf“ auf die Monarchie, Kapitel: Was hatte sich ein Staat zugemutet)
  8. Karl Kraus: Großmann, in: Grimassen - Aufsätze 1914-1925 Spiegel-Gutenberg