optativisch

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optativisch (Deutsch)

Positiv Komparativ Superlativ
optativisch
Alle weiteren Formen: Flexion:optativisch

Worttrennung:

op·ta·ti·visch, keine Steigerung

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild optativisch (Info)
Reime: -iːvɪʃ

Bedeutungen:

Linguistik: den Optativ betreffend

Herkunft:

Substantiv Optativ und Suffix -isch

Gegenwörter:

admirativisch, imperativisch, indikativisch, jussivisch, konditional, konjunktivisch, optativ

Beispiele:

„714,2 (2) Das Kurzimperfekt bzw. (nach der gängigsten Bezeichnung) der Jussiv (↑415) ist in erster Linie die volitive Form der 3. Person.¹¹⁷
(a) Durch den Jussiv kann der Sprecher/Schreiber unterschiedliche deontische Nuancen ausdrücken (↑708,3a), besonders Befehle (obligativ) und Wünsche (optativisch; z.T. implizite Bitte um Erlaubnis o.ä.), aber auch Bitten (prekativ) oder Erlaubnisse (permissiv).“[1]
„Indem der Infinitiv die im Verbum ausgedrückte Handlung als eine bloss gedachte bezeichnet, steht er dem Imperativ an und für sich schon ziemlich nahe, ebenso wie der Conjunctiv (ϊωμεν, μἡ τϱέσῃς) und selbst das Futurum („du wirst den Apfel schiessen von dem Kopf des Knaben“ in Schillers Tell, statt „schiesse“ oder „du sollst schiessen“), und auch im Deutschen gebrauchen wir den Infinitiv imperativisch oder optativisch („herkommen, hierbleiben, ruhig sein“), ohne dass wir uns einer elliptischen Redeweise bewusst werden, wie dies bei wirklichen Ellipsen der Fall ist, z.B. „zum Henker, Gott befohlen, guten Abend, glückliche Reise, auf Wiedersehen, auf Ehre, bei Gott, meiner Treu, behüte, bewahre“ und ähnlichen Ausdrucksweisen, wie sie in jeder Sprache häufig sind. Indem ich mir das Eintreten eines Zustandes oder einer Handlung denke, erwarte ich oder wünsche, begehre dasselbe, und das ist der bei Homer imperativisch oder optativisch gebrauchte Infinitiv.“[2]
„In sechs der acht Gebete handelt es sich um Kombinationen von imperativischem und optativischem Sprechen, wobei viermal die imperativischen Teile länger sind als die optativischen. Am klarsten überwiegt der Imperativ im Eingangsgebet zum Gesamtwerk, von dessen 58 Versen lediglich die dreieinhalb Verse, die explizit den Schutz vor dem Teufel erbitten, optativisch gefaßt sind⁶³⁴, und im Gebet am Anfang der Widmung an die St. Galler Mönche, in dem nur das einleitende Viertel den Optativ zeigt⁶³⁵. Im Schlußgebet des zweiten und im längeren der beiden Eingangsgebete des dritten Buches sind die optativischen Teile etwas ausgedehnter - sie umfassen je etwa zehn Verse die im Schlußgebet des zweiten Buches in der seltenen optativischen Du-Form stehen, doch zeigt auch in diesen beiden Gebeten die größere Zahl der Verse den Imperativ.⁶³⁶“[3]
„Gegen eine optativische Deutung - vermehrt dann, wenn man für die Variante Imperative in 19aβ optiert - können folgende Einwände erhoben werden: Da der Prophet schon in 25:8-9 bestätigt hat, dass Jahwe den Tod vernichten wird, weil er es geredet hat, scheint uns wahrscheinlicher, dass auch hier Gewissheit (und nicht nur Wunsch) vorliegt. Der Indikativ ist deshalb dem Optativ vorzuziehen.“[4]
„¹ Seine Beweisführung ist natürlich dann nicht ganz zwingend, wenn man überall von optativisch gebrauchten Pseudopartizipien ausgeht. Das würde allerdings den engen Bereich der Verwendung dieser Form im Wunschsatz weit überschreiten. Generell gibt es ja eigentlich gar keine genuin „optativischen“ Pseudopartizipien, sondern es handelt sich um eine nur in ganz bestimmten Fällen mögliche Verwendung einer an sich adverbialen Form (also eine Sache der Pragmatik, nicht der morphosyntaktischen Ebene: Z.B. kann man im Deutschen in bestimmten Situationen Fragesätze als Befehle verwenden, ohne daß dies generell mit Fragesätzen möglich wäre).“[5]

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Optativ

Quellen:

  1. Jan P. Lettinga; Heinrich von Siebenthal (Herausgeber): Grammatik des Biblischen Hebräisch. Brunnen Verlag Gießen, 2017, ISBN 9783765577130, Seite 316.
  2. Jacob La Roche: Homerische Untersuchungen, Bände 1-2 (Homerische Untersuchungen, Jacob La Roche; Original von University of California). Teubner, 1869, Seite 74.
  3. Christian Thelen: Das Dichtergebet in der deutschen Literatur des Mittelalters (Band 18 von Arbeiten zur Frühmittelalterforschung). Walter de Gruyter, 2011, ISBN 9783110850628, Seite 182.
  4. Roland Kleger: Restauratio und Resurrectio in der Jesaja-Apokalypse. diplom.de, 2005, ISBN 9783832487232, Seite 231.
  5. Peter Weimar: Die Meerwundererzählung: eine redaktionskritische Analyse von Ex 13,17-14,31 (Band 9 von Ägypten und Altes Testament, ISSN 0720-9061). Otto Harrassowitz Verlag, 1985, ISBN 9783447025683, Seite 106.