protoalbanisch

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protoalbanisch (Deutsch)

Positiv Komparativ Superlativ
protoalbanisch
Alle weiteren Formen: Flexion:protoalbanisch

Alternative Schreibweisen:

proto-albanisch

Worttrennung:

pro·to·al·ba·nisch, keine Steigerung

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild protoalbanisch (Info)
Reime: -aːnɪʃ

Bedeutungen:

der hypothetischen Vorläufersprache der albanischen Sprachen zugehörig; auf das Protoalbanische (Uralbanische) bezogen

Abkürzungen:

protoalb.

Herkunft:

Determinativkompositum, zusammengesetzt aus dem gebundenen Lexem proto- und dem Adjektiv albanisch

Synonyme:

uralbanisch

Beispiele:

„Diese Betonung wird auch durch alb. kúmetrë vorausgesetzt. Zugrunde liegt also eine speziell balkanische Variante von lat. commáter, die uns einen ersten Hinweis liefert, in welchem Raum die Slawen entlehnt haben werden. Bezogen sie unmittelbar von Romanen, oder, wie bei komьkati, über protoalbanische Vermittlung? ...
Unklar bleibt, ob poganь direkt aus dem Balkanromanischen übernommen wurde, wo es in rum. păgîn, arom. pîngîn fortlebt, oder aber protoalbanisch vermittelt wurde (alb. pëgërë ist -g- lautgeschichtlich nicht regelgerecht: vielleicht an das Slawische, allenfalls an das Italienische angeglichen).“[1]
„Nichtindogermanische Herkunft wurde nur bei dem ausschließlich aus dem Griechischen erschließbaren Pelasgischen in Betracht gezogen (heute bestehen über dessen indogermanischen Charakter, soweit es überhaupt als einheitliche Sprachschicht gerechnet wird, kaum mehr Zweifel; Popović 1960, 95-100; dezidiert für pelasgisch = protoalbanisch Konda 1964) sowie beim Dardanischen, das, falls es nicht zum Thrakischen oder Illyrischen gerechnet werden muss, der letzte balkanische Rest der Sprache der mediterranischen Urbevölkerung sein könnte (Solta 1980, 37).“[2]
„Bei solch einem Stand der Quellen können auch außerlinguistische Argumente an Kraft gewinnen. Da die historischen Sitze der Albaner im ehemaligen Gebiet der südillyrischen Stämme von alters her bezeugt sind, scheint es von vornherein wahrscheinlicher, daß die protoalbanische Sprache von einem südillyrischen Dialekt zu stammen habe. Diese Meinung haben ihrerzeit Miklosich, Meyer, Kretschmer, Jokl u.a. geäußert.“[3]
„Einerseits sei die geistige und materielle Kultur der Illyrer erhalten geblieben, andererseits hätten sich auf dieser uralten Basis die ersten Besonderheiten eines allmählich sich formierenden albanischen Volkes gezeigt. Dies ist das Hauptergebnis der Ausgrabungsstätten der bereits erwähnten » Koman«-Kultur.³⁶ Die Koman-Kultur steht nach Auffassung der albanischen Archäologen am Anfang der Herausbildung der arbërischen oder protoalbanischen Kultur. Die definitive Herausbildung des albanischen Ethnos erfolgte in der Zeit zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert.“[4]
„Die Wissenschaft sieht in der »Koman-Kultur« den Vorläufer der »protoalbanischen« Kultur. Im allgemeinen geht man davon aus, daß die Herausbildung des albanischen Ethnos zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert stattgefunden hat, als die verschiedenen illyrischen oder protoalbanischen Stämme und Dialekte ...“[5]
„Jüngste Forschungen des Wiener Indogermanisten Stefan Schumacher zum Uralbanischen und zu protoalbanischen Lehnbeziehungen zwischen Albanisch und balkanischem Latein in den ersten nachchristl. Jahrhunderten haben gezeigt, dass das Uralbanische einen postponierten Artikel entwickelt haben muss, der sich auf das uridg. Demonstrativum zurückführen lässt.“[6]

Übersetzungen

Joachim Matzinger: Die albanische Autochthoniehypothese aus der Sicht der Sprachwissenschaft* (*Überarbeitete Fassung eines Thesenpapiers vom Runden Tisch in Regensburg (Südosteuropa-Institut) am 24.04.2009). Wien 2016, Seite 6 URL (PDF-Dokument)

Quellen:

  1. Heide Willich-Lederbogen (Herausgeber): Itinera slavica: Studien zu Literatur und Kultur der Slaven: festschrift für Rolf-Dieter Kluge zum 65. Geburtstag (Band 16 v. ‚Die Welt der Slaven: Sammelbände‘; Band 16 v. ‚Sammelbände, Die Welt der Slaven‘; Band 16 v. ‚Welt der Slaven‘. Verlag Otto Sagner, 2002, ISBN 3876908248, Seite 231, 232
  2. Sebastian Kempgen, Peter Kosta, Tilman Berger, Karl Gutschmidt (Herausgeber): Die slavischen Sprachen / The Slavic Languages. Halbband 2 (Band 32 v. 'Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK)'. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 3110215470, Seite 1177
  3. Winfred P. Lehmann, Helen-Jo Jakusz Hewitt (Herausgeber): Language Typology 1988: Typological Models in the Service of Reconstruction (Band 81 v. 'Current Issues in Linguistic Theory'). John Benjamins Publishing, 1991, ISBN 9027277885, Seite 152
  4. Karl Kaser: Hirten, Kämpfer, Stammeshelden: Ursprünge und Gegenwart des balkanischen Patriarchats. Böhlau Verlag, Wien, 1992, ISBN 3205055454, Seite 134
  5. Dardan Gashi, Ingrid Steiner: Albanien: archaisch, orientalisch, europäisch (Brennpunkt Osteuropa). Promedia, 1994, ISBN 3900478767, Seite 50
  6. Wolfgang Dahmen (Herausgeber): Südosteuropäische Romania: Siedlungs-/Migrationsgeschichte und Sprachtypologie: romanistisches Kolloquium XXV (Band 532 v. 'Tübinger Beiträge zur Linguistik'). BoD (Books on Demand), 2012, ISBN 3823367404, Seite 42