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INSEKTOID – 1 – INSEKTOID Der Ruf aus der Zukunft. Vor dir steht ein riesenhafter Kopf mit Rüssel und großen Facettenaugen. Ein Ruf aus der Zukunft. Ein Ruf aus deinem Inneren, das weiß, daß die Zukunft schon begonnen hat. Das Insektoid steht vor deinem Auge und starrt dich an, und du beginnst zu ahnen, was es sieht. Du starrst in sein Auge und siehst etwas, das so ohne Wärme, so ohne Gnade, so ohne Sehnsucht, so ohne menschliches Gefühl ist, daß du zu fürchten beginnst, es sei dein Feind. Doch das Insektoid ist nicht dein Feind. Das Insektoid kommt aus deiner Zukunft. Das Insektoid ist in deiner Seele. Das Insektoid will Kontakt. Was ist das Insektoid? Ist es ein Angstbild? Ist es eine Hoffnung? Ist es eine Ratlosigkeit? Wie kommt es in deine Seele? Warum siehst du es? Siehst du es? Du siehst das Insektoid, wenn du ganz alleine bist. Denn dann verläßt du eine deiner Grundlagen, und es ist Raum für etwas Neues. Die – 2 – Grundlage, die du verläßt, ist die Selbstverständlichkeit deiner Existenz als Individuum. Es ist selbstverständlich, daß man unentwegt den Einflüssen der Außenwelt ausgesetzt ist. Der Wille kann nicht mehr als eine Richtungsangabe in diesem Strom bewirken. Ebenso selbstverständlich könnte es aber sein, daß dieses Individuum wiederum Produkt vieler Strömungen der Innenwelt ist. Ist es das nicht? Nun gut. Du erfährst das Insektoid, wenn du alleine bist, wenn du zur Ruhe kommst, wenn deine Aufmerksamkeit nach Innen sinkt. Ist dort Vergangenheit? Ist dort eine Zukunft? Ist dort Antrieb, Wille, Sehnsucht? Doch welches Land liegt jenseits von alledem? Ist dort auch ein Wesen? Sicher wohnen im Menschen Wesen. Das weiß jeder, dem es nicht zu kompliziert ist, das zu wissen. Manchmal wohnen dort Hunde, Pferde, Löwen, Frösche … Oft wohnen dort auch Menschen. Geliebte, Verwandte, Gefürchtete. Und irgendwo da drinnen, vielleicht etwas tiefer, vielleicht etwas älter, wohnt auch das Insektoid. Was ist das für ein Wesen? Wo kommt es her? Wird es von dir geschaffen? Erschafft es dich? – 3 – I Plötzlich und unerwartet dringt das Insektoid in die Wahrnehmung ein. Es kommt meist, wenn der Mensch erschöpft ist. Es kommt, wenn er überlastet ist. Die Überlastung wirft ihn aus der gewohnten Welt des menschlichen Zusammenlebens. Die Überlastung zwingt ihn in die Isolation. Das Insektoid erscheint in unterschiedlich starker Intensität. Der eine sieht nur flüchtig irgendwelche Insekten, wo keine sein sollten, dem anderen steht das Insektoid Monate lang unauslöschbar vor den Augen. Manchmal hat es eine menschlichere Ausstrahlung und wird mit Außerirdischen in Verbindung gebracht, manchmal ist es so fremdartig, daß der Betrachter in anhaltende Panik verfällt. Etwas ist jedoch allen Erscheinungsformen des Insektoids gleich. Es spricht nicht . Es hat riesige undurchdringliche Augen. Es ist insektenhaft. Es starrt dich an. Irgendwie hat das, was wir im Kontakt mit diesem Wesen empfinden viel mit unserem Verhältnis zu den Insekten zu tun. In diesem Verhältnis könnte ein Schlüssel liegen, der uns die Verständigung ermöglicht. Die Gattung der Insekten ist alt, viel länger schon auf diesem Planeten als Säugetiere und Menschheit. Einige Arten gibt es hier bereits seit über 400 Millionen Jahren. Der Abstand, der uns von ihnen trennt, ist gewaltig. Es ist dieser Abstand, der uns erschreckt, eine Distanz, die wir aber unter Umständen in kürzester Zeit zu überwinden haben. – 4 – Die jetzige Situation der Menschheit ist eine Situation der totalen Überlastung. Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht. Der Planet ist von unserer Gattung übervölkert, und wir nutzen ihn radikal aus. Obwohl uns schon seit langem klar ist, daß die Konsequenz dieses Verhaltens unweigerlich in mehr als eine Katastrophe führen wird, ändern wir unser Verhalten nicht dem entsprechend. Die Veränderungen, mit denen wir auf dieses Wissen reagiert haben, sind nicht schnell und effektiv genug. Auch das wissen wir. Wir sind in einer Sackgasse. Das Überleben in unser selbsterschaffenen Endzeit ist eine Situation der Überlastung. Die Wirkung bleibt nicht aus. Immer mehr Menschen und ganze Völker verfallein in sinn- und ziellose Gewalt. Die Regierungen beginnen die Kontrolle zu verlieren. Die Menschen greifen zu jeder Fluchtmöglichkeit aus dieser Wirklichkeit. Wir haben uns selbst in die Enge getrieben und verhalten uns entsprechend. In dieser Situation erscheint das Insektoid. Sicher, viele Gestalten erscheinen im Dilirium der totalen Zerstörung, um ihre Botschaft loszuwerden, wie alles besser sein könnte. Doch das Insektoid spricht nicht. Das Insektoid ist kein Mensch. Das Insektoid starrt uns an. Es erscheint und bietet sich an. Vielleicht sind wir es, die Kontakt aufnehmen sollten. – 5 – Wollen wir uns mit dem Insektoid verständigen, müssen wir eine Reise beginnen, eine Reise in Richtung des Insekts. Das Insektoid, das sich uns gezeigt hat, macht diese Reise möglich. Es hat eine Spur gelegt, die den, der ihr folgen will, den Weg über den Abgrund, der uns von der Verwirklichung des Wunsches nach Überleben trennt, sicher finden lassen könnte. Es ist eine Reise über die Abgründe der Zeit. Der Weg führt nach Innen. Es ist ein Weg durch unsere Entwicklung zu Individuen, ein Weg durch lang vergessene Brutkammern der Seele, ein Weg bis ans andere Ufer unser Entstehungsgeschichte. Die Reise beginnt in der Einsamkeit. Nur der Ruf des Insektoids ist im Ohr. Nur seine Botschaften sind in der Erinnerung. Aber läßt uns nicht unvorbereitet losgehen. Es könnte Angst aufkommen. Es könnte Schwindel den Geist erfassen und ihn in den einen oder anderen Abgrund werfen. Wir werden vieles nicht verstehen. Laßt uns lernen bevor wir losgehen. Das Insektoid wird uns lehren, welche Sprache wir sprechen müssen, um zu verstehen. Da Insektoid ist eine Äußerung. Es ist die Äußerung eines Willens. Dieser Wille ist das Resultat einer Situation. Er wird von vielen Wesen getragen -- auch von den Menschen. Er bezieht sich auf einen Teil unser Gegenwart, der sich allmählich in die Zukunft auszudehnen beginnt. Es ist eine Zukunft, die ein Überleben voraussetzt. Das Insektoid versucht – 6 – etwas mitzuteilen. Es hat einen Raum gesehen, der in der nahen Zukunft auf der Erde existieren wird, und der JETZT zu entstehen beginnt. Dieser Raum ist etwas, das von den Menschen oft als "Herrschaft über die Erde" bezeichnet worden ist. Es ist jedoch lediglich die Position einer bestimmten Art von Einflußmöglichkeit auf diesen Planeten. Was das Insektoid zu vermitteln versucht, ist die Notwendigkeit der spezifischen Veränderung des Menschen, um in der Lage zu sein diesen Raum einzunehmen. Die Fremdheit, mit der uns das Insektoid gegenübertritt, ist der Ausdruck der Distanz, die uns noch von diesen Voraussetzungen trennt. Gleichzeitig bezeichnet sie die andere Gattung, die in der Lage sein könnte, den frei werdenen Raum einzunehmen: Das Insekt. Das Insektoid ist eine Äußerung in Form eines Wesens. Es ist nichtmaterieller Substanz und entsprechend schwierig ist es, sich mit ihm auseinanderzusetzen, ja vielleicht sogar es für real zu halten. Doch wenn es wahr ist, daß es zwischen uns und der Zukunft vermitteln soll, wenn es wahr ist, daß es uns auf etwas vorbereiten soll, dann müssen wir seine Existenz zunächst einmal akzeptieren. Wenn wir die Botschaft ernst nehmen, die an uns gerichtet zu sein scheint, dann müssen wir sie auch zu verstehen versuchen. Das Insektoid ist uns fremd und doch sehr nah. Wie sonst könnte es in unser Inneres gelangt sein? Wahrscheinlich ist es dort schon seit sehr langer Zeit. Wahrscheinlich sind es die Umstände, ist es die Situation, weswegen wir es entdeckt haben. Wir müssen herausfinden, wie es in uns gelangt ist. Wir müssen herausfinden, wann es entstanden ist. Und wir müssen herausfinden, wo außer in uns es noch vorhanden ist. – 7 – II Eine Reise in die Seele erfordert die Fähigkeit zur Veränderung. Es hat wenig Sinn, die Reise zu beginnen, wenn man sich schon beim ersten Kontakt mit dem Insektenhaften den Geist verwirrt oder verängstigt die Flucht ergreift. Der Mensch muß sich zunächst an das Insektoid in seiner Nähe gewöhnen, bevor er darauf zu geht. Er muß von dem Verhalten, das Insekten zeigen, lernen, und er muß es nachempfinden können. Langsam wird er sich so einer Veränderung unterziehen, die seine Menschlichkeit verwandelt und in ihm die Mittel zur Verständigung entstehen läßt. Dies setzt zunächst einmal die Aufgabe seines Standpunktes voraus. Um den Abstand, der den Mensch von dem Insekt trennt nachzuvollziehen und zu realisieren, ist es notwendig, die Standpunkte beider Arten zu kennen und sich doch auch von ihnen zurückziehen zu können. Was zunächst einmal verlassen werden muß, ist der Standpunkt der Menschlichkeit. Denn die Identifikation mit dem menschlichen Organismus bezieht sich zunächst einmal auf dessen Lebensbedingungen und das Zusammenleben mit anderen Menschen. Diese Bedingungen werden sich in naher Zukunft drastisch verändern. Der menschliche Standpunkt wird damit sinnentleert. Je weiter die Reise nach Innen führen wird, desto losgelöster wird sie von der materiellkörperlichen Bindung und allen ihren Konsequenzen sein. Das Verlassen des menschlichen Standpunktes, bedeutet das Infragestellen aller seiner Werte und Zweifel an jedem eigenen Verständnis. Es muß klar sein, daß dieser Prozeß einem Ziel untergeordnet sein soll. Dieses Ziel wird durch das Insektoid dargestellt. Es wird der einzige Orientierungspunkt sein, um uns in die Richtung des Insekts zu leiten. Als Vorbereitung dieser Umwandlung ist es sinnvoll, den Abstand zwischen uns und den Insekten durch Auseinandersetzung und Gewöhnung zu verringern. Vieles wird uns dann im unmittelbaren Kontakt mit der insektoiden Seele vielleicht weniger fremdartig vorkommen. Bestimmte Verarbeitungsprozesse können vorweggenom- – 8 – werden, und ihre Fremdheit wird uns weniger verwirren. Es ist sinnvoll einen Eindruck von dem zu haben, was uns erwarten wird. Wie schon erwähnt, ist der Ursprung der Insekten wesentlich älter als der der Säugetiere. Der Schnittpunkt einer gemeinsamen Entwicklungsgeschichte – ein gemeinsamer Vorfahr – liegt sogar noch viel weiter zurück. Es ist schwierig einen derartigen Zeitraum nachzuvollziehen. KANNST DU ZURÜCKFINDEN, DORTHIN, WO DU NUR VON WASSER UMGEBEN WARST? KANNST DU DICH ERINNERN, WIE DU AUS DEM WASSER, DAS ÜBERALL GEWESEN IST, DEINE KRAFT GESAUGT HAST? KANNST DU DICH ERINNERN, WIE ES WAR, ALS DA NICHTS ALS DÜNNE HAUT GEWESEN IST - UM DICH UND IN DIR? KANNST DU DICH ERINNERN WIE FEIN DER UNTERSCHIED WAR, ZWISCHEN DIR UND DEM WASSER? ERINNERST DU DICH AN DEN DRANG NACH BEWEGUNG? IST ES WIRKLICH SCHON SO LANGE HER? ODER WAR ES GESTERN? – 9 – Die Insekten haben ihren ganz eigenen Weg eingeschlagen. In gewisser Weise könnten sie unser Komplement sein. Fische und Seesterne sind uns entwicklungsgeschichtlich jedenfalls bei weitem näher. Der entscheidendste Schritt aus der Gemeinsamkeit war die Entwicklung des Außenskeletts. So wie wir UM unsere Knochen leben, tun Insekten eben das genaue Gegenteil. Diesen Unterschied nachzuvollziehen, ist das wichtigste und wesentlichste unser Vorbereitungsarbeit. Jedes Wissen, das uns hierfür dient, ist verwertbar. Wir wissen etwas über den langen Aufenthalt in geschlossenen Räumen. Wir wissen etwas über den Zusammenhang zwischen Nervenbahnen und lebendem Gewebe. Wir wissen etwas über Fixierung und Konzentration. Im Vergleich zu Insekten ist unser ganzer Körper ein einziges Wahrnehmungsorgan. Die Insekten sind mit toter Materie umgeben. Nur wenige Öffnungen führen in die Außenwelt. Entsprechend intensiv ist ihre Wahrnehmung. Entsprechend angepaßt ist sie dem Handlungsspektrum. Das Außenskelett schützt das Insekt. Es schützt vor der Außenwelt. Es konzentriert das Wesen in seinem Inneren. Es gibt wenig Gründe, mehr wahrzunehmen, als absolut notwendig ist. Denn aus Umweltveränderungen lernt nicht das Individuum, sondern die Art. Die Entwicklungsgeschichte des Insekts verläuft nach bemerkenswert anderem Schema als die des Menschen. Es gibt Insektenarten, die seit 100 Millionen Jahren unverändert existieren. Es gibt andere, die erst mit – 10 – Entstehen der Menschheit hervorgegangen sind. Die einzelnen Arten handeln nach gleichbleibenden Mustern. Wenn ein verändertes Handeln sinnvoll wird, entsteht eine angepaßtere Art. Bei Insekten sind die zeitlichen Abstände zwischen den Generationen wesentlich kürzer als bei den Säugern. Gleichzeitig gibt es bei ihnen eine viel größere Anzahl der Arten, und eine stärkere Ausbreitung auf dem Planeten. Das wovor der Mensch seit jeher eine derartige Furcht empfunden hat – der Tod – ist also für die Insekten wichtigster Unterstützer ihrer Ausbreitung. Wo der Mensch sich durch seine Kultur einen abstrakten Orientierungspunkt für seine Entwicklung zu konstruieren versucht, schöpfen die Insekten diesen direkt aus dem Tod. Es scheint zuweilen, als ob Insektenarten von unabhängigen Kräften geleitet würden. Am deutlichsten ist dieses Bild bei staatenbildenden Gruppen. Ähnlich sieht es unter Lebenwesen sonst nur in unseren Städten aus, und wir erkennen bekannte Ordnungen wieder. Ordnung, von der wir dachten, daß wir sie erfunden hätten. Bei allen anderen Arten, außer uns selbst nennen wir diese Kräfte oft die "Kräfte der Natur". Doch genau wie es in der Ordnung der Menschen Kräfte gibt, die man in der einen oder anderen Form ansprechen kann, gibt es in der Ordnung der Insekten dieselbe Möglichkeit Vermittler zu kontaktieren. Genau dies tun die Insekten wahrscheinlich auf intensivste Weise. Vielleicht ist hier eine Möglichkeit, etwas mehr über die Natur des Insektoids zu erfahren. Es könnte sein, daß es uns ermöglichen will, den Kontakt zu den Vermittlern der Insekten herzustellen. Unser Werkzeug dazu ist unsere Seele, die im Unterschied zu der in einer ihrem Körper ähnlich starren Schale lebenden Seele des Insekts wesentlich anpassungsfähiger ist. Dei Möglichkeiten, die durch diesen Kontakt eröffnet werden, beinhalten für den Menschen die Entwicklung eines Verhaltens, das die Krise, in die unsere Rasse in kürze stürzen wird, bewältigen helfen könnte. Einfach dargestellt ist der Handlungsbezug der Insekten wesentlich direkter als der der Menschen. Die Reflexion über die Handlung wird vollständig aus den engen Grenzen der biologischen Existenz – 11 – herausgehoben und in eine Ebene jenseits der Schwelle des physischen Todes getragen. Die Wahrnehmung des Insekts ist eng an Lebensfunktionen gebunden. Der Spielraum, der dem Einzelwesen in seiner Orientierung bleibt, ist verschwindend gering. Eine Möglichkeit des Menschen das Empfinden einer solchen Situation nachzuvollziehen, sind seine Erfahrungen mit Konzentration. Wenn das Insektoid bei uns ist, und wir uns stark zu konzentrieren beginnen, können wir bemerken, daß es uns näherkommt. Die Konzentration muß im Alleinesein stattfinden. Sie baut eine Verbindung zu ihrem Objekt auf. Wir werden jedoch erfahren, daß es nicht Konzentration ist, was das Insekt empfindet und was das Insektoid ausstrahlt. Es ist mehr. Es ist ein Zusammenziehen der Aufmerksamkeit, die von uns sonst nur in Krämpfen der Seele erlebt wird. Menschen, die diesen Zustand einmal erlebt haben, sprechen von übermenschlichen oder unmenschlichen Gefühlen (falls sie die Erfahrung nicht sofort wieder verdrängen). Ein Anhalten des Krampfes wird von der menschlichen Gesellschaft meist als Krankheit gewertet. Der Mensch beginnt dann nämlich stark veränderte und an das (jetzige) Gemeinschaftswesen schlecht angepaßte Verhaltensweisen zu zeigen. Sein Emotionnsspektrum verschiebt sich. Seine Orientierung verändert sich. Sein Konzept von Wirklichkeit wird für viele zu einem Wahngebilde. Es ist zu diesem Zeitpunkt wenig wünschenswert dauerhaft in einen derartigen Zustand zu geraten. Trotzdem ist er eine wesentliche Station auf dem Weg zur Verständigung mit dem Insektoid. Was erreicht werden muß, ist kein unwillkürliches Zu- – 12 – sammenkrampfen der menschlichen Aufmerksamkeit, sondern ein allmähliches kontrolliertes Zusammenziehen, das aber bei weitem über bloße Konzentration hinausgehen muß. Es muß ganz dem Ziel der Verständigung untergeordnet sein. Erst wenn die Kommunikation einmal aufgebaut worden ist, kann in Erwägung gezogen werden, dieses Verhalten auch in den Alltag einfließen zu lassen. Denn erst in Verbindung mit einem unabhängigen Bezugspunkt – dem Insektoiden Bewußtsein – kann es einen Sinn bekommen. Die feste Schale des Insektenkörpers konzentriert ein Wesen in seinem Inneren. Sie konzentriert Energie. Sie macht den Austausch zwischen Wesen und Außenwelt enger, direkter, intensiver. Sie macht den Unterschied zwischen Innen und Außen deutlicher. Die Schale ist in etwa 20 Glieder unterteilt. Sie werden von innerhalb sitzenden Muskeln bewegt. Das Insekt hat sechs Beine. Oft hat es zwei oder manchmal vier Flügel. Das Wesen in dem Knochenpanzer ist beweglich. Das Blut in seinem Inneren fließt frei. Eine große Pumpe, die sich durch den ganzen Körper zieht, verteilt das Blut. Durch ein Filtersystem an Öffnungen im Panzer wird die Luft hereingelassen. Diese Wesen haben sich auf der ganzen Erde ausgebreitet. Ihr Vorgehen ist eine möglichst einfache und möglichst rasche Anpassung an alle Lebensumstände. Wie genau diese Anpassung vonstattengeht, ist den Menschen noch weitgehend unklar. – 13 – Man weiß einiges. Man glaubt etwas zu wissen. Man hat Theorien entwickelt, und wir glauben diesen Theorien. Es bleibt bemerkenswert, daß keine andere Art, weder Reptilien, Krustentiere oder Säuger, in einer derart konstanten Präsenz auf diesem Planeten ansäßig sind. Dem Menschen, der sich als das wissendste aller Tiere glaubt, ist es gelungen, fast alle anderen Arten weitgehend zu vernichten. Das Insekt hat diesen Versuchen bis heute widerstanden. Die Menschen wissen eigentlich nicht warum. Sie glauben es zu wissen. Sie werden es nicht wissen, bis sie ihren Standpunkt aufgegeben und sich grundlegend verändert haben. In gewisser Weise hat der Mensch aber tatsächlich schon lange den insektoiden Weg eingeschlagen. Viele Merkmale der zivilisierten Gesellschaften scheinen direkt von den Insektenstaaten – die wesentlich älter sind – übernommen worden zu sein. So werden z.B. Insektenstaaten durch hormonartige Duftstoffe (sogenannte Pheromone), auf die jedes Einzelwesen reagiert, kontrolliert. Bei uns nehmen diese Rolle das Geld und die Gesetze der Wirtschaft ein. Das Funktionieren des Systems ist jedoch bei den Insekten weit weniger unzyklischeren Veränderungen unterworfen und wirkt viel eingespielter und rationeller als das der Menschen. Auch gibt es bei ihnen innerhalb der Art funktional unterschiedliche Individuen. Der Körperbau ist der Spezialisierung angepaßt. Auch der Mensch hat seit einigen Jahrtausenden damit begonnen, seine Gesellschaft auf spezialisierte Schichten von Angehörigen aufzubauen. Worin er sich aber von allen anderen Lebewesen grundsätzlich unterscheidet, ist sein Bestreben, sich vor allen Umweltgefahren unbedingt zu schützen. Jede andere Art tut das nur soweit, wie es den Erhalt der eigenen Spezies sichert. Was dem Menschen gefährlich erscheint, ist oft nur etwas, das ihn weiterentwickeln könnte. Vermeidet er diese Gefahr, wird er als Spezies diffus und bleibt lediglich auf das Vermeiden von Umweltkontakt ausgerichtet. Natürlich werden durch diesen Kontakt immer Menschen sterben. Doch eine andere Entwicklungsmöglichkeit gibt es für die Menschheit nicht. Sie kann sich nicht sämtliche Lebensbedingungen selbst schaffen. In gewisser Weise ist der Mensch das unperfekteste aller – 14 – Lebewesen. Seine Methode der Kulturschöpfung als Kompensation für seine Machtlosigkeit im natürlichen System zeugt von einem Mangel an Verständnisfähigkeit. Schon immer hat er jedoch auch versucht, diesen Mangel durch Naturbeobachtungen auszugleichen. Die Verbindung zum Insektoid wäre die aktuellste Form dieser Anpassung. III Du findest das Insektoid, wenn du alleine bist. Du findest das Insektoid, wenn du zur Ruhe kommst. Du findest das Insektoid, wenn du aufgehört hast, nach dem Menschen zu suchen. Es tritt aus der Stille und zeigt sich dir. Es hat eine klare Botschaft. Du mußt dich verändern, um diese Botschaft zu verstehen. Du mußt dich mit einer anderen Lebensform auseinandersetzen, wenn du die Botschaft verstehen willst. Du mußt von den Insekten lernen. Wenn du Kontakt aufgenommen hast, wird dir das Insektoid folgen. Es wird Spuren auslegen. Wenn du weitergehen wirst, wirst du die Spuren finden. Das Insektoid wird sie vor dir auslegen. Du wirst den Spuren folgen. Du wirst eine Fliege sehen, die um eine Glühbirne kreist. Du wirst erkennen, wie die Menschen auf den Straßen bestimmten Leitlinien folgen. Du wirst die Wege der Menschen verstehen lernen. Da wird ein ganz eigener Weg für dich zu sehen sein. Du wirst den Insekten begegnen. Du wirst sie in der Kultur der Menschen finden. Auf Abbildungen. In der Musik. In den Organisationsformen der Menschen. Du wirst ihren Einfluß spüren. Ihre Energie wird an dich herantreten, und du wirst lernen mit ihr umzugehen. Dein Verhalten gegenüber den – 15 – Menschen wird sich verändern. Dein Verhalten gegenüber allen Wesen wird sich verändern. Dein Verhalten gegenüber dir selbst wird anders werden. Du wirst die Bestätigung des insektoiden Weges immer deutlicher sehen. Die Zeichen werden klarer werden. Über all dem steht das Insektoid. Irgendwann wirst du seine Stimme hören. Irgendwann wirst du seinen Duft riechen. Irgendwann wirst du an seinen Gedanken teilhaben. Du findest das Insektoid, wenn du alleine bist, und irgendwann wirst du nicht mehr alleine, sondern mit dem Insektoid sein. Ameisen werden über deinen Tisch laufen. Fliegen werden an der Decke deines Zimmers sitzen. Falter werden von draußen durch das Fenster kommen. Du wirst den Blick des Insektoiden auch in Menschen sehen. Du wirst dich mit ihnen über das Insektoid verständigen können. Du wirst damit beginnen, seine Botschaft weiterzutragen, und über allem wird das Bild des Insektoid stehen. Es gibt Insekten, die unter der Erde leben. Einige fliegen in der Luft. Einige wohnen in Bäumen. Andere laufen über das Wasser. Es gibt Raubinsekten. Es gibt welche, die sich von deinem Blut ernähren. Viele Pflanzen vermehren sich nur mit Hilfe der Insekten. Und irgendwo gibt es auch etwas insektenhaftes, das einen ganz persönlichen Bezug zu den Menschen hat. – 16 – Viele Fliegen existieren nur duch den Menschen. Ebenso einige Flöhe und Käfer. Bald wird es etwas aus der Welt der Insekten geben, von dem unsere Existenz abhängen wird. Dieses Wesen wird sich in einem Bereich etablieren, den wir so lange als uns alleine zugehörig angesehen haben. Wenn wir das Insektoid im seelisch-geistigen Raum kontaktieren, wird es nötig werden, unsere Arroganz zu überwinden. Wir werden nicht mehr alleine sein. Wir werden vielleicht nur noch in dieser Verbindung existieren. IV Können wir lernen, unsere Angst vor den Insekten zu verlieren? Können wir es akzeptieren, unsere Bestrebung der Herrschaft über alle anderen Lebewesen aufzugeben? Können wir uns darauf vorbereiten, uns in ein Organ des Insektoids zu verwandeln? Es ist uns nur möglich, unsere Individualität zugunsten einer Teilnahme an einer größeren Verbindung aufzugeben, wenn wir Einsicht in ihre Existenz erhalten. Das kann nur im Alleinesein geschehen. Zieh dich zurück vom Menschsein! Finde das Insektoid! Schau es an! Lerne es zu verstehen! Hör ihm zu! Sprich mit ihm, wenn du gelernt hast, wie du dich verständigst! Kein Mensch kann dich das lehren. Nur das Insektoid und die Insekten sind dazu in der Lage. Gib deinen Widerstand auf. Gib deine Angst auf. Spüre, was hinter dieser Angst liegt. Geh auf das Insektoid zu. Lerne seine Anwesenheit wahrzunehmen. Schau es dir an. Und du bist schon auf dem Weg. – 17 – SCHABEN SIND EURE GÖTTER SCHABEN SIND EURE GÖTTER. IHR SEID SCHWACH. IHR SOLLTET SIE ANBETEN. SIE SIND EINE VOLLKOMMENERE LEBENSFORM, ALS IHR ES SEID. IHR SEID VERDORBEN, IHR MIT EUREN IDIOTISCHEN WEHWEHCHEN. IHR HABT PSYCHIATER, BERUHIGUNGSMITTEL, IHR BRAUCHT URLAUB, IHR FANGT KRIEGE AN, IHR BEGEHT SELBSTMORD, IHR STEHLT, IHR LÜGT, IHR BETRÜGT, IHR SEID SCHWACH. IHR SEID UNFÄHIG ZU ÜBERLEBEN. IHR SEID ZU SEHR DAMIT BESCHÄFTIGT, UM EUER GROSSES HIRN ZU KREISEN. IHR MÜSST GEFÄNGNISSE BAUEN, UM EURE MITMENSCHEN DARAN ZU HINDERN, EUCH UMZUBRINGEN! IHR BRINGT ALLES UM. IHR LEBT IN ANGST. IHR KÖNNTET NIEMALS MIT DER EINFACHHEIT UND SCHÖNHEIT DER KÜCHENSCHABE LEBEN. IHR HABT ABTREIBUNG. IHR BESCHÄFTIGT EUCH MIT BEDEUTUNGSLOSEN DINGEN. IHR SEID SCHWACH, SCHABEN SIND EURE GÖTTER. IHR SEID NOCH NICHT EINMAL SOWEIT, DASS IHR DIE WEICHEN BAUCHSEGMENTE DER MUTTERSCHABE KÜSSEN KÖNNTET. SIE STOSSEN EUCH AB. IHR FÜRCHTET SIE. VON IHNEN GIBT ES MEHR ALS VON EUCH. IHR WINDET EUCH BEI IHREM BLOSSEN ANBLICK. SIE MACHEN EUCH KRANK. IHR SEID SCHWACH. SCHABEN SIND EURE GÖTTER. – 18 – ÜBERLASST IHNEN EURE MAHLZEIT. OB IHR ES TUT ODER NICHT, SIE WERDEN EUCH UND EURE DUMMHEIT ÜBERLEBEN. IHR VERSUCHT, SIE MIT GAS UND GIFT UMZUBRINGEN, GENAUSO WIE IHR ES MIT EURESGLEICHEN MACHT. DIE SCHABE KEHRT ZURÜCK. STÄRKER. SCHNELLER. IMMUNISIERTER. IHR SCHAUT FERNSEHEN. IHR VERSCHLIESST EURE TÜREN, UM EUCH GEGEN EURE EIGENE ART ZU SCHÜTZEN. IHR STECKT EUCH NADELN IN DIE ARME. IHR VERKAUFT EURE KÖRPER. IHR ERFINDET NEUE UND AUSGEFALLENE WEGE, EUCH UND ANDERE ZU VERSTÜMMELN. IHR SEID SCHWACH. SCHABEN SIND EURE GÖTTER. (HENRY ROLLINS) – 19 – INSEKTOID In der Schale. Im Panzer. In der Hülle. Ein Schweigen von Wand zu Wand. Eine Stille im engen Raum. Eng. So eng. Was ist draußen? Wo ist draußen? Ein Zittern geht durch den Raum. Wohin? Nach draußen! Nach draußen! – 20 – Mensch, du in der dünnen Haut. Wohin treibt es dich? Wohin geht dein Sehnen? Die Sonne, die Nacht, so dicht auf deiner Haut, so nahe an dir. Kannst du denn noch etwas finden, der du alles so dicht bei dir hast? Oder hast du die Richtung verloren, weil es für dich so wenig draußen gibt? Und was du Innen hast, das wirfst du hinaus, um endlich Außen in deinem Inneren zu leben. Mensch, du, der sich selbst erzeugt: ein Bild von dem, was Mensch ist, weil du den Menschen nicht mehr finden kannst … weil du ihn durch die Poren in das Nichts zerfließen ließest. Doch sieh nun, wie das Bild dem Wesen folgt. Sieh nun, was es erlebt auf seiner Reise. Sieh, was übrigbleiben wird, wenn du zerflossen bist. Bist du dem Tier begegnet, mit Krallen, scharem Zahn und Fell? Bist du der Schlange begegnet, mit feuchter schuppiger Haut? Du fließt weiter, du fließt tiefer in das Nichts des Neuen. Haben die Tiere an deinem Fleisch genagt? Erfahre, wie du langsam zerfällst, während du tiefer fließt. Erfahre, daß es nicht der Tod ist, der dich zerlegt. Erfahre das Leben, wie es dich zerteilt und weiterträgt – bis zur Unerkennbarkeit. Sind Menschen gekommen und haben dich mit Erde zugedeckt? Dort unten nagt der Käfer an deinen Knochen. Dort unten wirst du die Ameise treffen. Und die Larven in deinem Fleisch. Dort unten sind keine Menschen mehr. Dort unten im Tunnel erwartet mit harter Haut und großem Auge das Insekt. Übergib dich nun. Lass' es nun dein Lehrer sein. Es wird in dich eindringen. Es wird an dir saugen. Es wird dich ausfüllen. Es wird dich aufnehmen. Es wird überall sein. – 21 – ANFANG VOM WASSER UMGEBEN. DER STRÖMUNG AUSGELIEFERT. GEGEN DAS LAND GETRIEBEN. GEGEN DIE FELSEN GETRIEBEN. ANDEREN, DIE IM WASSER SIND, AUSGELIEFERT. EINE HÜLLE BILDEN. EINEN PANZER BILDEN. GLIEDER, UM DER STRÖMUNG ZU ENTGEHEN. DURCH DAS WASSER GLEITEN. ANDERE, DIE OHNE SCHALE IM WASSER LEBEN, JAGEN UND VERZEHREN. AUF DEM MEERESBODEN KRIECHEN, IM SAND NACH NAHRUNG SUCHEN. DUCH DEN SCHLAMM DER KÜSTE KRIECHEN. MEHR NAHRUNG FINDEN. DIE LUFT DURCH DEN PANZER LASSEN. NEUE ÖFFNUNGEN. GLIEDER ENTWICKELN. AN DAS LAND KRIECHEN. ATMEN. SICH AUSBREITEN. IMMER NEUE ORTE FINDEN. SCHNELLER SICH IN PFLANZEN BOHREN. AUF BÄUME KLETTERN. VON DEN BÄUMEN GLEITEN. WEITER . MIT NEUEN GLIEDERN ÜBER DAS LAND FLIEGEN. ZU DEN ENTFERNTESTEN ORTEN. WEITER. SCHNELLER. VON GENERATION ZU GENERATION. – 22 – RICHTUNG Die Sonne, der Mond und die Sterne sind besonders gute Navigationspunkte, da sie eine große Entfernung besitzen, und das Insekt einen konstanten Orientierungswinkel aufrechterhalten und sich für lange Zeit in gerader Linie bewegen kann. Wenn die Lichtquelle nah ist, ändert sich der Erscheinungswinkel auf der Retina, sobald das Insekt auch nur eine kurze Strecke zurücklegt. Das Insekt kann seine diagonale Orientierung nur dann aufrechterhalten, wenn es sich ständig zur Lichtquelle hin wendet. Dies führt das Insekt auf einen Spiralkurs, der schliesslich in der Lichtquelle endet. Deshalb fliegen Motten in die Kerzenflamme. Doch vielleicht zeigen sie auch nur ein Verhalten, das an entfernte Lichtquellen angepasst ist. (MICHAEL D. ATKINS) – 23 – LUST ETWAS LIEGT IN DER LUFT. DEN KOPF HEBEN. DIE FÜHLER DURCH DIE LUFT KREISEN LASSEN. ETWAS DRINGT IN DEN PANZER UND WIRD ZU KLARHEIT. ES IST EINE SPUR. ES IST EINE BOTSCHAFT. ES IST EIN VERLANGEN. DIE BEINE BEWEGEN SICH. DIE FLÜGEL SCHWIRREN DURCH DIE LUFT, FOLGEN DER SPUR. BIS DAS ANDERE WESEN GEFUNDEN IST. KEIN INNEHALTEN. ANTWORT GEBEN. DIE ANTWORT, DASS DIE BOTSCHAFT VERSTANDEN WURDE UND DASS ES GUT IST - DASS ES GESCHEHEN MUSS. – 24 – DIE FRAGE DES ANDEREN WESENS BEANTWORTEN. ZEIGEN, DASS DIE BOTSCHAFT VERSTANDEN WURDE. BIS ES GETAN IST. BIS DER DRANG, DER WILLE ZU LEBEN, WEITERGEGEBEN IST – AN ANDERE GENERATIONEN. – 25 – TRAUM IN EINER ART DELIRIUM TRÄUMTE ICH, DASS ICH MIT EINER WEIBLICHEN KAKERLAKE IN DER GRÖSSE EINER FRAU ZUSAMMENKAM. SIE LÄCHELTE UND FORDERTE MICH AUF NÄHER ZU KOMMEN. SIE KÜSSTE MICH. DAS GEFÜHL IHRER [[Bauchschuppen|BAUCHSCHUPPEN AN MEINEM FLEISCH LIESS MICH ZUCKEN UND SCHWITZEN. WIR LIEBTEN UNS. SIE SCHLANG IHRE SECHS BEINE UM MEINEN RÜCKEN UND ZOG MICH HERAN. IHRE ANTENNEN PEITSCHTEN AUF MEINEN RÜCKEN. KEINE FRAU LIESS MICH JEMALS SO FÜHLEN, NIEMALS! AM MORGEN WAR ICH BEDECKT MIT SCHWEISS, BLUT UND STINKENDEM GELBGRÜNEM SCHLEIM. SIE GEBAR MEINE KINDER (ZWANZIG AN DER ZAHL). SIE WAREN HALB MENSCHLICH, KONNTEN SICH IN WOCHEN UND NICHT JAHREN VERMEHREN UND SECHSMAL SCHWERERES ALS IHR EIGENES KÖRPERGEWICHT ANHEBEN. WIR ZEUGEN IN DEN STRASSEN, IN DER KANALISATION, IN HINTERZIMMERN UND PUFFS. NICHT EIN TAG VERGEHT, AN DEM MEINE KINDER NICHT STÄRKER UND GRÖSSER WERDEN. WIR SIND ÜBERALL. – 26 – IHR VERSUCHT UNS ZU TÖTEN, MIT FALLEN UND GIFT. DOCH DAS IST NUR EIN KLEINER APPETITHAPPEN FÜR UNS. IHR WERDET DIE WELT NIEMALS VON UNS BEFREIEN. IHR WERDET ZEUGEN DER ZERSTÖRUNG EURER WELT. IHR WERDET UNTERGEHEN. (HENRY ROLLINS) – 27 – BEWEGUNG Sechs Beine. Flügel. Muskeln im Inneren. Kraft. Die Sonne treibt die Bewegung an. Die Flügel ausbreiten und nach der Sonne fliegen. Nach dem Licht. Die Beine finden festen Halt am Boden. Über die Erde kriechen. Von Nahrung, zu Nahrung. Von Nahrung zum schützenden Bau. Vom Bau in die Luft, um sich auszubreiten. Um sich zu vermehren. Schlag es! Tritt es! Es stemmt sich vom Boden und läuft weiter. Zerquetsche seinen Körper! Reiß ihm zwei Beine aus! Es kriecht weiter, bis es keine Kraft mehr hat, bis alles zu Ende ist. Bis es von anderen gefressen wird. – 28 – BAU Die am höchsten entwickelten Strukturen der Insekten sind die Nester einiger staatenbildenden Arten. Das Nest der Holztermite besteht nur aus einem Tunnelsystem. Doch die pilzkultivierenden Termiten beispielsweise bilden ein Nest aus Erde, Speichel und Kot. Die riesigen Hügel der tropischen Termiten weisen unterschiedliche Formen auf, die für die einzelnen Arten durchaus charakteristisch sind. Zusätzlich zur Schutzfunktion haben die entsprechend konzipierten Termitenbauten ein gut reguliertes Mikroklima. Amitermes orientieren ihre Nester so, daß sie morgens und abends möglichst viel Wärme durch die Sonneneinstrahlung aufnehmen können. Bei den pilzkultivierenden Macrotermes ist die Klimaregelung im Bau am höchsten entwickelt. Diese Insekten bauen eine Reihe von Gängen, durch die die Luft ihrer Dichte entsprechend einströmt und so ihre Temperatur und ihren Kohlendioxidgehalt optimal zum Pilzanbau in den Zuchtkammern geeignet ist. Die Nester von Ameisen können sehr unterschiedlich sein, in ihren Standorten wie in ihrem Aufbau. Wie dem auch sei, die Arten, die größere Kolonien bilden halten sich für gewöhnlich im Erdboden, entweder unter einem Felsen, der teilweise im Boden eingebettet ist, oder, unter einem – 29 – Cubitermes fungifaber aus Afrika baut pilzförmige Nester, die frei neben Baumstämmen stehen und etwa 60 cm hoch werden. Haufen pflanzlicher Überreste auf. Der Boden stellt einen wirksamen Puffer gegen starke Änderungen der Temperatur und der Feuchtigkeit dar. Ein Felsblock, der teilweise von Erdboden bedeckt ist, dient als wirksame Hilfe zur Thermoregulation, genau so wie die jahreszeitlich variierende Tiefe der Brutkammern im von Erdboden umgebenen Nest. Die fortschrittlichste Kontrolle des Mikroklimas wird von hügelbildenden Arten erreicht. Obwohl diese Ameisen vermutlich nicht über eine solche "Klimaanlage" wie die vorhin erwähnten Termiten verfügen, sind die Ameisenhügel doch mehr als eine nur zufällige Anhäufung biologischen Materials. Das Hügelmaterial hat oft eine andere Oberflächenstruktur und einen höheren Anteil organischer Stoffe als der ihn umgebende Boden. Die Oberfläche ist mit einer speziellen Ausscheidung versehen, die womöglich vor Spritzwasser schützt und das Absorptionsvermögen für Sonneneinstrahlung erhöht. (Michael D. Atkins) – 30 – Schematischer Schnitt durch einen 3 m hohen Bau von Bellicositermes nutalensis aus dem tropischen Afrika. Außen befindet sich ein dicker gemauerter Mantel (1) mit Luftkanälen (2). An diesem ist an Lamellen (3) das Nest aufgehängt. Eingezeichnet sind: Königinzelle (4), Pilzgärten (5), Lager zernagter Holzspäne (6) und die unterirdisch zuführenden Gänge (7). TERMITEN Wenn die Soldaten der Termiten ausgewachsen sind, beginnen sie sofort höchst komplizierte Bauten auszuführen, Zellen, Gänge, Wasserleitungen, und über das Ganze decken sie eine Kruste, die mannigfache Bogenformen aufzuweisen hat. Man kann mit einer stählernen Platte einen Termitenhügel derart teilen, daß zwischen den Termiten auf beiden Seiten der Platte jeder Verkehr unterbunden wird. Trotzdem bauen sie auf der einen Seite genau dieselbe Bogenform wie auf der anderen, nur fällt der Bogen unter Umständen niedriger aus. Das auf die Oberfläche des Hügels scheinende Licht empfinden sie durch die Kruste hindurch, die manchmal eine Dicke von fast einem halben Meter erreicht. Mit Hilfe von Grashalmen und Holz bauen sie Bögen durch die freie Luft. Sie stehlen Eier aus anderen Termitenhügeln, tragen sie in die Brutkammer und pflegen sie dort. Sie sorgen für die Larven und füttern sie. Sie legen Gärten an und bepflanzen vertrocknete Gärten von neuem. Die Termiten graben tiefe Bohrlöcher, um Wasser zu finden, und von diesen Quellen aus wird es für allgemeine Zwecke heraufbefördert. Wenn ein Termitenhügel aufgebrochen wird, erscheinen als erstes die Soldaten und untersuchen den Schaden eingehend von allen Seiten. Wenn keine Arbeiter oder nur wenige bie der Hand sind, geben die Soldaten ihr Signal. Durch schnelles Bewegen der Halsplatten an ihrem Panzer bringen sie einen Ton hervor, ein schnelles Tik-Tik-Tik. In den Häusern, die von Termiten heimgesucht worden sind, hört man des Nachts diesen Ton aus allen Richtungen. Durch – 31 – dieses Signal rufen die Soldaten die Arbeiter an die angegriffene Stelle, aber derselbe Ton dient auch als Nahrungssignal. Dieser Ruf wirkt so alarmierend, daß selbst Arbeiter, die mit irgendwelchen besonderen Aufgaben beschäftigt sind, z.B. mit Wasserholen oder Larventragen, Gartenarbeit oder Fütterung des königliches Paares, alles stehen und liegen lassen und sich zu dem Platz drängen, von dem das Alarmsignal ausgesendet wird. Das Verhalten der Termiten entspricht in jeder Hinsicht den Funktionen der Blutkörperchen bei den höheren Tieren. Genauso wie die weißen Blutkörperchen einen Ring um die Wunde bilden, die von den roten Körperchen geheilt wird, schließen sich die Soldaten zu einem schützenden Kreis zusammen, während das Loch von den Arbeitern wieder zugemauert wird. Wenn du einen der Soldaten mit irgendeinem scharfen Gegenstand, etwa einer Nadel, reizt, so verfällt er in eine Art Krampf. Sein Körper wird ruckartig hin und her geschleudert und aus seiner tubenförmigen Waffe wird ein Tropfen klarer, klebriger Flüssigkeit in die Richtung, aus der die Gefahr droht, herausgespritzt. Kleinere Insekten scheint diese Flüssigkeit heftigen Schmerz zu verursachen; sie klebt ihren Kiefer und Beine zusammen. Die Bewohner zweier Termitenhügel, die etwa einen Meter voneinander entfernt liegen, vermischen sich unbekümmert, und ohne miteinander zu kämpfen. Lege ein Stück Holz genau in die Mitte zwischen beide und besprenge die Umgebung mit Wasser, so wirst du nach dem Aufdecken ihrer – 32 – Im Darm der Termiten leben einzellige Geißeltierchen (Flagellaten), die die aufgenommene Zellulose zu Traubenzucker abbauen. Gänge bemerken, daß die Insassen beider Nester das Stück Holz in Angriff nehmen. Du kannst auch Arbeiter und Soldaten aus beiden Nestern miteinander austauschen udn wirst doch niemals bemerken, daß sie sich gegenseitig angreifen. Wenn du dagegen das Experiment mit zwei Termitenhügeln durchführst, die zwanzig oder dreißig Meter voneinander entfernt sind, dann werden die Fremden sofort überwältigt und getötet. Vernichtest du die Königin in einem der beiden nahe beieinander gelegenen Bauten, so stellen die Termiten, die ihre Königin verloren haben, ihre Arbeit ein, und wandern in das benachbarte Nest aus. Ist aber der nächste Termitenhügel weiter entfernt, so machen die verwaisten Termiten keinen Versuch, in den anderen überzusiedeln, sondern gehen in ihrem alten Heim zugrunde. Der Grund für dies verschiedene Verhalten scheint mir folgender zu sein: Die geheimnisvolle Macht, die von der Königin ausgeht, wirkt nur innerhalb eines begrenzten Raumes. Jede einzelne Termite steht unter ihrem Einfluß. Lieben nun zwei Termitenhügel nahe beieinander, so erstreckt sich die Macht der Königin auf die Insassen beider Nester. Dieselbe psychische Kraft der Königin bewirkt auch, daß die aus einem und demselben Nest stammenden Termiten sich gegenseitig erkennen und sofort merken, wenn ein Fremder bei ihnen eindringt. Die Königin ist also der psychische Mittelpunkt ihres ganzen Staates, das Gehirn des Organismus, den wir "Termitenhügel" nennen, der Ursprung aller gemeinschaftlichen Tätigkeit der Soldaten und Arbeiter. Genau wie unser Gehirn die Funktion der Blutkörperchen beherrscht und dieses Gesamttier, das wir unseren Körper nennen, in Ordnung hält, so geht von diesem formlosen, bewegungslosen Gegenstand, der in ein enges Gewölbe eingesperrt ist, eine Macht aus, die alle Bewegungen des zusammengesetzten Tieres, Termitenhügel genannt, lenkt. (Eugene N. Marais) – 33 – IM BAU GEWIMMEL. UNZÄHLIGE GERÄUSCHE UND GERÜCHE. UNZÄHLIGE ANDERE WESEN IN BEWEGUNG. ALLE AUF DEM WEG. ALLE IN BESCHÄFTIGUNG. DER SPUR FOLGEN. IRGENDWO IM BAU IST ETWAS, DAS DIE SPUR LEGT. DER SPUR FOLGEN. IRGENDWO IM BAU IST DER GRUND FÜR DIESE SPUR. DER SPUR FOLGEN. IRGENDWO IM BAU IST DAS WICHTIGSTE. WEITERLAUFEN BIS ES NICHT MEHR GEHT. WEITERLAUFEN BIS DIE SPUR ABBRICHT. EIN WESEN IM BAU HÄLT INNE. ES HEBT DEN KOPF UND STRECKT DIE FÜHLER DEM HIMMEL ENTGEGEN. – 34 – HEUSCHRECKEN Die in Einzelfällen 100 Milliarden Exemplare zählenden bis zu 80000 t schweren Schwärme der Wanderheuschrecken können maximal eine Ausdehnung von 210 km Länge und 20 km durchschnittlicher Breite (4200 km²) erreichen. Weil sie plötzlich in einen Landstrich einfielen, alles Grüne vernichteten und nicht wirksam zu bekämpfen waren, fürchtete sie der Mensch, siet er begann Pflanzen anzubauen, und setzte sich mit Pest und Krieg gleich. Die Vernichtung seiner Kulturen brachte Hunger, Not, Krankheit und Tod. Es verwundert uns deshalb nicht, wenn wir schon in den ersten schriftlichen Überlieferungen von Wanderheuschrecken lesen: "Mose reckte seinen Stab über Ägypten, und der Herr trieb einen Ostwind ins Land den ganzen Tag und die ganze Nacht; und des Morgens führte der Ostwind die Heuschrecken her. Sie kamen über das ganze Ägypten und ließen sich allerorts in solcher Anzahl nieder, wie sie nie vorher gesehen wurde und nie in Zukunft gesehen wird. Denn sie bedeckten das Land und verfinsterten es. Und sie fraßen alles Kraut im Lande auf und alle Früchte auf den Bäumen, die der Hagel übriggelassen hatte, und ließen nichts Grünes übrig an den Bäumen und am Kraut auf dem Felde in ganz Ägypten." (Mose 2) – 35 – LARVE Es ist hart, eine Larve zu sein. Zuerst ist da gar nichts. Und dann wächst aus dem nichts ganz langsam und stufenweise ein unbestimmtes Bewußtsein heran. Die Wahrnehmung der Welt stellt sich nicht als ein Schock ein, sondern als eine graue Unvermeidlichkeit. Die Larve kann sich nicht bewegen, kann nicht sprechen. Aber denken kann sie. Seine ersten Erinnerungen befaßten sich ganz natürlich mit dem Pflegehort: einer kühlen, schwach beleuchteten Kammer kontrollierter Bewegung und beträchtlichen Lärms. Unter der sanft gewölbten Decke unterhielten sich Erwachsene mit seinen Mitlarven. Und mit der Wahrnehmung seiner Umgebung stellte sich das Erkennen des Ichs und eines Körpers ein: einer knotigen, eineinhalb Meter langen zylindrischen Masse aus fleckigweißem Fleisch. Durch einfache, noch nicht vollkommene Larvenaugen nahm er hungrig die beschränkte Welt in sich auf. Erwachsene, Geräte, Wände, Decke und Boden. Seine Gefährten, die Krippe, in der er lag. Und alles das war weiß und schwarz oder ein Grauton dazwischen. Das war alles, was er wahrnehmen konnte. (Alan Dean Foster) – 36 – DIE FLIEGE Die Hügel hatten sich geglättet. Strohig-gelbe Ebenen, Ölbäume in Gruppen, ohne Ordnung, brutale, sandsteingelbe großhornige Rinderherden. Eine endlose Scheibe, die sich dreht. Die Straße war verschwunden. Der Wagen funktionierte nicht mehr. Er löste sich auf. Enrique saß auf einem flachen Felsen. Er schlug die Beine übereinander und steckte eine Zigarette an. Um uns Rinder. Ich stand nervös. Ich hatte Angst. Die kleine Erhöhung, auf der wir uns befanden, der Mittelpunkt der Drehscheibe, die Sonne im Zenit, die Hitze wieder unerträglich. Enrique schlug die Beine übereinander und rauchte. Ein Stier kam auf mich zu und schaute mich an. Er sah mir ins Auge. Eine Fliege kroch dem Stier ins Auge. Enrique steckte eine Zigarette an und schlug die Beine übereinander. Ein Horn des Stiers glänzte unregelmäßig. Die Sonne stand im zenit. Eine Fliege kroch dem Stier auf die Augenbraue. Der Stier blinzelte. Sein Blick war traurig. Die Scheibe drehte sich: – im Uhrzeigersinn – Olivenhain, strohige Ebene, Herden. Enrique saß auf einem Stein und rauchte mit übereinandergeschlagenen Beinen. Er hatte braune Augen. Sein Blick war ernst. Hatte er nicht blaue Augen gehabt bei unserer ersten Begegnung? Das Auge des Stiers war schwarz. Die Fliege im Auge des Stiers war schwarz, aber sie sah nicht schwarz aus, sie hatte keine Farbe oder jede nur fühlbare Farbe. Die Sonne war weiß und bedeckte die Ölbäume, die strohige Ebene, die Herden, meinen Körper und selbst Enriques braune Augen mit diesem Weiß. Nur das schwarze Auge des Stiers bedeckte sie nciht und auch nicht die Fliege, die sich zwischen den Winkeln des Auges und der Braue bewegte. Das Auge des Stiers blickte mich an, oder, es blickte nur innerhalb eines endlosen Meeres der Weiße, in dem auch ich versunken war. Aber das Auge des Stiers sah mich auch, wenn ich nicht mehr existierte. Der Blick des Stiers war traurig. Die Fliege liebte den Stier, sie liebte sein Auge. Seit Jahrzehnten versuchte sie in diesem Auge zu leben, mit dem Stier zusammen zu leben. Sie wußte, daß sie mit ihm zusammenleben konnte. Es war ein Handel möglich, der ihrer Liebe Substanz verlieh. Sie saugte die – 37 – Tränen des Stieres auf und ernährte sich davon. Das Saugen stimulierte die Pupille des Stieres und gab ihm die Kraft, das Weiß, das die Sonne verstreute, zu durchdringen, die Dinge zu sehen, und nicht zu versinken. Die Fliege wußte, daß ihre Liebe einmal erfüllt sein konnte, sie war es noch nicht, aber das war nur wegen der ungünstigen Umstände so – einmal, wußte die Fliege, würde sie in Harmonie im Auge des Stieres leben, seine Tränen saugen und seine Sehfähigkeit stimulieren. Einmal, wußte sie, würde der Stier ihre Liebe erwiedern, wenn nicht weil sie ihm die Fähigkeit verlieh zu sehen im gleichgültigen Weiß der Zenitsonne, so doch weil sie seine Tränen aufsaugte. Weil sie ein Wesen war, das sich von seinen Tränen ernähren konnte. (Phillip Spistler) – 38 – Schmeißfliege Grüne Schmeißfliege DIE KÖNIGIN Die Königin war ungeheuer groß. Ihr Körper lag in Ost-West-Richtung mit dem Kopf nach Westen. Der König hatte nur die Größe einer gewöhnlichen Termite und hielt sich beständig entweder auf ihrem gigantischen Körper oder in seiner unmittelbaren Nachbarschaft auf. An seinem Verhalten war nichts zu bemerken, das auf seine Funktion hätte schließen lassen. Eine große Menge von Arbeitern der kleineren Sorte machte sich unaufhörlich auf dem Körper der Königin oder um sie herum zu schaffen. Unmittelbar vor ihrem Kopf war eine kleine Öffnung in der Zellwand, die aber viel zu klein war, um die Königin hindurchzulassen. Zwei Ströme von Arbeitern bewegten sich durch diese Tür ständig hin und her , der eine hinausgehend, der andere hereinkommend. Wir stellten bald fest, daß diese Arbeiter mit drei verschiedenen Aufgaben beschäftigt waren: 1. Der eine Strom fütterte die Königin. Jeder einzelne Arbeiter kam nahe an ihren Kopf heran, reckte sich etwas, um ihren Mund erreichen zu können, und unmittelbar darauf erschien ein Tropfen jener klaren Flüssigkeit zwischen seinen Kiefern, der wei ein Diamant leuchtete und sogleich in dem Mund der Königin verschwand. Sobald er mit der Fütterung fertig war, ging der kleine Arbeiter um den riesenhaften Körper herum, um den auf der entgegengesetzten Seite gelegenen Ausgang zu erreichen. 2. Von derselben Seite und mit ihnen zusammen kamen andere Arbeiter herein, die die Aufgabe hatten, die Eier hinauszutragen, und für sie zu sorgen. Auch diese gingen um die Königin herum, und dann jeder mit einem Ei, sich dem hinausströmenden Zuge anzuschließen. Man hat nachgezählt, daß die Königin in vierundzwanzig Stunden fünfzigtausend Eier legte; man – 39 – kann sich danach vorstellen, mit welcher Eile der Eiertransport vor sich gehen mußte. 3. Eine kleinere Gruppe von Arbeitern war mit einer viel geheimnisvolleren Aufgabe beschäftigt, deren Sinn mir nicht ganz deutlich geworden ist. Ich vermutete, daß sie auf irgendeine Weise die Haut der Königin zu reinigen hätten. Sie erschienen entweder einzeln oder in Gruppen auf ihrem riesigen Körper und strichen in ständiger Bewegung ganz sanft mit ihren Kiefern auf ihrer Haut hin und her. Wir konnten sehen, daß sie leer hereinkamen, ihre Körper aber beim Hinausgehen mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt waren. Diese Flüssigkeit müssen sie aus der Haut der Königin herausgesogen haben, ohne sie doch dabei irgendwie zu beschädigen. Wir nannten sie die Masseure. Es kann aber auch sein, daß sie die spezielle Aufgabe hatten, die Jungen zu füttern, und daß die Königin zu diesem Zweck eine Flüssigkeit absonderte. Außer dieser unermüdlichen Geschäfigkeit der drei Klassen von Arbeitern bemerkten wir dann noch eine viel interessantere Erscheinung. Die Zelle der Königin war von einem Kreis der größeren Soldaten umgeben, die sich in gleichem Abstand voneinander befanden. Die Ebene dieses Kreises war in einem Winkel von annähernd 45 Grad zum – 40 – Wasserspiegel geneigt. Im Vordergrund der Palast-Höhle standen die Soldaten auf dem Boden, während sie an der entgegengesetzten Seite mit dem Kopf nach unten vom Dach herabhingen. Alle ihre Köpfe waren dem magnetischen Nordpol zugekehrt. Ich halte diese Tatsache für wichtig, weil ich überzeugt bin, daß der Erdmagnetismus das Verhalten der Termiten beeinflußt. Die Glieder dieser "Leibwache", wie wir sie nennen wollen, verhielten sich die meiste Zeit über ganz ruhig, aber hin und wieder ging eine merkwürdige Bewegung durch sie hindurch, ein Hin- und Herschwingen des Kopfes und des vorderen Teils ihres Körpers, das mich an den oft von Beobachtern beschreibenen Trermitentanz erinnerte. Sobald ein Glied der Leibwache mit diesen Bewegungen begann, steckte es nach ein paar Sekunden seinien Nachbarn zur Rechten damit an, der dann seinerseits den Anstoß zu der Bewegung seinem Nachbarn weitergab, und so ging es im Kreis herum, bis der eigentliche Tanz wieder dort endete, wo er begonnen hatte. (Eugene N. Marais) – 41 – DAS INSEKTOID Das Insektoid ist der nächste Schritt der Entwicklung des Menschen: Erzeuge eine Kruste, ein Schild um das, was Du besitzt. Laß Öffnungen für die Sinne. Wähle aus, was Du fortgibst: Scheiße, Nachwuchs Was Du hereinläßt: – Überleben – Orientieren – Verbreiten Schaffe Werkzeuge: – mechanische – für die Verständigung – sexuelle Erweitere das Gefühl. Erweitere das Herz – Strang der Macht – Gerade Linie – Strang der Kraft – Gerade Linie In diesem Panzer Schale Das Streben nach Freiheit kommt Bewegung gleich Energie Überleben ¡ – 42 –