am Hungertuch nagen

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Worttrennung:

am Hun·ger·tuch na·gen

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild am Hungertuch nagen (Info)

Bedeutungen:

arm sein, hungern

Herkunft:

Diese Redewendung findet ihren Ursprung ungefähr im Jahre 1000 n. Chr. Damals wurde in vielen Ländern Europas in der Fastenzeit ein Tuch (Hungertuch, auch Palmtuch oder Fastentuch) zur Abtrennung von Altar- und Kirchenraum aufgehängt.

Synonyme:

arm wie eine Kirchenmaus sein

Gegenwörter:

ausgesorgt haben, reich sein, satt zu essen haben

Beispiele:

„Nun hast du's“ sagte der Mann, „jetzt können wir wieder am Hungertuch nagen.“ „Ach,“ sprach die Frau „ich will den Reichtum lieber nicht, wenn ich nicht weiß, von wem er kommt; sonst habe ich doch keine Ruhe.“[1]
Und so ließ man sie am Hungertuch nagen. Sie nagte daran und nagte, – aber es bekam ihr sehr gut. Je dünner sie wurde, umsoweniger von ihrem Körper konnte verfallen, und Geist hatte sie ohnehin so gut wie gar nicht aufzugeben.[2]
„Die Militärs hatten alles mitgenommen, und heute nagte die Familie des einstigen Präsidenten am Hungertuch.“[3]

Übersetzungen

Redensarten-Index „am Hungertuch nagen

Quellen:

  1. Gebrüder Grimm, Die Goldkinder, z.n. Projekt Gutenberg
  2. Erich Mühsam, Die Psychologie der Erbtante, Tante Rosa, z.n. Projekt Gutenberg
  3. Michael Obert: Regenzauber. Auf dem Niger ins Innere Afrikas. 5. Auflage. Malik National Geographic, München 2010, ISBN 978-3-89405-249-2, Seite 118.