Gretchenfrage

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Gretchenfrage (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ die Gretchenfrage die Gretchenfragen
Genitiv der Gretchenfrage der Gretchenfragen
Dativ der Gretchenfrage den Gretchenfragen
Akkusativ die Gretchenfrage die Gretchenfragen

Worttrennung:

Gret·chen·fra·ge, Plural: Gret·chen·fra·gen

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Gretchenfrage (Info) Lautsprecherbild Gretchenfrage (Österreich) (Info)

Bedeutungen:

kein Plural: die Frage, die Gretchen dem Faust in Vers 3415 von Faust I stellt
übertragen: eine schwerwiegende, bedeutsame Frage
übertragen: Frage, deren Inhalt sich auf Religion bezieht
übertragen: Fangfrage/Frage, die zu einer klaren Entscheidung und zu einem deutlichen Bekenntnis auffordert
übertragen: Frage, die als heikel, peinlich oder schwierig aufgefasst wird (und deren Beantwortung deswegen problematisch ist)

Herkunft:

Der Ursprung des Wortes Gretchenfrage liegt in Vers 3415 von Faust I, wo Gretchen Faust fragt: „Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?“[1]. In der Folgezeit wurden Fragen, deren Inhalt, deren Tendenz, deren Wirkung oder deren Bedeutung mit der Frage Gretchens korrespondierte, als Gretchenfrage bezeichnet. Allerdings verliert sich der Bezug zu Goethes Werk mehr und mehr, so dass man schließlich sagen kann, dass der Bestandteil Gretchen- häufig lediglich den Bestandteil -frage verstärkt.[2]
Goethe selbst hat das Wort Gretchenfrage nicht verwendet. Seine Entstehung muss damit in eine Zeit fallen, in der der oben genannte Vers einer breiteren Menge bekannt war. Dies war seit den 1840er-Jahren der Fall. Es ist möglich, dass das Wort lange Zeit in der Umgangssprache existierte, bevor es Eingang in die Schriftsprache fand. Man vermutet, dass sich die Entstehung so zugetragen hat, dass es zunächst Gretchen-Frage, Gretchensfrage oder Gretchens Frage gab, was mit einem Zitat der Frage oder mit einem diese umschreibenden Präpositionalgefüge verbunden wurde. Möglicherweise konnte darauf aber auch verzichtet werden, da die Frage als  d i e  Frage Gretchens bekannt genug war.[3]

Oberbegriffe:

Frage

Beispiele:

„Es war die Gretchenfrage, die Faust einst zum Straucheln brachte: “[4]
Eine Gretchenfrage könnte lauten: „Würden Sie sich noch einmal für dieselbe Software entscheiden?“
„Wann, wie oft und aus welchen Anlässen Kanzler in Bonn vor die Bundes-Pressekonferenz kommen, hat immer zu den Gretchenfragen für sie und ihre „Verkäufer“ gezählt.“[5]
„Die Frage negativer Religionsfreiheit ist dabei die eigentliche Gretchenfrage.[6]
„Wenn in der Wirtschaft vom Thema „Praktikum“ die Rede ist, stellt sich schnell die Gretchenfrage: ‚Wie halten Sie es mit Ihren Praktikanten?‘“[7]
Auf die Gretchenfrage, wie oft er Bordelle besuche, antwortete der Unternehmer nicht.
die Gretchenfrage ist immer unangenehm: Eine ehrliche Antwort auf sie zu geben, dürfte den meisten nicht leicht fallen. Denn fast immer erfordert sie vom Befragten ein Geständnis.[8]

Übersetzungen

Bettina v. Malsen/Helmut Kattler: Das Wort „Gretchenfrage“, in: Zeitschrift für deutsche Sprache 25, 1969, S. 188
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Gretchenfrage
Wikipedia-Artikel „Gretchenfrage
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalGretchenfrage

Quellen:

  1. Wikisource-Quellentext „Faust - Der Tragödie erster Teil
  2. Bettina v. Malsen/Helmut Kattler: Das Wort „Gretchenfrage“, in: Zeitschrift für deutsche Sprache 25, 1969, S. 188
  3. Bettina v. Malsen/Helmut Kattler: Das Wort „Gretchenfrage“, in: Zeitschrift für deutsche Sprache 25, 1969, S. 189
  4. Regina Speck: „Nun sag', wie hast du's mit der Religion?“. In: André Ritter, Jörg Imran Schröter, Cemal Tosun (Herausgeber): Religiöse Bildung und interkulturelles Lernen. Waxmann, 2017, Seite 93 (Zitiert nach Google Books).
  5. Gunter Hofmann: „Der gute Zustand der Republik“, 22.06.1984
  6. Lukas Wick: „Religionsfreiheit als Gretchenfrage“, 5. Juli 2008
  7. Michael Terhörst: „Praktikum: Es stellt sich die Gretchenfrage“, 20. Oktober 2008
  8. Raphaela Häuser: Wort der Woche - Gretchenfrage. Wenn alle wieder um den heißen Brei herumreden, dann kann die Gretchenfrage Wunder wirken – ob gewollt oder ungewollt. In: Deutsche Welle. 11. Juli 2011 (Text und Audio zum Nachhören, Dauer: 00:56 mm:ss, URL, abgerufen am 1. Februar 2018).