jemanden mundtot machen

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Worttrennung:

je·man·den mund·tot ma·chen

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild jemanden mundtot machen (Info)

Bedeutungen:

jemanden, der einem unbequem und hinderlich ist, skrupellos und unerlaubterweise (mit allen Mitteln) davon abhalten, seine Meinung frei zu äußern; jemanden (mit unlauteren Mitteln) veranlassen, nichts mehr zu äußern

Herkunft:

Die seit dem 19. Jahrhundert geläufige Wendung[1] fußt auf der volksetymologischen Umdeutung des Bestimmungswortes des Adjektivs mundtot zum maskulinen Substantiv Mund.[2][3]

Synonyme:

jemanden zum Schweigen bringen

Sinnverwandte Wörter:

jemandem einen Maulkorb anlegen/jemandem einen Maulkorb verpassen

Beispiele:

„Oberstaatsanwalt Franz Schorpp hält dem Angeklagten vor, daß er doch am 19. Juni, dem Tag seiner Verhaftung, gerade auf dem Weg nach Singen gewesen sei, möglicherweise doch, um die Zeugin endgültig mundtot zu machen.[4]
„Für den gewohnten Blick steht eine Gesellschaft wie die ostdeutsche in jeder Hinsicht für das glatte Gegenteil von Freiheit und »liberalen« Sitten: für die Abschottung der Menschen vom Weltverkehr; für eine die Initiative und Selbständigkeit fesselnde Staatskontrolle; für das Ausufern von Strafsanktionen sowie eigens dafür geschaffener Tatbestände; für die Überwachung der sozialen und privaten Beziehungen und selbstverständlich auch für eine Industriemoderne patriarchalen Zuschnitts, die die Leute sozialstaatlich versorgte und dafür politisch mundtot machte.[5]
„Da mir nichts anderes einfällt, was ich machen könnte, greife ich nach dem Körbchen mit den Croissants und halte es meinem Besucher zur Rechten hin, vielleicht kann ich ihn mundtot machen.[6]
„Kritiker will Trump mundtot machen.[7]
„Je mehr man die Leute mundtot macht, je mehr man sie unterdrückt, umso mehr spielen sie Theater.“[8]
  • absolut:
„Der mündige, demokratisch eingestellte und leistungsorientierte Jugendliche – er ist das Gebot der Verfassung; der mundtote, gehorsame und hörige Bürger ist der Ruin der Demokratie.“[9]
„Dort macht mit der Aufhebung des dreimonatigen Kriegszustands nunmehr die lange Zeit mundtote Opposition mobil gegen das Regime des postkommunistischen Despoten Slobodan Milosevic, fordert selbst dessen Regierungspartner, der Ultranationalist Vojislav Seselj, baldige Neuwahlen ().“[10]
Xis Traum handelt vom absoluten Herrscher, der die mundtoten Volksmassen mit Grossmachtideen gängelt.“[11]
„Zu Zeiten Stalins übernahmen die Meisterwerke von Künstlern wie etwa Boris Pasternak oder Dmitrij Schostakowitsch die Aufgabe, der mundtoten Zivilgesellschaft eine künstlerische Stimme zu verleihen.“[12]
„Der Verschwörungstheoretiker liebt sein Stigma wie sich selbst, denn nur als Ausgeschlossener kann er sich selbst dann noch als mundtotes Opfer fühlen, wenn er im ‚Lügenäther‘ zur besten Sendezeit immer weiterreden darf.“[13]

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „mundtot
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „jemanden mundtot machen
The Free Dictionary „mundtot
Duden online „mundtot
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „mundtot“ auf wissen.de
PONS – Deutsche Rechtschreibung „mundtot
Redensarten-Index „jemanden mundtot machen
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalmundtot
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „mundtodt
Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Mundtot“ (Wörterbuchnetz), „Mundtot“ (Zeno.org)
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04114-5, Stichwort »mundtot: jmdn. mundtot machen«, Seite 516.

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „jemanden mundtot machen
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »mundtot«, Seite 577.
  3. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04114-5, Stichwort »mundtot: jmdn. mundtot machen«, Seite 516.
  4. Paul Noack, Bernd Naumann; unter Mitarbeit von Ulrich Wildermuth: Wer waren sie wirklich? Ein Blick hinter die Kulissen der elf interessantesten Prozesse der Nachkriegszeit. Hermann Genter Verlag, Bad Homburg vor der Höhe 1961, Seite 234 (Zitiert nach Google Books).
  5. Wolfgang Engler: Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-351-02490-8, Seite 251 (Zitiert nach Google Books).
  6. Regula Venske: Marthes Vision. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-8218-5783-1, Seite 197.
  7. Andreas Albes: Das Volk gegen Trump. In: stern. Heft 6, 2017, ISSN 0039-1239, Seite 38–42, Zitat Seite 41.
  8. Bandi; mit einem Vorwort von Thomas Reichart und einem Nachwort von Do Hee-Yoon: Die Bühne. . In: Denunziation. Erzählungen aus Nordkorea. 4. Auflage. Piper Verlag, München 2017 (Originaltitel: 고발, übersetzt von Ki-Hyang Lee aus dem Koreanischen), ISBN 978-3-492-05822-3, Seite 167–168.
  9. Hayo Matthiesen: Die angepaßte Generation. In: DIE ZEIT. Nummer 15, 2. April 1976, ISSN 0044-2070, Seite 35 (DIE ZEIT Print-Archiv, abgerufen am 30. September 2017).
  10. Carolin Emcke, Olaf Ihlau und Susanne Koelbl: Die Wut der Heimkehrer. In: DER SPIEGEL. Nummer 26, 28. Juni 1999, ISSN 0038-7452, Seite 141 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 30. September 2017).
  11. Beat U. Wieser: Xi Jinping will hoch hinaus. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Dezember 2013, ISSN 0376-6829, Seite 1 (NZZ Print-Archiv, abgerufen am 30. September 2017)
  12. Nina L. Chruschtschowa: Oben, an der Barentssee und in den Tiefen des Irak. In: Die Presse. 2. März 2015, ISSN 1563-5449, Seite 26–27, DNB 947702091.
  13. Aram Lintzel: Das Stigma lieben. In: taz.die tageszeitung. 9. Februar 2016, ISSN 0931-9085, Seite 16 (Onlineversion: URL, abgerufen am 30. September 2017).