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fachsprachlich, Chemie: farbloser, ölig-flüssiger Reinstoff, der in der Arzneimittel-, Farb- und Kunststoffproduktion von Bedeutung ist
Abkürzungen:
C6H5NH2
Herkunft:
Die Bezeichnung geht zurück auf das altindischeनील (IAST: nīla) → sa[1],[2] den Namen der strauchartigen Indigopflanze (Indigofera tinctoria) beziehungsweise des daraus gewonnenen Farbstoffes, mit dem Stoffe dunkelblau gefärbt wurden (siehe »Lila«).[3] Die Araber lernten die Pflanze über den Seehandel mit Indien und ab dem 7. Jahrhundert auch über Persien kennen und übernahmen die persische Bezeichnung نيل (DMG: nīl) → fa[4] für die Pflanze wie auch den Farbstoff in den Formen نِيل (DMG: nīl) →ar[5] als Kollektivum sowie نِيلَة (DMG: nīla) →ar[5] als Nomen unitatis.[3][2] Der Indigoanbau verbreitete sich in den von ihnen beherrschten Gebieten bis ins heutige Marokko, da das Färbemittel als Kosmetikum und Textilfarbe gleichermaßen beliebt war.[3] Die Spanier und Portugiesen, bei denen große Teile der Bevölkerung lange Zeit unter islamischer Herrschaft standen (siehe »Al-Andalus«) und die ab dem 13. Jahrhundert eigene Handelskontakte nach Nordafrika knüpften, übernahmen die arabische Bezeichnung samt assimiliertem Artikel النيل (DMG: an-nīl) →ar in der seit dem 12. Jahrhundert bezeugten portugiesischen Form anil→ pt beziehungsweise in der für das 13. Jahrhundert bezeugten älteren spanischen Form anil→ es (später añil→ es)[6].[7] Nach Vasco da Gamas Fahrt um Afrika war der direkte Kontakt nach Indien hergesetllt.[8] Portugiesen führten nun den Farbstoff in großem Umfang nach Europa ein.[8] Dabei verbreitete sich auch die portugiesische Bezeichnung, die ab dieser Zeit in verschiedenen Sprachen auftaucht, unter anderem im Französischen (1582)[9] und im Latein der Botaniker.[8] Im Deutschen ist das Wort Anil, wenn auch relativ selten, vom Ende des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts bezeugt.[8]
1826 gelang es dem ChemikerOtto Unverdorben bei der Kalkdestillation des Indigos eine Flüssigkeit zu gewinnen, die er Crystallin nannte; 1840 wurde sie von Carl Julius Fritzsche, der sie durch Erhitzen von Indigo und Kalilauge (siehe »Alkali«) erhalten hatte, Anilin (aus Anil und der terminologischen Endung -in) getauft.[8]
„‚Der Deutsche kommt von seinen Universitäten, wie er einst aus seinen Wäldern getreten ist.‘ Radiographie und Präzisionsmaschinen und chemische Fabriken und Anilin und Diesel-Motoren — aber für den Franzosen haftet dem Deutschen etwas von einer ‚brute‘ an — einem unbehauenen Stamm.“[10]
„Ich wußte sehr wenig über die Eigenschaften des Anilins; aber es war zu spät, darüber nachzudenken.“[11]
„Anilin steht auch im Verdacht, dass es Krebs auslösen oder genetische Defekte verursachen kann.“[12]
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Anilin«, Seite 102.
Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Anilin«.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »Anilin«, Seite 150.
Quellen:
↑Gérard Huet: The Sanskrit Heritage Dictionary „nīla“.
↑ 2,02,1Raja Tazi: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche. In: Stefan Sonderegger, Oskar Reichmann (Herausgeber): Studia Linguistica Germanica. 47. Band, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 978-3-110-14739-1, DNB 953951359, Stichwort »Anilin«, Seite 190.
↑ 3,03,13,2Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Stichwort »Anilin«, Seite 42.
↑Faramarz Behzad: Persisch-Deutsches Wörterbuch der Gegenwartssprache. 1. Auflage. Farhang Moaser Publishers/lemmapers verlag, Teheran/Bamberg 2014, ISBN 978-600-105-069-5 (Iran), ISBN 978-3-945231-00-5 (Deutschland, Paperback), ISBN 978-3-945231-01-2 (Deutschland, Hardcover), Stichwort »نيل«, Seite 827.
↑ 5,05,1Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733, Stichwort »²نيل«, Seite 1334.
↑Joan Corominas: Breve Diccionario Etimológico de la Lengua Castellana. Tercera edición muy revisada y mejorada. 4.a Reimpresión, Editorial Gredos, Madrid 1987, ISBN 84-249-1331-0 (rústica), ISBN 84-249-1332-9 (guaflex), Stichwort »AÑIL«, Seite 55.
↑Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Stichwort »Anilin«, Seite 42–43.
↑ 8,08,18,28,38,4Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837, Stichwort »Anilin«, Seite 43.
↑Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅨ, 1922–2002, Stichwort »nīl«, Seite 140.
↑Ignaz Wrobel: Deutschenspiegel. In: Die Weltbühne. Wochenschrift für Politik-Kunst-Wirtschaft. Nummer 29, ⅩⅩⅣ. Jahrgang, 17. Juli 1928, Seite 96 (Zitiert nach Internet Archive).
↑Barbara Bondy: Reifeprüfung 1944. In: DIE ZEIT. Nummer 25, 19. Juni 1958, ISSN 0044-2070, Seite 4 (DIE ZEIT-Archiv, abgerufen am 16. Juni 2017).
↑T. Seilnacht: Anilin C6H5NH2. www.seilnacht.com, abgerufen am 29. April 2017.