Perlen vor die Säue werfen

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Jemand wirft Rosen vor die Säue.

Nebenformen:

Perlen vor die Säue
parodistisch: falsche Perlen vor echte Säue werfen

Worttrennung:

Per·len vor die Säue wer·fen

Aussprache:

IPA: ,
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Perlen vor die Säue werfen (Info), —

Bedeutungen:

umgangssprachlich: demjenigen etwas (Gutes, Edles, Schönes) bieten, der dies nicht zu schätzen weiß

Herkunft:

Die Redensart stammt aus der Bibel, aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 7,6). In der lateinischen Vulgata lautet die Passage: "nolite dare sanctum canibus neque mittatis margaritas vestras ante porcos ne forte conculcent eas pedibus suis et conversi disrumpant vos". In der Lutherbibel wird das übersetzt: „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.“ (Matthäus 7,6 ). Hierdurch wurde die Redewendung allgemein bekannt.[1] Jedoch ist sie bereits vor der Zeit Martin Luthers in deutschsprachigen Predigtsammlungen enthalten gewesen.[2] Zum Beispiel kommt sie in der altbairischen Sammlung „Speculum ecclesiae“ aus dem 12. Jahrhundert vor als „man sol diu mergriezer vur diu swîn niht giezzen“. 1513 benutzt sie Tunnicius in der Form „Men sal de perlen nicht vor die swyne werpen“.[3]
Die antike Fabel des Phaedrus Pullus ad Margaritham (Fabulae 3,12) ähnelt diesem Gleichnis.
In der byzantinischen Kirche wurde "Perlen" interpretiert als das geheiligte Brot, das in kleine Bröckchen zerkrümelt und dann μαργαρίτας (margaritas→ grc (eigentlich ‚Perlen[4]) genannt wurde. Im Neugriechischen wurden Brotkrümel und Perlen dann nach wie vor mit demselben Wort bezeichnet, so dass die angegebene Bibelstelle womöglich eigentlich aussagt, dass den Säuen kein geheiligtes Brot vorgeworfen werden soll. Bekräftigt wird diese Deutung dadurch, dass im jüdischen Glauben die Tiere als unrein gelten und das Heilige demgegenüber die absolute Reinheit verkörpert.[3]
Die Redewendung gab für viele Künstler ein gutes Motiv ab. Dass es dabei oft zur Darstellung einer Blumen vor die Säue werfenden Person kam, könnte daran liegen, dass das lateinische margarita → la (Perle) mit dem französischen marguerite → fr (Margerite[5]) verwechselt wurde.[3]

Beispiele:

Wenn du deinem unzuverlässigen Sohn schon wieder Geld gibst, wirfst du sehenden Auges Perlen vor die Säue.
Statt deine Begabung als Balletttänzerin zu nutzen, machst du deinem verwitweten Vater den Haushalt. Das ist, als wenn du Perlen vor die Säue würfest.

Übersetzungen

Duden online „Perle (Schmuck, Muschel)“: „Perlen vor die Säue werfen“
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „Perlen vor die Säue werfen“, Seite 570
Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „Perlen vor die Säue werfen“, Seite 458
Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 2: Hanau–Saite, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2009, ISBN 978-3-9811483-8-1, DNB 998963240 (Neuausgabe), „(Die) Perlen vor die Säue werfen“, Seite 1148

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „Perlen vor die Säue werfen“, Seite 570
  2. Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „Perlen vor die Säue werfen“, Seite 458
  3. 3,0 3,1 3,2 Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 2: Hanau–Saite, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2009, ISBN 978-3-9811483-8-1, DNB 998963240 (Neuausgabe), „(Die) Perlen vor die Säue werfen“, Seite 1148
  4. Wilhelm Gemoll: Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch. Von Wilhelm Gemoll. Durchges. und erw. von Karl Vretska. Mit einer Einf. in die Sprachgeschichte von Heinz Kronasser. 9. Auflage. Oldenbourg, München 1991, ISBN 3-486-13401-9, „μαργαρίτης“, Seite 484
  5. „PONS Französisch-Deutsch, Stichwort: „marguerite““