desavouieren

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desavouieren (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich desavouiere
du desavouierst
er, sie, es desavouiert
Präteritum ich desavouierte
Konjunktiv II ich desavouierte
Imperativ Singular desavouiere!
desavouier!
Plural desavouiert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
desavouiert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:desavouieren

Worttrennung:

de·s·a·vou·ie·ren, Präteritum: de·s·a·vou·ier·te, Partizip II: de·s·a·vou·iert

Aussprache:

IPA: , , ,
Hörbeispiele: Lautsprecherbild desavouieren (Info), Lautsprecherbild desavouieren (Info), Lautsprecherbild desavouieren (Info)
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

leugnen, widersprechen, nicht anerkennen
vor allen anderen bloßstellen, herabwürdigen, im Stich lassen, brüskieren

Herkunft:

Anfang des 18. Jahrhunderts aus gleichbedeutendem französischen désavouer → fr (altfranzösisch desavoer) entlehnt[1], dies ist zusammengesetzt aus dem altfranzösischen Präfix dés-, dis- (französisch dé- → fr), welches wie lateinisches dis → la "auseinander" die Aussage des Verbs aufhebt (vergleiche Desinteresse) und dem Verb avouer → fr "anerkennen, einen Fehler bekennen" (vergleiche avoué → fr "Verteidiger")[2], das auf lateinisch advocare → la "herbeirufen" (vergleiche Advokat) zurückgeht, ein Kompositum aus dem lateinischen Präfix ad → la "hin, zu" und vocare → la "rufen" zu vox → la "Stimme"

Sinnverwandte Wörter:

blamieren, bloßstellen, brüskieren, entehren, herabwürdigen, schänden, vorführen

Gegenwörter:

akzeptieren, entsprechen
rehabilitieren

Beispiele:

Er desavouierte Arabellas ganze Natur: aber das war ja, was er wollte, was er sollte.[3]
Ich weiß nicht, warum er dieses Buch desavouieren wollte, da es ihm doch gewiß keine Schande macht.[4]
Dagegen zeigten sich dieselben Führer keineswegs geneigt, die politische Gleichberechtigung der Freigelassenen zu befürworten; der Volkstribun Gaius Manilius, der in einer nur von wenigen Leuten besuchten Versammlung das Sulpicische Gesetz über das Stimmrecht der Freigelassenen hatte erneuern lassen (31. Dezember 687 67), ward von den leitenden Männern der Demokratie alsbald desavouiert und mit ihrer Zustimmung das Gesetz schon am Tage nach seiner Durchbringung vom Senate kassiert.[5]
„Jemanden desavouieren heißt, ihm die Dignität entziehen, ihm die Glaub- und Vertrauenswürdigkeit nehmen.“[6]
Lösen wir sie aus jenen Ängsten und Bedrückungen, die auch Folge eines Niederredens unseres Landes und der Leistungen seiner Menschen durch die Opposition sind, eine Opposition im Übrigen, die sich aus Furcht vor der Verantwortung fast jeder konstruktiven Zusammenarbeit mit uns verweigerte oder – das füge ich hinzu – eine vollzogene Zusammenarbeit im Nachhinein desavouierte, eine Opposition, die den Bürgerinnen und Bürgern aus schierem Opportunismus verschweigt – auch jetzt –, welche konkreten Pläne sie hat.[7]
„Und wenn die Kategorie des »Durchbruchs«, die Mahler ja geschaffen hat und die im Finale hier eine große Rolle spielt, in Banalität mündet, dann bemerke ich hier einen riesen Unterschied an menschlicher Erfahrung zwischen dem sieghaften Choral der Ersten und schon mal der Idee des »Titan« von Jean Paul, die da total desavouiert wird, Jean Paul hätte sich niemals in so eine Vulgarität begeben; und dem scheiternden Choral der Fünften, in dem eine riesige Lebenserfahrung sich mittelt, die dem jungen Mann halt einfach gefehlt hat.“[8]
„Es ist zu Sartres Ehre, daß das in seinem Drama und gegen sein philosophisches Hauptwerk sich manifestiert; seine Stücke desavouieren die Philosophie, die sie thesenhaft verhandeln.“ - Theodor W. Adorno[9]

Wortbildungen:

Desavouierung

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „desavouieren
Uni Leipzig: Wortschatz-Portaldesavouieren
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „desavouieren
Duden online „desavouieren

Quellen:

  1. "desavouieren" in Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000626-9 Seite 273
  2. "voix" in Jaqueline Picoche: Dictionnaire Étymologique du Français. Dictionnaires LE ROBERT. Paris 2009, ISBN 978-2-84902-424-9, Seite 559
  3. Hugo von Hofmannsthal, Lucidor, z.n. Projekt Gutenberg
  4. Heinrich Heine, Reisebilder, z.n. Projekt Gutenberg
  5. Theodor Mommsen, Römische Geschichte, Fünftes Buch, z.n. Projekt Gutenberg
  6. Beiträge zur Ontologie der Politik, Hans Buchheim, 1993. Abgerufen am 21. Oktober 2018.
  7. Gerhard Schröder: Vertrauensfrage im Deutschen Bundestag am 1. Juli 2005
  8. Michael Gielen, in: ders., Paul Fiebig - Mahler im Gespräch, Die zehn Sinfonien, Stuttgart/Weimar 2002, Seite 22.
  9. Theodor W. Adorno: Negative Dialektik, Frankfurt am Main 1966, Seite 58.