Büezer

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Büezer (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ der Büezer die Büezer
Genitiv des Büezers der Büezer
Dativ dem Büezer den Büezern
Akkusativ den Büezer die Büezer
Der Bauarbeiter ist ein typischer Büezer.

Worttrennung:

Büe·zer

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Büezer (Info)

Bedeutungen:

Schweiz, salopp, umgangssprachlich: jemand, der zum Lohnerwerb einer körperlichen oder handwerklichen Tätigkeit nachgeht und in historischer Sichtweise zur Arbeiterklasse zählt, in verallgemeinernder Bedeutung auch übergehend in die Bedeutung einfacher, macht- und einflussloser Mensch
Schweiz, früher: Person, die Kleidung ausbessert, flickt

Herkunft:

erst ab dem 20. Jahrhundert zu belegendes Wort, zu schweizerdeutsch Büez, eigentlich ‚Flickarbeit‘, dann auch ‚(mühsame) Arbeit überhaupt‘,[1] seinerseits eine Rückbildung zu schweizerdeutsch büeze ‚ausbessern, flicken; nähen; Buße leisten, eine Buße verhängen‘[2]
von althochdeutsch buozzen, mittelhochdeutsch büezen ‚wiederherstellen, heil machen, ausbessern‘, im heutigen Schweizerdeutsch büeze ‚nähen‘[2] (vergleiche auch büßen)

Synonyme:

Arbeiter, Handwerker
Flickschneider

Sinnverwandte Wörter:

der kleine Mann
Schneider

Gegenwörter:

Akademiker, Intellektueller

Weibliche Wortformen:

Büezerin

Beispiele:

„Was? du wosch doch nid zur Bahn un e Büetzer wärde! Du wosch doch lieber e Buur sy oder ömel e Fasch-Buur!“ [3]
„Dr Hans Bläsi het am enen Ort in ere Kolonie in Afrika e Schtell agnoh als junge, tatedurschtige Koufmaa, u dr Ruedi Oerli isch als Büetzer vo eim Ort a ds andere i dr Wält ume züglet.“ [4]
„Nicht die «Zürichbergleute» müssten in erster Linie als Ungerechtigkeit empfinden, wenn rare billige Wohnungen zum Nutzen von ganz wenigen noch zusätzlich verbilligt werden, sondern der krampfende Büezer, der auch für eine Genossenschaftswohnung in der Regel etliches mehr blecht.“[5]
„Ich finde es ungerecht, wenn ein Lottomillionär keine Steuern zahlen und ein normaler ‚Büezer‘ seinen Lohn von 5000 Franken als Einkommen versteuern muss.“[6]
„Der ‚Sonntagsblick‘ machte damals eine Videoumfrage auf der Strasse und wollte wissen, was die Leute von einem Büezer hielten. Ausnahmslos alle Befragten fanden den Büezer eine positive Figur.“[7]
„Beizen für Büezer! Die Petition fordert: Restaurants sollen während des Lockdowns als Kantinen betrieben werden dürfen. Sie öffnen ab sofort für Berufsleute, die draussen arbeiten!“[8]
Büetzer, Der ein Ding wider macht. Refector, Sarcinator.“[9]

Übersetzungen

Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Seite 139.
Hans Bickel, Christoph Landolt; Schweizerischer Verein für die deutsche Sprache (Herausgeber): Duden, Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-411-70418-7, Seite 25.
Kurt Meyer: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2006, ISBN 978-3-7193-1382-1, Seite 93.
Albert Bachmann et al.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. 4. Band: M, N, B/P (Bu), Huber, Frauenfeld 1901, DNB 948902116 (Digitalisat), Spalte 2034, Stichwort: „Büezer“ (Digitalisat).

Quellen:

  1. Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalten 2033 f., Artikel Büez I.
  2. 2,0 2,1 Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalten 2030–2032, Artikel büezen.
  3. Emil Balmer: Chrüztreger. Francke, Bern 1930, Seite 248.
  4. Werner Bula: Der Fürabesitz. Emmenthaler-Blatt, Langnau 1935, Seite 97.
  5. Neue Zürcher Zeitung vom 29. September 1988, Seite 53, zitiert nach Kurt Meyer, Schweizer Wörterbuch, Frauenfeld 2006, Seite 95.
  6. Geldspielgesetz, Votum Rieder Beat. In: Amtliches Bulletin des Ständerates, AB 2017 S 327. Abgerufen am 13. März 2021.
  7. Thomas Isler: Über die rasante Karriere eines sehr schweizerischen Wortes. In: NZZ. Abgerufen am 13. März 2021.
  8. Beizen für Büezer. Abgerufen am 13. März 2021.
  9. Josua Maaler: Die Teütsch sprach. Dictionarium Germanicolatinum novum. Mit einer Einführung von Gilbert De Smet. Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Zürich 1561. Olms, Hildesheim / New York 1971, Seite 81 recto.