Kiez

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Kiez (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ der Kiez die Kieze
Genitiv des Kiezes der Kieze
Dativ dem Kiez den Kiezen
Akkusativ den Kiez die Kieze

Worttrennung:

Kiez, Plural: Kie·ze

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Kiez (Info)
Reime: -iːt͡s

Bedeutungen:

nordostdeutsch, besonders berlinisch: städtischer Bereich mit einer eigenen Infrastruktur als Lebenszentrum seiner Bewohner
norddeutsch; Jargon: Vergnügungsviertel einer Stadt

Herkunft:

seit dem 13. Jahrhundert bezeugt; zunächst unter der Bedeutung „Ort, wo die Fischer wohnen“ belegt; es gibt unterschiedliche (sich teilweise widersprechende) Annahmen zur Herkunft dieses Wortes:
  • laut Kluge ist es wohl nicht slawischen Ursprungs (erwähnt jedoch das Altslawische chyzŭ „Haus“, auch „Fischerhütte“), dafür hingegen vielleicht zu dem deutschen Wort KietzeKorb“ gehörig[1]
  • laut dem »Duden. Deutsches Universalwörterbuch« ist die Herkunft unklar[2], im »Duden. Das große Fremdwörterbuch« wird jedoch vermutet, dass das Wort aus dem Slawischen stammt und vielleicht den älteren slawischen Formen *chyža und *chyz’Haus, Hütte“ entstammt; die weitere Herkunft sei jedoch unsicher[3]
  • laut dem »Variantenwörterbuch des Deutschen« ist es wohl slawischen Ursprungs[4]

Synonyme:

Deutschland: Viertel, Österreich: Grätzl, Schweiz: Quartier
Rotlichtviertel, Vergnügungsviertel

Sinnverwandte Wörter:

Strich, Hamburg: St.Pauli

Oberbegriffe:

Stadtteil

Beispiele:

„Mit Kiezdeutsch - allgemein verstanden als Alltagssprache im Kiez, wobei das nordostdeutsch, besonders berlinisch gebrauchte Wort Kiez einen Stadtteil bzw. kleineren, abgesonderten Ortsteil bezeichnet - ist etwa Mitte der 90er Jahre eine Jugendsprache in den Blick der Öffentlichkeit getreten, die sich in urbanen Wohngebieten mit hohem Migrantenanteil herausgebildet hat, in Berlin z.B. in den Stadtbezirken Wedding, Kreuzberg und Neukölln.“[5]
„Am Wochenende ist mir ein kleines Café in meinem Kiez aufgefallen.“[6]
„Er stand neben dem Teetischchen und verteilte freundlich die Tassen, palaverte mit den Leuten aus dem Kiez, von denen die meisten bei ihm einkauften.“[7]
„In die "Erben von St. Pauli" gibt es viel zu tun, um der neue Kiez-König zu werden.“[8]
Wollen wir heute Abend auf'n Kiez gehen? Ich geb' in der Eckkneipe beim Fischmarkt einen aus.

Wortbildungen:

Kiezdeutsch, Kiezschule, Kiezsprache, Kiezstreife
Kiezgröße, Kieztour

Übersetzungen

Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 950
Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 402
Wikipedia-Artikel „Kiez
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Kiez
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKiez

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 487
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 950
  3. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 712
  4. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Seite 402
  5. Klaus-Dieter Ludwig: Kiezdeutsch. In: Der Sprachdienst 53, 2009, Seite 119 f., Zitat S. 119.
  6. Hatice Akyün: Verfluchte anatolische Bergziegenkacke oder wie mein Vater sagen würde: Wenn die Wut kommt, geht der Verstand. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, ISBN 978-3-462-04699-1, Seite 45.
  7. Karin Kalisa: Sungs Laden. Roman. Droemer, München 2017, ISBN 978-3-426-30566-9, Seite 91.
  8. http://www.hamburg1video.de/search/?q=kiez+k%C3%B6nig

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Kies, Kitz