Papiertiger

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Papiertiger (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ der Papiertiger die Papiertiger
Genitiv des Papiertigers der Papiertiger
Dativ dem Papiertiger den Papiertigern
Akkusativ den Papiertiger die Papiertiger

Worttrennung:

Pa·pier·ti·ger, Plural: Pa·pier·ti·ger

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Papiertiger (Info)

Bedeutungen:

Nation, Institution, Person oder Sache, die nur dem Anschein nach gefährlich oder machtvoll wirkt, dabei aber ganz schwach, harmlos oder unbedeutend ist
Person, die vieles zusichert und wenig hält; Person, die prahlt, in der Praxis jedoch versagt; Person, die gern und viel redet
Furcht erregende, jedoch militärisch bedeutungslose Waffe
sich in der Praxis als fruchtlos erweisende Maßnahme
nur scheinbar eine große, starke Wirkung erzielende Behauptung; etwas, das dreist und bewusst einen falschen Eindruck entstehen lässt beziehungsweise zu einer falschen Annahme verleitet
vorgeblich zu Angriffen entschlossenes Volk
in einem oder mehreren bestimmten Lehrfächern für den Schulunterricht ausgebildeter Lehrer
an einer Hochschule unterrichtender Lehrer
seinen Dienst in der Schreibstube ableistender Soldat
dem Ruf nach überragende Sportmannschaft, die diesem Ruf jedoch nicht gerecht wird

Herkunft:

Es handelt sich um eine Entlehnung des englischen Wortes paper tiger → en[1][2][3], das seinerseits eine Lehnübersetzung des chinesischen Ausdrucks 紙老虎 (zhǐlǎohǔ) → zh ist[1][2][3]. Der Ausdruck wiederum ist ein Kompositum aus  (zhǐ) → zhPapier‘ und 老虎 (lǎohǔ) → zhTiger‘.[1][2]
Der chinesische Politiker und Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung erklärte 1946 in einem Interview der amerikanischen Korrespondentin Anna Louise Strong gegenüber[4][5]:
“一切反动派都是纸老虎。看起来,反动派的样子是可怕的,但是实际上并没有什么了不起的力量。”[6]
(ISO 7098:1991: Yīqiè fǎndòngpài dōu shì zhǐlǎohǔ. Kàn qǐlái, fǎndòngpài de yàngzi shì kěpà de, dànshì shíjì shang bìng méiyǒu shé me liǎobùqǐ de lìliàng.)
“All reactionaries are paper tigers. In appearance, the reactionaries are terrifying, but in reality they are not so powerful.”[7]
„Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Sieht man sie sich an, scheinen sie schrecklich zu sein, aber in Wirklichkeit haben sie keineswegs besondere Kräfte.“[4][5]
Mao gebrauchte diesen Ausdruck später noch öfter, und er wurde bald als Bezeichnung für eine nur dem Schein nach starke, gefährliche Person, Macht oder Sache allgemein gebräuchlich.[4][5] Es handelt sich jedoch nicht um eine Wortschöpfung Maos, sondern um einen geläufigen chinesischen Ausdruck. Bereits in seinem 1836 veröffentlichtem Buch über die Chinesen bemerkte der Brite und spätere zweite Gouverneur von Hongkong John Francis Davis: “Some of the ordinary expressions of the Chinese are pointed and sarcastic enough. A blustering, harmless fellow they call ‘a paper tiger.’”[8]
Diese umgangssprachliche Bedeutungserweiterung ist nach 1950 bekannt geworden.[9][10]
Diese Bedeutungen sind seit 1960 bezeugt.[9][10]
Ab 1965 sind diese Bedeutungen bezeugt.[9][10]
Diese Bedeutungen sind von dem Jargon der Halbwüchsigen in die breitere Umgangssprache eingegangen und dort seit 1960 bezeugt.[9] Die Übertragung fußt darauf, dass die Person als reiner Theoretiker ohne Bezug zur Praxis gilt.[9]
Diese Bedeutung ist vom Bundessoldatendeutsch in die breitere Umgangssprache eingegangen und dort seit 1965 bezeugt.[9]
Diese Bedeutung ist seit 1970 bezeugt.[9]

Synonyme:

Fachlehrer
Hochschullehrer
umgangssprachlich: Papierstratege

Sinnverwandte Wörter:

Prahler, Schwätzer
Bluff, Irreführung, Täuschungsmanöver
Dozent, Professor, Tutor

Beispiele:

Chruschtschow ist in den Augen Maos ein ‚Papiertiger‘ (ein Schimpfwort, das bisher den amerikanischen Kapitalisten vorbehalten war).“[11]
„Instabilität in Europa dagegen würde in jeder Krise die Europäer zwingen, dem US-Präsidenten in den Arm zu fallen, bis er, als ‚Papiertiger‘ entlarvt, selbst fällt und wir mit ihm.“[12]
„Die Ermordung französischer Blauhelme durch bosnische Einheiten, zunehmende Demoralisierung der Friedenssoldaten, mehr noch der Eindruck aller Kriegsherren auf dem Balkan, man verhandle ohnehin mit Papiertigern - es gibt Gründe genug für die Vereinten Nationen, Zähne zu zeigen.“[13]
„Es könnte sich um einen Papiertiger handeln.“[14]
„So bietet die auf General Perón zurückgehende PJ derzeit das Bild eines Papiertigers ohne wirklichen Einfluss auf die Tagespolitik.“[15]
„Ein echter Verhandlungsprozess wurde so umschifft, ein Konflikt blieb ausgespart, das ‚Ergebnis‘ wurde zum Papiertiger.[16]

Übersetzungen

Werner Scholze-Stubenrecht et al.: Duden, Zitate und Aussprüche. Herkunft und aktueller Gebrauch. 7 500 Zitate, Aussprüche, Bonmots, Sentenzen und Aphorismen - von der klassischen Antike bis zur modernen Werbesprache, von der Bibel bis zum Fernsehfilm. In: Der Duden in 12 Bänden. Nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung überarbeiteter Nachdruck der 1. Auflage. Band 12, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1997, ISBN 3-411-04121-8, DNB 950682950, Seite 354–355.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 6. Band Lein–Peko, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04793-3, DNB 965409120, Seite 2848.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1254.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, Seite 613.
Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Papiertiger«.
Broder Carstensen (Begr.); Ulrich Busse, unter Mitarbeit von Regina Schmude: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Band 3: P–Z, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-017169-4, Seite 1029.
Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 6. Band Nase–Saras, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570160-0, DNB 840876025, Seite 2100.
Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Papiertiger«.
Duden online „Papiertiger
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Papiertiger“ auf wissen.de
Wikipedia-Artikel „Papiertiger
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Papiertiger
The Free Dictionary „Papiertiger
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPapiertiger
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Papiertiger
Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wort der Woche: Katharina Boßerhoff: Der Papiertiger. In: Deutsche Welle. 5. Juni 2020 (Text und Audio zum Download, Dauer: 01:31 mm:ss, URL, abgerufen am 12. Juli 2020).

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1254.
  2. 2,0 2,1 2,2 Duden online „Papiertiger
  3. 3,0 3,1 Broder Carstensen (Begr.); Ulrich Busse, unter Mitarbeit von Regina Schmude: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Band 1: A–E, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-017169-4, Seite 1029.
  4. 4,0 4,1 4,2 Werner Scholze-Stubenrecht et al.: Duden, Zitate und Aussprüche. Herkunft und aktueller Gebrauch. 7 500 Zitate, Aussprüche, Bonmots, Sentenzen und Aphorismen - von der klassischen Antike bis zur modernen Werbesprache, von der Bibel bis zum Fernsehfilm. In: Der Duden in 12 Bänden. Nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung überarbeiteter Nachdruck der 1. Auflage. Band 12, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1997, ISBN 3-411-04121-8, DNB 950682950, Seite 354–355.
  5. 5,0 5,1 5,2 Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, Seite 613.
  6. 张建映, 张跃滨, 张春山 (Herausgeber): 中国的马克思主义读本. 清华大学出版社, 北京 2006, ISBN 978-7-302-12583-9, Seite 69 (Zitiert nach Google Books).
  7. Mao Zedong: Talk with the American Correspondent Anna Louise Strong. . In: Selected Works of Mao Tse-tung. Volume IV, Foreign Language Press, Beijing (distributed throughout the world by Pergamon Press, Oxford/New York/Toronto/Sidney/Paris/Frankfurt) 1961, Seite 100 (Zitiert nach Google Books).
  8. John Francis Davis: The Chinese: A General Description of the Empire of China and Its Inhabitants. In two Volumes. Vol. Ⅱ. Illustrated with Wood-Cuts, Charles Knight & Co., London 1836, Seite 163 (Zitiert nach Google Books).
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 9,6 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 6. Band Nase–Saras, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570160-0, DNB 840876025, Seite 2100.
  10. 10,0 10,1 10,2 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Papiertiger«.
  11. el: Papiertiger. In: DIE ZEIT. Nummer 09, 28. Februar 1964, ISSN 0044-2070, Seite 1 (DIE ZEIT-Archiv, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  12. Horst Afheldt: SPIEGEL Essay: Stimmt denn diese Sicherheitspolitik? In: DER SPIEGEL. Nummer 7/1980, 11. Februar 1980, ISSN 0038-7452, Seite 145 (PDF: Archiv-URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  13. Felix Hartlieb, Hans-Peter Kastenhuber: Schlechter und trotzdem gut? Bei der Bonner Haushaltsdebatte wurde das Thema verfehlt. Zehetmair kann die Schulsituation nicht mehr schönreden. In: Nürnberger Nachrichten. 12. September 1992, Seite 2.
  14. Erik Westermann: Patient Plattdeutsch, ein Papiertiger und der schleichende Tod. In: Eichsfelder Tageblatt. Nummer 192, 18. August 2011, Seite 11.
  15. AT/mc: Scioli will Präsident werden. Provinzgouverneur plaudert offen über seine Ambitionen. In: Argentinisches Tageblatt Online. Nummer 31.876, 123. Jahrgang, 19. Mai 2012, Seite 24 (PDF, URL, abgerufen am 7. Dezember 2014).
  16. Hannes Krall: Jugend und Gewalt. Herausforderungen für Schule und Soziale Arbeit. LIT VERLAG, Wien 2004 (Pädagogik und Gesellschaft, Band 3), ISBN 3-8258-8185-7, Seite 156 (Zitiert nach Google Books).