Remigration

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Remigration (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ die Remigration die Remigrationen
Genitiv der Remigration der Remigrationen
Dativ der Remigration den Remigrationen
Akkusativ die Remigration die Remigrationen

Hinweis:

„Remigration“ wurde zum Unwort des Jahres 2023 gekürt.[1]
Die neue Verwendung des Wortes wird von der Jury kritisiert, „weil es 2023 als rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck gebraucht wurde.“ Dabei würde der Begriff „so umgedeutet, dass eine – politisch geforderte – menschenunwürdige Abschiebe- und Deportationspraxis verschleiert wird.“[2][3]

Anmerkung zur 2. Bedeutung:

Es ist umstritten, ob mit der 2. Bedeutung auch „Deportationen“ gemeint sind.
DWDS und viele Medien schreiben, dass mit der 2. Bedeutung auch „Deportationen“ gemeint sein sollen. Siehe hierzu einige der Beispiel-Zitate und Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Remigration“.
Auf duden.de hingegen wird „Remigration“ in der 2. Bedeutung als „massenhafte Ausweisung und daraus folgende Ausreise von Menschen mit Migrationsgeschichte“ angegeben.[4] Auch Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin bei correctiv.org, hat nach ihrem Auftritt im ARD-Presseclub vom 28.01.24 auf X (Twitter) am 29.01.24 geschrieben: „Im Presseclub ging es darum: Haben wir im Text behauptet, dass auf der Veranstaltung eine ‚Deportation‘ mit diesem konkreten Begriff geplant wurde? Das habe ich dort verneint.[5][6]

Worttrennung:

Re·mi·g·ra·ti·on, Plural: Re·mi·g·ra·ti·o·nen

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Remigration (Info)
Reime: -oːn

Bedeutungen:

Wiedereingliederung ins Heimatland nach freiwilliger Rückkehr dorthin
euphemistisch, meist Kampfbegriff rechtsextremer Gruppierungen und Parteien: Zwangsausweisung / Massendeportation (siehe hierzu die obige Anmerkung) von Menschen mit Migrationsgeschichte[7]

Herkunft:

vom lateinischen remigrare → la – zurückkehren[8]

Synonyme:

Rückkehrmigration, Rückwanderung
Abschiebung, Deportation (siehe hierzu die obige Anmerkung)

Gegenwörter:

Emigration, Immigration

Oberbegriffe:

Migration

Beispiele:

„Jüdische Remigration nach 1945“ – „Die wissenschaftliche Erforschung der Remigration nach 1945 ist eng an die Exilforschung, gewissermaßen als eine Fortsetzung, als Nach- und Wirkungsgeschichte des Exils, geknüpft.“[9]
„Die in die Öffentlichkeit gedrungenen Nachrichten über die Unstabilität der Verhältnisse halten Tausende und Zehntausende von der Einwanderung ab; und mit Recht, wie es die verdoppelte Remigration von früher Eingewanderten zeigt, welche heute durchaus nicht, wie zur Zeit, da Fregattencapitän von Müldner seine Berichte verfasste, mit ihren Ersparnissen in die Heimat zurückkehren, sondern mit dem letzten Erlös ihrer Habe das Land fliehen, in dem Elend und Hunger, Arbeitslosigkeit und Verlust des schon Ersparten durch verbrecherischen Betrug ihre Mühe gelohnt hat.“[10]
„Für die Beendigung des Zeitraumes der Auswanderung ist die allgemeine Regel für maßgebend anzusehen, wonach für eine solche Beendigung sowohl bei der geglückten Auswanderung die Remigration wie auch bei der mißglückten Auswanderung die erweisliche Absicht, in Österreich wiederum den Wohnsitz zu begründen, in Betracht kommt .“[11]
„Darin erzählt sie in einigen Kapiteln auch von ihrer Beziehung zu dem österreichischen Kommunisten Franz Marek, den sie 1964 kennenlernte und 1975 heiratete – und schildert damit auch die Geschichte der kommunistischen Remigration in Österreich.“[12]
„Die Remigration von Kenia nach Somalia erfolgt hauptsächlich über Land, wobei die Fahrt bis an die Grenze organisiert wird, und die Rückkehrer dann innerhalb Somalias den Transport selbst arrangieren .“[13]
„Für die Beliebtheit des Landes gebe es mehrere Gründe, sagt Nils Witte, der am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zu Motiven für Emigration und Remigration forscht.“[14]
„Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Pläne zur Remigration, ohne jedoch den Begriff zu verwenden. Auf der Plattform X schrieb er am Donnerstag mit Bezug auf die Recherchen von ‚Correctiv‘: ‚Wir lassen nicht zu, dass jemand das ‹Wir› in unserem Land danach unterscheidet, ob jemand eine Einwanderungsgeschichte hat oder nicht.‘“[15]
„Sie diskutierten unter anderem unter dem rechtsextremen Kampfbegriff "Remigration" rassistische Deportationspläne für Menschen aus Deutschland. Für den "Masterplan Remigration" solle ein "Musterstaat" in Nordafrika geschaffen werden. Dorthin könne man Menschen mit einer Migrationsgeschichte sowie Menschen, die sich für Geflüchtete engagierten, abschieben, so die Recherchen von "Correctiv".“[16]
„Die AfD fordert »Remigration« jedoch schon lange, Björn Höcke propagiert »wohltemperierte Grausamkeit«.“[17]
„Bei der Veranstaltung selbst soll über "Remigration" gesprochen worden sein, also, wie man Menschen aus Deutschland - auch mit deutschem Pass - ausweisen könne.“[18]
„Als Zielgruppe macht Sellner nicht nur Asylbewerber, Ausreisepflichtige oder Straftäter aus, sondern alle Menschen, denen er eine mangelnde Assimilation in eine wie auch immer geartete deutsche Mehrheitskultur unterstellt - ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft. Als "Verbreiter fremder Kulturen" seien sie das Ziel der "Remigration".[19]
„Marine Le Pen hat am Donnerstag in Paris die Alternative für Deutschland (AfD) gewarnt, die Pläne zur „Remigration“ von Ausländern und „nicht assimilierten Deutschen“ könnten die gemeinsame Fraktion im Europäischen Parlament sprengen.“[20]
„Ende letzten Jahres haben sich nach Recherchen von "Correctiv" hochrangige Politiker der AfD, Unternehmer und Rechtsextreme im Potsdam getroffen, um die "Remigration", also die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland zu besprechen.“[21]
„Einige AfD-Vertreter unterstützen offen die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft für Menschen mit Migrationsgeschichte und deren "Remigration" – zuletzt beim Geheimtreffen in Potsdam. Gegen diese Pläne gehen nun Hunderttausende auf die Straße.“[22]
„Der Begriff Remigration habe rein gar nichts mit Deportationen zu tun, sagt sie, um dann die Tausenden Brandenburger herabzusetzen, die vergangenes Wochenende landesweit, auch in kleinen Orten, auf die Straße gegangen sind, um nach Bekanntwerden der Adlon-Pläne ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen und es auch am kommenden Wochenende wieder tun wollen.“[23]
„Der frühere Kopf der »Identitären Bewegung« in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über »Remigration« gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.“[24]
„Wilderink fasst im Gespräch zusammen: ‹Es gab kein Geheimtreffen, es gab keinen Masterplan Remigration, es wurde nie über die Abschiebung von deutschen Staatsbürgern gesprochen.› Da lege er seine Hand ins Feuer. Correctiv habe um das Faktum eines Treffens herum ‹ein Lügenkonstrukt aufgebaut, das an keiner Stelle haltbar ist›.“[25]
„Der Verfassungsschutzpräsident Haldenwang will sogar auf die Sprache und das Denken Einfluss nehmen. Er freue sich, dass das Wort Remigration kürzlich zum ‚Unwort des Jahres‘ erklärt worden sei, sagte er.“[26]

Wortbildungen:

Remigrationsprogramm, Remigrationsstrategie

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Remigration
Wikipedia-Artikel „Remigration“, Abschnitt Politisches Schlagwort der Neuen Rechten
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Remigration
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Remigration
Duden online „Remigration
Lexikon der Geographie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001 auf spektrum.de, „Remigration
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalRemigration

Quellen:

  1. »Remigration« ist »Unwort des Jahres« 2023. In: Spiegel Online. 15. Januar 2024, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  2. Pressemitteilung: Wahl des 33. „Unwort des Jahres“. Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland, 15. Januar 2024, abgerufen am 21. Januar 2024.
  3. Unwort des Jahres 2023: Remigration. Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland, 15. Januar 2024, abgerufen am 12. Januar 2024.
  4. Duden online „Remigration
  5. Anette Dowideit: Stellungnahme auf X. In: X. 29. Januar 2024, archiviert vom Original am 3. Februar 2024 abgerufen am 29. Januar 2024.
  6. Im Umfragehoch trotz Massendemos: Was zieht Menschen zur AfD? - ARD-Presseclub (ab 0:22:25) auf YouTube, 28. Januar 2024, abgerufen am 2. Februar 2024 (Das Video startet an der Stelle; Anette Dowideit hört man dabei im Hintergrund).
  7. "Remigration" ist Unwort des Jahres 2023. In: Norddeutscher Rundfunk. 15. Januar 2024 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  8. Ulrike Alex: Unwort „Remigration“ – schon länger ein Begriff der Rechten Szene. In: SWR aktuell. 15. Januar 2024, abgerufen am 16. Januar 2024.
  9. Marina Aschkenasi: Jüdische Remigration nach 1945. bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Deutschland, 6. Oktober 2014, abgerufen am 21. Januar 2024.
  10. Hermann Marchetti: Die Erdumsegelung S.M. Schiffes „Saida“ in den Jahren 1890, 1891, 1892. Carl Gerold, Wien 1894, Seite 265 (Zitiert nach Google Books).
  11. Österreichischer Verwaltungsgerichtshof: Rechtssatz. 4. Juli 1995, abgerufen am 15. Januar 2024.
  12. Wien Geschichte Wiki: „Barbara Coudenhove-Kalergi“ (Stabilversion)
  13. Österreichisches Bundesverwaltungsgericht: Erkenntnis. 28. Februar 2023, abgerufen am 15. Januar 2024.
  14. David Lindenfeld: Die meisten deutschen Auswanderer zieht es in die Schweiz. In: FAZ.NET. 17. Mai 2022 (URL, abgerufen am 16. Januar 2024).
  15. Fatina Keilani, Oliver Maksan: AfD und «Remigration»: was die Partei sagt und was sie tatsächlich will. In: NZZOnline. 11. Januar 2024, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  16. Geheimtreffen bei Potsdam: AfD-Mann aus Buxtehude unter den Gästen. In: Norddeutscher Rundfunk. 12. Januar 2024 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  17. Ann-Katrin Müller: Geheimtreffen in Potsdam – Die völkischen Visionen der AfD. In: Spiegel Online. Nummer 3/2024, 11. Januar 2024, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  18. Treffen in Potsdam zu "Remigration" – "Widerliche Denke": Reaktionen aus RLP auf rechtsextremes Geheimtreffen. In: Südwestrundfunk. 12. Januar 2024 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  19. Nils Metzger, Kevin Schubert: Geheimtreffen in Brandenburg – Das sind die völkischen Netzwerker der AfD. Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) AdöR, Mainz, Deutschland, 10. Januar 2024, abgerufen am 15. Januar 2024.
  20. MICHAELA WIEGEL: DISKUSSION ÜBER „REMIGRATION“ – Le Pen droht der AfD. In: FAZ.NET. 25. Januar 2024 (URL, abgerufen am 30. Januar 2024).
  21. GEHEIMTREFFEN IN POTSDAM – Correctiv-Recherche: AfD-Politiker und Rechtsextreme besprechen Vertreibungsplan. In: Mitteldeutscher Rundfunk. 11. Januar 2024 (URL, abgerufen am 15. Januar 2024).
  22. A. Bühler, D. Gebhard, F. Klauser und U. Stoll: Die völkischen Pläne der AfD – Widerstand gegen rechte Extremisten. Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) AdöR, Mainz, Deutschland, 23. Januar 2024, abgerufen am 30. Januar 2024 (Video verfügbar nis 23.01.2026).
  23. Marion Kaufmann: AfD-Antrag zu Remigration: „Sie wollen den totalen Unrechtsstaat“. In: Der Tagesspiegel Online. 24. Januar 2024 (URL, abgerufen am 30. Januar 2024).
  24. Kundgebung in Hamburg – »Wir sind mehr!« – Zehntausende demonstrieren gegen Rechtsextremismus. In: Spiegel Online. 28. Januar 2024, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 30. Januar 2024).
  25. Alexander Kissler: «Es gab keinen Masterplan Remigration»: Ein Besuch im Landhaus Adlon und bei dessen Eigentümer, der die Welt nicht mehr versteht. In: NZZOnline. 3. Februar 2024, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 3. Februar 2024).
  26. Fatina Keilani, Berlin: Die wahre Gefahr für die Demokratie liegt in der Entfesselung staatlicher Gewalt von den Zügeln des Gesetzes. In: NZZOnline. 15. Februar 2024, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 15. Februar 2024).