Raffzahn

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Raffzahn (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ der Raffzahn die Raffzähne
Genitiv des Raffzahns
des Raffzahnes
der Raffzähne
Dativ dem Raffzahn den Raffzähnen
Akkusativ den Raffzahn die Raffzähne

Worttrennung:

Raff·zahn, Plural: Raff·zäh·ne

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Raffzahn (Info)

Bedeutungen:

umgangssprachlich: oberer Schneidezahn, der (schräg) zwischen den Lippen hervorsteht
salopp abwertend: jemand, der als hemmungslos nach Besitz oder dessen Vermehrung strebend angesehen wird; habgierige, raffsüchtige Person
umgangssprachlich: jemand, der maßlos viel beziehungsweise gierig verschlingend übermäßig isst

Herkunft:

  • strukturell:
Determinativkompositum aus dem Stamm des Verbs raffen und dem Substantiv Zahn
Es handelt sich um ein Erbwort, dessen ältestbezeugte Form das spätmittelhochdeutsche reffzan → gmhSchneidezahn; Raffzahn‘[1] ist, das wohl eigentlich ‚Reißzahn, Hauer‘ bedeutete.[2] Die Übertragung auf menschliche Zähne geht wohl aus dem Vergleich mit beispielsweise einem Hauer hervor.[3] Ab 1800 tritt das Wort dann auch in der zweiten und dritten Bedeutung auf, die semantisch überlagert sind von raffen im Sinne von ‚an sich reißen‘.[4]

Synonyme:

umgangssprachlich abwertend: Raffke

Sinnverwandte Wörter:

Hasenzahn
umgangssprachlich: Gierschlund, Vielfraß

Oberbegriffe:

Schneidezahn, Zahn
Mensch, Person

Beispiele:

„Monte war auf Jagd nach Kundſchaft, nach würdigen älteren Herren, die ſo verſchämt und zimperlich taten wie junge Bürgermädchen, und nach Engländern mit Raffzähnen, die nach abgewickeltem Geſchäft mit einer Bullenbeißerwut um jede Mark feilſchten.“[5]
„Denn Tabubu, ſchwarz-nackt bis zum Gürtel, um den Kopf graue Zotteln, in welchen der Wind wühlte, gegürtet unter den Vettelbrüſten mit einem Ziegenfell (und ſo angetan war auch ihre junge Gehilfin), ſprach alles aus, was da war, mit beweglichem Klatſchmunde, worin zwei Raffzähne einſam ſtanden, und führte es marktſchreieriſch an nach Namen und Nutzung.“[6]
„Namen werden diskret behandelt, keiner soll wissen, wie die einzelnen Raffzähne zu so vielen Euros gekommen sind.“[7]
„»Ja«, sagte Piatkowski, zweihundertfünfzig wäre ganz ordentlich, mehr wolle er gar nicht verlangen, er sei ja kein Raffzahn und hier müsse gehörig investiert werden, zweihundertfünfzig Ost, das gehe in Ordnung, nur immer im voraus, immer am Ersten.“[8]
„Man nannte ihn kurz und bündig »Raffzahn«, weil er anderen ständig die Stullen und die Schokolade wegaß.“[9]

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Raffzahn
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Raffzahn
Duden online „Raffzahn
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Raffzahn“ auf wissen.de
PONS – Deutsche Rechtschreibung „Raffzahn
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalRaffzahn
Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Raffzahn«.
Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Raffzahn«.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Raffzahn«, Seite .

Quellen:

  1. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch „reff-zan
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Raffzahn
  3. Duden online „Raffzahn
  4. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Raffzahn«.
  5. Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 1934, Seite 279 (Zitiert nach Google Books).
  6. Thomas Mann: Joſeph in Ägypten. Bermann-Fiſcher Verlag, Wien 1936, Seite 701 (Zitiert nach Google Books).
  7. Angst abbauen. In: DER SPIEGEL. Nummer 42, 14. Oktober 1996, ISSN 0038-7452, Seite 111 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 28. Februar 2020).
  8. Ingo Schulze: Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa. Roman. 1. Auflage. Berlin Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-8270-0052-1, Seite 244.
  9. Horst Bosetzky: Champagner und Kartoffelchips. Roman einer Familie in den 50er und 60er Jahren. 1. Auflage. Argon Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-87024-452-6, Seite 197 (Zitiert nach Google Books).