Pulverfass

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Pulverfass (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ das Pulverfass die Pulverfässer
Genitiv des Pulverfasses der Pulverfässer
Dativ dem Pulverfass
dem Pulverfasse
den Pulverfässern
Akkusativ das Pulverfass die Pulverfässer
Pulverfässer
Pulverfässer

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

Pulverfaß

Worttrennung:

Pul·ver·fass, Plural: Pul·ver·fäs·ser

Aussprache:

IPA: , auch:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Pulverfass (Info), —

Bedeutungen:

früher: Fass zur Aufbewahrung und zum Transport von Schießpulver
brisante, gefährliche, spannungsreiche (politische) Lage/Situation
umgangssprachlich: (staatlicher) Aufbewahrungsort für größere Mengen an Munition
umgangssprachlich: Chemiesaal

Herkunft:

  • strukturell:
Determinativkompositum aus den Substantiven Pulver und Fass
Seit 1965 ist diese Bedeutung bezeugt, die vom Bundessoldatendeutsch in die Umgangssprache übernommen wurde.[1][2]
Diese Bedeutung ist seit 1950 bezeugt.[1][2]

Synonyme:

Munitionsdepot, Munitionslager
umgangssprachlich: Bumsladen, Bunker, Folterkammer, Foltersaal, Giftbude, Giftküche, Hölle, Stinkladen, Teufelsküche

Sinnverwandte Wörter:

Pulvermagazin
Brandherd, Konfliktherd, Krisenherd, Unruheherd
umgangssprachlich: Brauerei, Brodelküche, Räucherkammer

Oberbegriffe:

Fass
Lage, Situation
Ort
Saal

Beispiele:

„Die Ladungen der Sklavenschiffe, über die in guter Kaufmannsart sorgfältig Buch geführt wurde, vermitteln einen präzisen Eindruck: Gewehre, Pulverfässer, Branntwein, Stoffe, Glas- und Eisenwaren, das sind die Waren, die gegen Millionen Afrikaner eingetauscht wurden.“[3]
„Während eines Gelages feuerten sie eine Salve von Kanonenschüssen ab. Dabei sprangen offenbar Funken auf die Pulverfässer der ‚Oxford‘ über, das Schiff explodierte und sank.“[4]
„Serbia irredenta - zerstört wurde Jugoslawien nicht durch eine Verschwörung fremder Mächte, sondern durch serbischen Größenwahn, den Anspruch auf Heimholung aller ‚unerlösten Landsleute‘ in einer Region ethnischer Pulverfässer.[5]
„Solange der Zugang zu ökonomischen, sozialen und kulturellen Rechten erschwert bleibt, sind alle Länder Pulverfässer.[6]
„So stellte er die rhetorische Frage, ob es für europäische Nationen nicht sinnvoller sei, ‚jetzt einige Millionen zur Lösung des Problems beizutragen, anstatt zu warten, bis das Pulverfass explodiert ist und dann einige Milliarden auszugeben‘.“[7]
„Das ölreichste Gebiet der Welt rund um den persischen Golf gilt währenddessen als politisches Pulverfass.[8]
„Iran gleicht einem Pulverfass. Es bedarf einer Kleinigkeit, damit dieses Pulverfass in die Luft fliegt.“[9]
„Das Dorf glich bereits einem Pulverfass, als kurz vor Ostern der Wehrsportverein Vederö ein paramilitärisches Lager in Gyöngyöspata ankündigte.“[10]
„Nicht zum ersten Mal wird im Pulverfass Kosovo beim Dauerkonflikt zwischen Serben und Albanern kräftig gezündelt.“[11]
„Wenn die Menschen das Wahlergebnis nicht anerkennen, kann das zu einem Pulverfass werden.“[12]
„Die Strategie der gnadenlosen Unterdrückung mag zwar kurzfristig funktioniert haben, doch der Iran sowie Bahrain werden ein Pulverfass bleiben, solange die autokratischen Regimes jegliche politische Öffnung kategorisch ablehnen.“[13]

Redewendungen:

auf einem Pulverfass leben
auf einem Pulverfass sitzen/auf dem Pulverfass sitzen
etwas ist ein Pulverfass/etwas ist wie ein Pulverfass
umgangssprachlich: jemand ist wie ein Pulverfass
der Funke im Pulverfass
die Lunte ans Pulverfass legen
mit etwas den Funken ins Pulverfass werfen

Charakteristische Wortkombinationen:

einem Pulverfass gleichen

Übersetzungen

Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 7. Band Pekt–Schi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04803-4, DNB 965409015, Seite 3050–3051.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1334.
Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 6. Band Nase–Saras, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570160-0, DNB 840876025, Stichwort »Pulverfaß«, Seite 2227.
Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Pulverfaß«.
Duden online „Pulverfass
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Pulverfass“ auf wissen.de
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Pulverfass
The Free Dictionary „Pulverfass
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPulverfass
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Pulverfass
D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „Pulverfaß“.
Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Pulverfass
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Pulverfaß

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 6. Band Nase–Saras, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570160-0, DNB 840876025, Stichwort »Pulverfaß«, Seite 2227.
  2. 2,0 2,1 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Pulverfaß«.
  3. Elikia M’Bokolo: Der afrikanische Kontinent – ein Beutestück des Sklavenhandels. ÜBER DEN SCHWIERIGEN PROZESS DER ANEIGNUNG DER EIGENEN GESCHICHTE. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 5509, 17. April 1998 (übersetzt von Margrethe Schmeer), ISSN 1434-2561, Seite 10–11 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  4. HAITI: Fluch der Karibik. In: Spiegel Online. Nummer 31, 31. Juli 2006, ISSN 0038-7452, Seite 89 (PDF, URL, abgerufen am 27. April 2012).
  5. Olaf Ilau: Krakeel auf dem Balkan. In: Spiegel Online. Nummer 52, 23. Dezember 1991, ISSN 0038-7452, Seite 137 (PDF, URL, abgerufen am 27. April 2012).
  6. Mwayila Tshiyembe: Vom postkolonialen Staat zum Multinationenstaat. DER TRAUM VOM ENDE DER AFRIKANISCHEN BÜRGERKRIEGE. In: Le Monde diplomatique Online. Deutschsprachige Ausgabe. Nummer 6246, 15. September 2000 (übersetzt von Matthias Wolf), ISSN 1434-2561 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  7. Geingob irritiert:. „Europä hilft nur wenn Weiße bedroht sind“. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 15. November 2001, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  8. Milliarden aus Öl. Erste offizielle Zahlen aus Angola seit Jahren. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 29. August 2006, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  9. «Iran gleicht einem Pulverfass». Ein Gespräch mit der iranischen Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. In: NZZOnline. 7. Dezember 2009, ISSN 0376-6829 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. Ralf Leonhard: Ungarn: Die schwarze Garde marschiert. In: WOZ Online. 12. Mai 2011 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  11. Thomas Roser: Gefährliches Zündeln im Pulverfass Kosovo. In: DiePresse.com. 28. Juli 2011, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  12. Politik: Einem Oppositionskandidaten droht Ausschluss von Kremlwahl. In: Liechtensteiner Vaterland Online. 23. Januar 2012 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  13. Michelle Cloos: Leitartikel: Die Vergessenen. In: Tageblatt Online. 16. Februar 2012 (URL, abgerufen am 27. April 2012).