Tauwetter

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Tauwetter (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ das Tauwetter
Genitiv des Tauwetters
Dativ dem Tauwetter
Akkusativ das Tauwetter

Worttrennung:

Tau·wet·ter, kein Plural

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Tauwetter (Info)
Reime: -aʊ̯vɛtɐ

Bedeutungen:

Meteorologie: ein Wetter, bei dem Schnee und Eis schmelzen
Politik: ursprünglich: Phase der kulturpolitischen Lockerung im Ostblock und dem Beginn einer außenpolitischen Entspannung zwischen der Sowjetunion und den USA im Jahr 1953 und folgende nach dem Tode Josef Stalins; später: jede Phase einer innenpolitischen Vergrößerung der Freiheit oder außenpolitischen Entspannung

Herkunft:

strukturell: Determinativkompositum aus den Substantiven Tau und Wetter
Das Wort leitet sich ab vom gleichnamigen Roman (russisch: Оттепель) des sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg aus dem Jahre 1956, der in Teilen in der russischen Zeitschrift Snamja 1954 vorab veröffentlicht wurde

Synonyme:

Entspannung

Unterbegriffe:

Weihnachtstauwetter

Beispiele:

Morgen ist Tauwetter.
Das einsetzende Tauwetter verursacht im Norden glatte Straßen mit vielen Verkehrsunfällen.
Tauwetter hat seit einiger Zeit die Winterkälte abgelöst: Frostaufbrüche, tiefe Schlaglöcher, Spurrinnen überall, vom Eiswasser gefüllt.“[1]
„Am nächsten Morgen – es war schmutziges Tauwetter mit Westwind – ging ich den kurzen Weg von den Baracken zum Schloß hinüber.“[2]
Stalins Tod 1953 und das einsetzende politische "Tauwetter" unter dem neuen starken Mann im Kreml, Nikita Chruschtschow, nähren die Hoffnung auf ein Ende des Alptraums.[3]
Soweit ist im sowjetischen Alltag tatsächlich ein "Tauwetter" eingetreten. Aber dieses Tauwetter ist kein Anzeichen für eine innere Schwäche des sowjetischen Staates.[4]
Der Aufschwung freier Medien zur „vierten Gewalt“ war der demokratische Durchbruch nach dem Ende der Sowjetunion. Jetzt ist das Tauwetter vorbei, Zeitungen und Fernsehsender werden wieder gleichgeschaltet - mit politischer Zensur, ökonomischem Druck und physischer Gewalt.[5]
im Jahr 2008 Dmitri Medwedew gerade Präsident geworden und es setzte ein kurzes Tauwetter ein.[6]
Seit dem politischen Tauwetter zwischen Kuba und den USA strömen US-amerikanische Touristen in Massen auf die Karibikinsel.[7]
Tauwetter zwischen Berlin und Moskau? Die Wiederannäherung zwischen Deutschland und Russland könnte eine unbeabsichtigte Folge von Trumps Entscheidung sein, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen.[8]
Das diplomatische Tauwetter sorgt für rege Reisetätigkeit: Die nordkoreanische Führung, vor kurzem noch geächtet, ist plötzlich ein gefragter Gesprächspartner.[9]

Charakteristische Wortkombinationen:

mit Adjektiv: einsetzendes Tauwetter
mit Substantiv: Anzeichen für Tauwetter, Hoffnung auf Tauwetter, Periode des Tauwetters
mit Adjektiv: ideologisches Tauwetter, kulturpolitisches Tauwetter, politisches Tauwetter, transatlantisches Tauwetter

Wortbildungen:

Tauwetterperiode

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Tauwetter
Wikipedia-Artikel „Ilja_Grigorjewitsch_Ehrenburg#Tauwetter
Wikipedia-Artikel „Tauwetter-Periode
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Tauwetter
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Tauwetter
The Free Dictionary „Tauwetter
Duden online „Tauwetter
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalTauwetter

Quellen:

  1. Christian Graf von Krockow: Die Stunde der Frauen. Bericht aus Pommern 1944 bis 1947. Nach einer Erzählung von Libussa Fritz-Krockow. 11. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2000, ISBN 3-421-06396-6, Seite 57. Erstauflage 1988.
  2. Marguerite Yourcenar: Der Fangschuß. Süddeutsche Zeitung, München 2004 (übersetzt von Richard Moering), ISBN 3-937793-11-9, Seite 60. Französisch 1939.
  3. Birgit Goertz: Geschichte – Deutsche im Gulag. In: Deutsche Welle. 22. Februar 2013 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  4. Stewart Alsop: Der „Woschd“ und das Tauwetter. In: Spiegel Online. Nummer 4/1962, 24. Januar 1962, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  5. Christian Neef: Pressefreiheit – „Pirogge mit Zyankali“. In: Spiegel Online. Nummer 3/2002, 14. Januar 2002, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  6. Yulia Vishnevetskaya: Russland – Maxim Ossipow: Russische Politik ist wie eine Krankheit. In: Deutsche Welle. 14. Juni 2018 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  7. Jaime Hamre (Reuters): Reise – Tourismusboom auf Kuba. In: Deutsche Welle. 16. Februar 2016 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  8. Jefferson Chase: Internationale Gemeinschaft – Treibt Trump Merkel in Putins Arme?. In: Deutsche Welle. 12. Mai 2018 (URL, abgerufen am 7. September 2018).
  9. dpa, rtr, afp: Diplomatie – Nach dem Korea-Gipfel: Auf nach Pjöngjang!. In: Deutsche Welle. 30. April 2018 (URL, abgerufen am 7. September 2018).

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