die Platte putzen

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Worttrennung:

die Plat·te put·zen

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild die Platte putzen (Info)

Bedeutungen:

sondersprachlich, speziell Rotwelsch; umgangssprachlich: sich (unauffällig, unbemerkt) von einem Ort entfernen
umgangssprachlich veraltet: durch Verweisung eine bestimmte Schule vorzeitig verlassen müssen
umgangssprachlich: alles restlos aufessen
umgangssprachlich: die Festplatte instand halten, durch das (regelmäßige) Löschen von alten, nicht mehr benötigten Dateien

Herkunft:

Die Herkunft dieser Wendung ist nicht genau geklärt.[1] Sie ist im Rotwelschen seit 1822 in der Bedeutung ‚fortgehen; entlaufen[2] bezeugt, wobei in diesem Fall Platte auf das jiddische Wort פּליטה‎ (YIVOpleyte) → yiFlucht[3] (siehe Pleite) und putzen auf die hebräische Verbwurzel פוץ‎ (CHA: p-u-ṣ) → heauseinandergehen, sich zerstreuen[4] zurückgeht.[1] Einer anderen Deutung nach stamme sie möglicherweise aus dem Bereich des Mauerhandwerks und beziehe sich auf die früher aus Blech bestehende Platte, die als Unterlage zum Mischen von Sand und Zement diente und nach Beendigung der Tagesarbeit geputzt werden musste, damit sie durch den festwerdenden Beton nicht untauglich wurde.[1]
Diese Bedeutung ist ab 1960 bezeugt.[5]
Die ab 1920 bezeugte Bedeutung verweist sinnbildlich auf die Servier-[6] oder Speiseplatte, die durch das Verspeisen „geputzt“, soll heißen ‚geleert‘ (vergleiche verputzen[6]), wird.[5]
Diese Bedeutung ist in den 1990er Jahren aufgekommen.[6]

Beispiele:

„Einmal angenommen, der Inhalt hätte sich dünngemacht, der Stoff die Platte geputzt, die Form die Kurve gekratzt und das Sujet sich auf französisch empfohlen. Dann wäre es sein ungeschickter Schachzug, einen Detektiv mit der Fahndung zu beauftragen.“[7]
„Sie gründeten eine Firma und bestellten alles vom Staubsauger bis zum Schlafzimmer, dachten aber nicht im Traum daran, auch zu bezahlen. Die Waren, vor allem Möbel, verkauften sie dann für billiges Geld und putzten nach einigen Monaten die Platte.[8]
„Gelbe Mahnschreiben, Kündigung, Räumungsklage – die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Bis endlich der Gerichtsvollzieher auf der Matte steht, geht mindestens ein Jahr ins Land. Zeit, um die Bude richtig auf den Kopf zu stellen und dann in aller Seelenruhe die Platte zu putzen: Tschüss und weg ins nächste Mietabenteuer.“[9]
„Nach zehn Jahren war er mit allen zerstritten und putzte die Platte. 1620 verschwand David Sachse – Sie ahnen es – nach Sachsen.“[10]
„Dabei haben wir das bisher immer selbst geschafft, wenn auch vielleicht erst nach ein paarmal um den Block fahren, in der Hoffnung, dass ein Kurzparker die Platte putzt.[11]
„Und das gesunde Frühstück werde sehr gut angenommen: Jeden Morgen putzen die Kleinen komplett die Platte.[12]
„Ihre Gäste haben die Platte fast leer geputzt. ‚Wollt ihr ein paar Dulces?‘ ‚Nein, danke‘, lehnt Jule ab. ‚Was ist das – das Fleisch mit dem roten Zeug drum herum‘, will Fernando von seiner Mutter wissen. ‚Schafzunge in Portweingelee.‘“[13]
„Und wenn man dann so richtig Hunger hat, sind so kleine hübsche Leckereien zwar nett, aber den Hunger stillen sie nicht – es sei denn, man putzt die Platte, was sich natürlich nicht gehört.“[14]
„Im Backes-Haus hatten die Helfer eine Kaffeetafel aufgebaut, die Platte wurde bis auf wenige Kuchenstücke geputzt.[15]
„Damit das Betriebssystem stabil und schnell läuft, sollten Nutzer regelmäßig die ‚Platte putzen‘, also alte und nicht mehr benötigte Dateien von der Festplatte löschen.“[16]
„Diese Software putzt die Platte vollautomatisch und korrigiert oder löscht sogar fehlerhafte und überflüssige Einträge in der Windows-Registrierungsdatenbank.“[17]
„Und wer am PC nicht regelmäßig die Platte putzt und einen Festplatten-Reiniger laufen lässt, kommt sich trotz Super-Highspeed-Internet überhaupt nicht mehr vor wie auf der Datenautobahn, sondern eher wie auf dem Standstreifen.“[18]

Übersetzungen

Duden online „Platte
Redensarten-Index „die Platte putzen
Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. 2., durchgesehene Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-87118-736-4, Stichwort »Ple(i)te : die Platte putzen«, Seite 250 (Google Books; korrigierter Nachdruck der Ausgabe Mannheim, Bibliographisches Institut, 1956).
Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Platte: 41. die Platte putzen«.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2020, ISBN 978-3-411-91305-3, Stichwort »Platte: die Platte putzen«, Seite 584.

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2020, ISBN 978-3-411-91305-3, Stichwort »Platte: die Platte putzen«, Seite 584.
  2. Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. 2., durchgesehene Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-87118-736-4, Stichwort »Ple(i)te : die Platte putzen«, Seite 250 (Zitiert nach Google Books; korrigierter Nachdruck der Ausgabe Mannheim, Bibliographisches Institut, 1956).
  3. Uriel Weinreich: מאָדערן ענגליש-ייִדיש ייִדיש-ענגליש װערטערבוך‎. Modern English-Yiddish Yiddish-English Dictionary. New paperback edition, Schocken Books, New York 1987, ISBN 0-8052-0575-6 (Lizenzausgabe des YIVO Institute for Jewish Research, New York 1968), Stichwort »פּליטה‎«, Seite 492 (jiddisch-englischer Teil).
  4. Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive), Stichwort »פוץ«, Seite 498.
  5. 5,0 5,1 Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Platte: 41. die Platte putzen«.
  6. 6,0 6,1 6,2 Redensarten-Index „die Platte putzen
  7. Uninspiriert. In: DIE ZEIT. Nummer 45, 2. November 1990, ISSN 0044-2070, Seite 74 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 20. März 2021).
  8. Wolfgang Fleckenstein: Haftstrafen für zwei Männer und eine Frau: Waren bestellt und nicht bezahlt. In: Frankfurter Rundschau. 3. September 1999, ISSN 0940-6980, Seite 36.
  9. Susanne Räuchle: Ein Tritt in die Tür und weg aus dem Dreck. In: Mannheimer Morgen. 1. September 2005.
  10. Geboren aus Größenwahn, erblüht in Liebe, verkauft für eine Mark. In: Braunschweiger Zeitung. 16. Mai 2007.
  11. Richard Christian Kähler: UNTERWEGS: Parkplatzgeier auf der Lauer. In: Süddeutsche Zeitung. 23. Februar 2013, ISSN 0174-4917, Seite V2/11.
  12. Alexandra Ringendahl: Immer frisch auf den Tisch. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 5. Dezember 2007.
  13. Der Tote vom Maschsee. In: Hannoversche Allgemeine. 10. Mai 2008, Seite 15.
  14. Von den besten Fritten im Welterbetal und verirrtem Gesang. In: Rhein-Zeitung. 30. Juni 2012, Seite 10.
  15. Diesmal spielte vor dem Backes die Musik. In: Rhein-Zeitung. 25. September 2015, Seite 24.
  16. Rechtzeitig die „Platte“ putzen. In: Mannheimer Morgen. 7. August 2012, Seite 10 (Stadtausgabe).
  17. Wenn der Rechner langsamer wird. In: Rhein-Zeitung. 17. Dezember 2012, Seite 24.
  18. Sascha Stienen: Das geplante Kaputtgehen. In: General-Anzeiger. 29. November 2014, Seite 1.