glu

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Singular

Plural

la glu

les glus

Alternative Schreibweisen:

glue

Worttrennung:

glu, Plural: glus

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild glu (Info)

Bedeutungen:

aus der Rinde (genauer dem Bast) der Stechpalme oder aus den Beeren der Mistel gewonnener Klebstoff, der (hauptsächlich auf sogenannte Leimruten gestrichen) zum Fangen kleiner Vögel dient
übertragen: zähflüssige, klebrige Masse
umgangssprachlich übertragen: durch übermäßige Anhänglichkeit lästig gewordene Person
USA (Louisiana regional: südöstliche Bayous): Wassertier mit radiär-symmetrischem Körper von gallertig-knorpeliger Konsistenz

Herkunft:

Der erste Beleg des Wortes findet sich in den Glossen[1] zu den Talmud-Kommentaren des Raschi[2][3] und datiert auf das Ende des 11. Jahrhunderts[3][4]. Das Wort ist dort in hebräischer Schrift unter anderem in der Form גלוד‎ (vokalisiert: גְלוּד‎)[1] verzeichnet. Über die Einordnung der in den Glossen verwendeten Sprache herrscht Uneinigkeit: Dem Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales zufolge sind die Glossen in Judäo-Französisch[3] verfasst, laut dem Französischen Etymologischen Wörterbuch (FEW) sind sie dem Altfranzösischen[2] zuzuordnen. Ob das Judäo-Französische als eigenständige, sich vom Altfranzösischen abgrenzende Sprache zu betrachten ist, ist unter Linguisten umstritten.[5] Somit ist unklar, ob es sich um eine Entlehnung oder um ein Erbwort handelt. Im Altfranzösischen ist spätestens ab Mitte des 12. Jahrhunderts (1155,[3] 1165,[4] 1175[2]) die Form glu → fro[6] im Sinne von ‚Vogelleim; Leim[6] gebräuchlich. Diese geht über spätlateinisches glūs → la[7] auf klassisch-lateinisches glūten → laLeim[8] zurück,[3][4][9] welches sich an die (erschlossene) indoeuropäische Wurzel *gel anschließt (vergleiche altisländisch klina → non und althochdeutsches klenan → gohbestreichen[10]).[4]
In der dritten Bedeutung ist es ab 1863 bezeugt.[4]

Synonyme:

méduse

Oberbegriffe:

colle
personne
animal marin, zoophyte

Unterbegriffe:

glu-qui-brûle

Beispiele:

« Mon frère avait imaginé de faire de la glu pour prendre les oiseaux. »[11]
„Mein Bruder hatte ſich vorgenommen, Vogelleim zu verfertigen, um Vögel zu fangen ; .“[12]
bildlich: « Ils ne cherchent mon erreur que pour me la pardonner; ils me prennent à la glu de leur amour… »[13]
« La plage est sous ses pieds comme de la poix ; la semelle s’y attache ; ce n’est plus du sable, c’est de la glu. »[14]
„Der Boden unter seinen Füßen ist wie Pech, oder die Sohlen seiner Stiefeln kleben, so zu sagen, am sandigen Erdreich.“[15]
wörtlicher: „Der Strand unter seinen Füßen ist wie Pech; die Sohlen haften daran; das ist kein Sand mehr, das ist Kleister.
« L’amer avril, son vent fiévreux, son abeille prise à la glu d’un bourgeon brun, son odeur d’abricotier fleuri agenouilleront devant moi le printemps lui-même tel qu’il fit irruption dans ma vie, dansant, en pleurs, meurtri à ses propres épines. »[16]
„Der verbitterte April mit seinem fieberhaften Wind, seinen an braunen Knospen geleimten Bienen, seinem Duft blühender Aprikosenbäume wird vor mir den Frühling höchstpersönlich so in die Knie zwingen, als stürmte er, tanzend, unter Tränen und gebeutelt von seinen eigenen Dornen, in mein Leben hinein.“
« Epkeen était en sueur sous son blouson de toile, il commençait à en avoir marre de cette balade, vingt minutes qu’ils marchaient dans la glu. »[17]
„Epkeen rann der Schweiß unter seiner Leinenjacke, er bekam diesen Ausflug satt, zwanzig Minuten marschierten sie nun schon in diesem Kleister.
„Epkeen war unter seiner Leinenjacke schweißnass, er hatte langsam genug von diesem Ausflug, zwanzig Minuten marschierten sie nun schon in dieser klebrigen Pampe.
«                                   EMMA.
Ici !… ils vont louer la maison à côté de la nôtre.
CÉLIMARE, à part.
C’est de la glu ! »[18]
„                                   EMMA.
Hier!… sie werden das Haus neben dem unseren mieten.
CÉLIMARE, für sich.
Sind das Kletten!
« J’ai rempli ma trôle de glus. »[19]
„Mir ist mein Schleppnetz mit Quallen voll gelaufen.“
„Quallen sind mir ins Schleppnetz gegangen.“

Redewendungen:

avoir de la glu aux mains

Wortbildungen:

Adjektiv: glutinant
Substantive: glu marine, gluau, gluette, gluon, glutier
Verb: gluer

Entlehnungen:

Englisch: glue

Übersetzungen

Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales „glu
Dictionnaire vivant de la langue française (ARTFL) „glu
PONS Französisch-Deutsch, Stichwort: „glu
Langenscheidt Französisch-Deutsch, Stichwort: „glu
LEO Französisch-Deutsch, Stichwort: „glu
Dictionnaire de l’Académie française, 8ème éditon, 1932–1935: „glu
Dictionnaire de l’Académie française, 9ème éditon, 1992–…: „glu
Louis Guilbert, René Lagane, Georges Niobey et al.: Grand Larousse de la langue française en sept volumes. Tome troisième, ES - INC, Librairie Larousse, Paris 1989, ISBN 2-03-101373-4-VL, ISBN 2-03-101843-4-VT (Digitalisat bei Gallica), Stichwort »glu«, Seite 2197.
Base de données lexicographiques panfrancophone (BDLP): glu. Abgerufen am 20. März 2019 (Französisch, Louisiane).

Quellen:

  1. 1,0 1,1 Arsène Darmesteter, D. S. Blondheim (Herausgeber): Les Gloses françaises dans les Commentaires talmudiques de Raschi. Tome Premier, Librairie Ancienne Honoré Champion, Paris 1929, Seite 77 (Zitiert nach Digitalisat bei Gallica).
  2. 2,0 2,1 2,2 Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band Ⅳ, 1922–2002, Stichwort »glūten«, Seite 169.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Centre National de Ressources Textuelles et Lexicales „glu
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Alain Rey (Herausgeber): Dictionnaire historique de la langue française. Dictionnaires Le Robert, Paris 2011, ISBN 978-2-321-00013-6, Stichwort »GLU«, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
  5. Marc Kiwitt, Julia Zwink: Judeo-French. In: Jewish Language Research Website. 31. Januar 2019 (URL, abgerufen am 21. März 2019).
    „Some scholars regard Judeo-French as an Old French social dialect different from its Christian counterparts (e.g. D. Blondheim; R. Levy), or even as a separate Judeo-Romance language (e.g., M. Weinreich; S. A. Birnbaum). Aslanov and Kukenheim admit slight differences on the phonological and morphological level and some more substantial differences on the lexical level, but do not go so far as to assume a distinct linguistic system. Nevertheless, most linguists (Banitt, Darmesteter, Fudeman, Kiwitt, Möhren, Zwink, etc.) seem to agree that the language of the Jews of medieval France did not differ significantly from Old French.“
  6. 6,0 6,1 Adolf Tobler, Erhard Lommatzsch; édition électronique conçue et réalisée par Peter Blumenthal et Achim Stein: Altfranzösisches Wörterbuch. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08167-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »glu«.
  7. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998): „glūs“ (Zeno.org)
  8. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998): „glūten“ (Zeno.org)
  9. Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band Ⅳ, 1922–2002, Stichwort »glūten«, Seite 171.
  10. Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings (Herausgeber): Althochdeutsches Wörterbuch. Auf Grund der von Elias v. Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Leipzig 1952-2015ff. (klenan)
  11. George Sand: Histoire de ma vie. Tome Cinquième, Michel Lévy Frères, Librairies-Éditeurs, Paris 1856, Seite 235 (Zitiert nach Digitalisat bei Gallica).
  12. George Sand: Geschichte meines Lebens. Fünfter Theil, Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1855 (Originaltitel: Histoire de ma vie, übersetzt von Claire von Glümer), Seite 145 (Zitiert nach Google Books).
  13. Paul Morand: Le Dernier Jour de l’Inquisition. Suivi de Parfaite de Saligny. Éditions de la Table Ronde, Vevey (Suisse) 1947, Seite 88 (Zitiert nach Google Books).
  14. Victor Hugo: Les Misérables. Cinquième Partie: Jean Valjean Ⅰ, Pagnerre, Librairie-Éditeur, Paris ⅯⅮⅭⅭⅭⅬⅫ , Seite 303–304 (Zitiert nach Digitalisat bei Gallica).
  15. Victor Hugo: Die Elenden – Les Misérables. 1. Auflage. Null Papier Verlag, 2015 (Originaltitel: Les Misérables, übersetzt von J. Schulze, auf Grundlage der Erstübersetzung von Dr. G. A. Volchert), ISBN 978-3-95418-563-4, Seite 1413 (Zitiert nach Google Books).
  16. Colette: La Naissaince du jour. Ernest Flammarion, Paris 1928, Seite 68.
  17. Caryl Férey: Zulu. Éditions Gallimard, Paris 2013, ISBN 978-2-07-247437-8, Seite  (E-Book; zitiert nach Google Books; Erstaugabe 2008).
  18. E. Labiche et Delacour : CÉLIMARE le Bien-aimé. Comédie-Vaudeville en trois actes. E. Dentu, Éditeur, Paris 1863, Seite 87 (Zitiert nach Google Books).
  19. Base de données lexicographiques panfrancophone (BDLP): glu. Abgerufen am 20. März 2019 (Französisch, Louisiane).