Haufe

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Haufe (Deutsch)

Singular Plural 1 Plural 2
Nominativ der Haufe die Haufen die Häufe
Genitiv des Haufens der Haufen der Haufen
Dativ dem Haufe
dem Hauf
den Haufen den Haufen
Akkusativ den Haufe
den Hauf
die Haufen die Haufen

Anmerkung zur Flexion:

Der Haufe[1] ist der veraltende (und nur noch poetisch oder landschaftlich genutzte) Singular vom heute üblichen Singular „der Haufen“. Für militärische Einheiten gab es auch die Bezeichnung „der Hauf[2] (und auch der Häuf) als feststehender Begriff (siehe Beispieltexte unter Bedeutung Punkt ). Im Gegensatz zu Duden online „Haufe“ ist in älteren Textstellen bei Dativ Singular auch dem Haufe oder dem Hauf (bei Goethe in der Zusammensetzung mit Büchern: „Beschränkt von diesem Bücherhauf,“[3]), bei Akkusativ Singular auch den Haufe oder den Hauf, zu finden. Siehe Beispiele. Auch beim heutigen Plural: die Haufen gibt es Abweichungen: Nach D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „Haufen“.(Kruenitz unter Haufen) gibt es den Plural: die Häufe.
Die Bedeutung von Punkt ist bei Grimm (Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Haufe“) so angegeben. Andere (zum Beispiel: Moritz Rühlmann[4] oder Karl Karmarsch und Friedrich Heeren[5]) sprechen nur von Haufen.
Die Wortbildungen sind zum größten Teil aus Adelung[6] und Grimm.[7]

Worttrennung:

Hau·fe, Plural 1: Hau·fen, Plural 2: Häu·fe

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Haufe (Info)
Reime: -aʊ̯fə

Bedeutungen:

an einer Stelle ungeordnet übereinander geworfene Dinge, die so einen kleinen Hügel bilden
nur Singular: eine bewegliche Menge von ungeordneten Lebewesen
eine paramilitärische/militärische Einheit
die geordnete Aufschichtung gleichartiger Dinge an einer Stelle
abwertend: eine ungeordnete Menge von Menschen mit schlechten Eigenschaften
Technik: die Verdickung an der Nabe eines Rades, an der die Speichen befestigt sind

Herkunft:

„Das nur deutsche Wort mittelhochdeutsch hūfe → gmh, althochdeutsch hūfo → goh Haufe; Menge; Schar steht im Ablaut zu dem gleichbedeutenden westgermanischen Wort mittelhochdeutsch, althochdeutsch houf → goh, niederländisch hoop → nl, englisch heap → en und gehört mit diesem zu der unter hoch dargestellten indogermanischen Wortgruppe.“[8]
‚Bei Ottfried Houfe, bei Willeram und Notker Huffo, im Polnischen Huf → pl, im Böhmischen Hauff. Andere Mundarten ziehen f das b und v vor, wie das Niederdeutsche Hoop → nds, Hope → nds, Hupe → nds und Hüpen → nds, das Altenglische Heape → ang, Hype → ang, das Englische heap → en, das Dänische Hob → da, das Schwedische Hop → sv; wohin auch das Lateinische cōpia → la, und cōpulāre → la, gehören, so wie das Niederdeutsche Hümpel → nds, ein Haufe, mit cumulus → la übereinstimmt.‘[9]

Synonyme:

Menge
Gruppe, Schar
Bande
Busch

Sinnverwandte Wörter:

Hügel
Gefolge, Herde; Menschenmenge, Volk
Kohorte, Rotte, Trupp
Aufschichtung, Block, Schichtung
Mob, Pöbel

Beispiele:

Der Haufe Abfall im Burghof stank zum Himmel.
„Da macht sie ihm ein Fenster auf,
Zeigt ihm draußen viel bunten Hauf.
Unter dem Himmel allerlei Wesen,
Wie Ihr's mögt in seinen Schriften lesen.“[10]
„Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf![11]
Gegen Abend wurde der Haufe Schafe wieder in den Stall getrieben.
„Der König folgt mit seiner Großen Hauf.“[12]
„Dort sammelt sich der große Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.“[13]
„Zurück, zurück, unsinniger Hauf'![14]
Ein Haufe Landsknechte nach dem anderen traf vor der Festung ein.
„Vor dem Hause ging ein lärmendes Gedränge vorbei. Der Häuf der Spießknechte rückte in Berchtesgaden ein.“[15]
„Da schied sich das Schlachtenglück von den Alemannen, sie fuhren rückwärts, ihnen graute vor dem Hauf der sterbenden Genossen.“[16]
Der „Landsknecht (Lanzknecht), im 15. und 16. Jahrhundert ein in Deutschland im Fußvolk dienender Kriegsmann. Die deutschen Landsknechte wurden von Kaiser Maximilian I. errichtet und durch Feldobersten angeworben. Die Gesamtheit der L. hieß der Hauf oder die Gemeine (davon Gemeiner) und war in Fähnlein, je 400 Landsknechte stark, unter einem Hauptmann geteilt; 10 – 16 Fähnlein bildeten ein Regiment. Zum Gefecht zog ein »verlorener Hauf«, aus Läufern gebildet, voran, dem der »helle Hauf« in quadratischer Ordnung folgte; in der Verteidigung bildeten sie, nach allen Seiten Front machend, einen »Igel«. Hauptwaffe war der Spieß, später für die Hälfte das Feuergewehr. Die Landsknechte dienten auch im Auslande, die sog. schwarzen Fahnen im französischen Solde selbst gegen das Reich. Im 17. Jahrhundert verlor sich der Name. – Vergleiche Wessely (1877), Blau (1882).“[17]
Vor dem römischen Zensor lag der Haufe Sesterzen, mit denen die fälligen Rechnungen bezahlt werden sollten.
Der Pöbel schrie Revolution und meinte etwas anderes, zog grölend und plündernd durch die Straßen; dieser Haufe, dieser Mob lechzte nach Blut und Gewalt.
Diese Bande von Verbrechern war nichts als ein Haufe der widerwärtigsten Naturen.
„Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm
Herabzustürzen, deckend grüne Feldersaat.“[18]

Redewendungen:

der ganze Haufe, der gemeine Haufe, der helle Hauf, der helle Haufe, der verlorene Hauf, der verlorene Haufe, ein wilder Haufe, Hauf an Hauf, Hauf an Haufen, Haufe an Haufen, Haufe auf Haufe, Hauf um Hauf, Haufe zu Haufen, zu Hauf, zu Haufe

Wortbildungen:

Bücherhaufe, Haufen, Maulwurfhaufe, Maulwurfshaufe, Rothhaufe, Sandhaufe, Scheißhaufe, Scheiterhaufe, Steinhaufe, zuhaufe

Übersetzungen

Renate Wahrig-Burfeind (Herausgeber): Wahrig, Deutsches Wörterbuch. 9. Auflage. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh/München 2011, ISBN 978-3-577-07595-4
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Haufe
Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Haufe
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Haufe
Bibel, Genesis: Haufe
Wikipedia-Artikel „Heerhaufen
Duden online „Haufe

Quellen:

  1. Dr. Gerhard Wahrig und andere: Das Große Deutsche Wörterbuch. Verlag für Wissen und Bildung, Rheda 1966 (Bestell–Nr. 8289.)
  2. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Hauf
  3. Johann Wolfgang von Goethe: Goethe · Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil · Urfaust. 271.–290. Tausend. Auflage. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, ISBN 3-406-31234-9, Seite 21, Zeile 402
  4. Moritz Rühlmann: Allgemeine Maschinenlehre. Ein Leitfaden für Vorträge, sowie zum Selbststudium des heutigen Maschinenwesens, mit besonderer Berücksichtigung seiner Entwickelung: für angehende Techniker, Cameralisten, Landwirthe und Gebildete jeden Standes. Strassen- und Eisenbahnfuhrwerke einschliesslich der Locomotiven. Band 3, Schwetschke, 1868, Seite 67
  5. Karl Karmarsch, Friedrich Heeren: Technisches Wörterbuch oder Handbuch der Gewerbkunde in alphabetischer Ordnung.. A - F. Band 1, Verlag Haase, 1854, Seite 860 (Ausgabe 2; 880 Seiten)
  6. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Elektronische Volltext- und Faksimile-Edition nach der Ausgabe letzter Hand Leipzig 1793–1801. In: Digitale Bibliothek. Bd. 40, Directmedia Publ., Berlin 2004, ISBN 978-3-89853-740-7
  7. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Wort
  8. Günther Drosdowski (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1
  9. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Elektronische Volltext- und Faksimile-Edition nach der Ausgabe letzter Hand Leipzig 1793–1801. In: Digitale Bibliothek. Bd. 40, Directmedia Publ., Berlin 2004, ISBN 978-3-89853-740-7
  10. Johann Wolfgang von Goethe: Goethes Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Band 13, Verlag J.G. Cotta, 1829, Seite 121
  11. Johann Wolfgang von Goethe: Goethe · Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil · Urfaust. 271.–290. Tausend. Auflage. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, ISBN 3-406-31234-9, Seite 232, Zeile 7602
  12. Ludovico Ariosto: Der rasende Roland.. Sämtliche poetischen Werke. Band 2, Berlin 1922, Achtzehnter Gesang, Seite 115, Vers 121
  13. Johann Wolfgang von Goethe: Goethe · Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil · Urfaust. 271.–290. Tausend. Auflage. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, ISBN 3-406-31234-9, Seite 125, Zeile 3958
  14. Johann Wolfgang von Goethe: Goethe · Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil · Urfaust. 271.–290. Tausend. Auflage. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, ISBN 3-406-31234-9, Seite 178, Zeile 5755
  15. Ludwig Ganghofer: Der Ochsenkrieg. Berlin, Darmstadt, Wien 1959, 12., Seite 240 (Roman; erstes Buch)
  16. Gustav Freytag: Die Ahnen. München 1953, Das Festmahl, Seite 32
  17. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Hauf
  18. Johann Wolfgang von Goethe: Goethe · Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil · Urfaust. 271.–290. Tausend. Auflage. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, ISBN 3-406-31234-9, Seite 264, Zeile 8779

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: kaufe, laufe, saufe, taufe