Luftschlösser bauen

Hallo, Sie haben hier nach der Bedeutung des Wortes Luftschlösser bauen gesucht. In DICTIOUS findest du nicht nur alle Wörterbuchbedeutungen des Wortes Luftschlösser bauen, sondern erfährst auch etwas über seine Etymologie, seine Eigenschaften und wie man Luftschlösser bauen in der Einzahl und Mehrzahl ausspricht. Hier finden Sie alles, was Sie über das Wort Luftschlösser bauen wissen müssen. Die Definition des Wortes Luftschlösser bauen wird Ihnen helfen, beim Sprechen oder Schreiben Ihrer Texte präziser und korrekter zu sein. Wenn Sie die Definition vonLuftschlösser bauen und die anderer Wörter kennen, bereichern Sie Ihren Wortschatz und verfügen über mehr und bessere sprachliche Mittel.

Luftschlösser bauen (Deutsch)

Redewendung

Nebenformen:

Schlösser in die Luft bauen

Worttrennung:

Luft·schlös·ser bau·en

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Luftschlösser bauen (Info)

Bedeutungen:

realitätsferne Ideen, Pläne, Wünsche haben; realitätsferne Pläne machen; sich utopischen Hoffnungen, Vorstellungen hingeben

Herkunft:

Das Motiv eines sich in den Lüften befindenden Bauwerks reicht zurück bis in die Antike: in der Komödie »Die Vögel« des griechischen Dichters Aristophanes gründen Vögel eine große Stadt in den Lüften – das im Deutschen sprichwörtlich gewordene Wolkenkuckucksheim; das Vorhaben scheitert daran, dass auch dort böse Charaktere erscheinen, denen man zu entkommen hoffte. In Anspielung an diese Geschichte formulierte der Kirchenvater Augustinus auf Spätlateinisch die Wendung in aere aedificare → la in seinen Predigten (Sermones):
„ ne subtracto fundamento, in aere velle aedificare videamur.“ (Serm. 8,1)
„Lasst uns nicht den Anschein geben, als ob wir ohne Fundament in der Luft bauen wollten!“
An anderer Stelle heißt es:
„ ne subtracto fundamento rei gestae, quasi in aere quaeratis aedificare.“ (Serm. 2,7)
„Begehrt nicht ohne das Fundament der Geschichtsschreibung gewissermassen in der Luft zu bauen!
Der Gebrauch des Wortes Schlösser im Deutschen geht auf die französische Wendung châteaux en Espagne → fr zurück (vergleiche die mittellateinischen Wendungen castra in Hispania → la und castra in sphera aeris → la ‚Schlösser im Luftraum‘, die auch im Gebrauch mit den Verben aedificare → la, fabricare → fr und facere → la belegt sind).
In der Mitte des 16. Jahrhunderts findet sich die frühneuhochdeutsche Wendung ein Schloß inn lufft bawen, die zeitgenössisch umschrieben wurde mit:
wann einer eiñ handel vnderhanden tat/ gedenckt ein gantz ſchloß daran zugwiñen/dichtet jetz ſchoͤn wie er das ſchloß bawen wil/vnnd laßt im eine viſierung ſtellen/bald das gluck vmbſchlegt/vnd er verleurt/vnd ja die hauptſum̃ ſampt dem ſchloß muͤß dahinden laſſen
Soll heißen:
Wenn einer einen Handel/ein Geschäft unter der Hand tätigt und beabsichtigt ein ganzes Schloss daran zu verdienen, sich bereits ausmalt, wie er den Gewinn umsetzen will, ihn bald darauf das Glück verlässt und nicht zustandekommt, den erhofften Gewinn dann abschreiben muss.
Nach dieser Wendung entstand das ab dem 17. Jahrhundert bezeugte Determinativkompositum Luftschloss.

Sinnverwandte Wörter:

Träumen hinterherjagen, gehoben: auf Wolken schweben, in den Wolken schweben, über den Wolken schweben

Beispiele:

Hört auf, Luftschlösser zu bauen, stellt lieber zunächst einmal die Finanzierung des Projektes sicher!
„Ich überließ mich meiner Phantaſie, probirte und bereitete ewig, baute tauſend Luftſchlöſſer, und ſpürte nicht, daß ich den Grund des kleinen Gebäudes zerſtört hatte.“
„In Allem, was unſer Wohl und Wehe betrifft, ſollen wir die Phantaſie im Zügel halten: alſo zuvörderſt keine Luftschlöſſer bauen; weil dieſe zu koſtſpielig ſind, indem wir gleich darauf, ſie, unter Seufzern, wieder einzureißen haben.“
„Wenn ihn auch hie und da Sorgen bedrückten, er war doch zufrieden; er wiegte ſich immer in ſüßen Hoffnungen, baute Luftſchlöſſer und war Alles in Allem glücklich.“
„Ich ſah auf den erſten Blick, daß er ein Schlaukopf iſt. Ich glaube, dieſes Eiſenbahnprojekt iſt nur eine Falle — er ſieht nicht aus wie ein Menſch, der ſeine Zeit damit verſchwendet, Luftſchlöſſer zu bauen.
„Der Tagtraum kann Einfälle liefern, die nicht nach Deutung, sondern nach Verarbeitung verlangen, er baut Luftschlösser auch als Planbilder und nicht immer nur fiktive.“
„Sie sollten sich mehr um die bitteren, harten Tatsachen an Ihrem Objekt kümmern, statt Luftschlösser zu bauen.
„Es wurden, auch in den nachfolgenden Jahren, manche Luftschlösser gebaut.

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Luftschloss
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Luftschloss
The Free Dictionary „Luftschloss
Duden online „Luftschloss
Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Luftschloss“ auf wissen.de
PONS – Deutsche Rechtschreibung „Luftschloss
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Luftschloss
Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon „Luftschloss
Günther Drosdowski, Werner Scholze-Stubenrecht et al.: Duden, Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 1. Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1992, ISBN 3-411-04111-0, Stichwort »Luftschloß: Luftschlösser bauen«, Seite 464.
Dr. Heinz Griesbach, Dr. Dora Schulz: 1000 deutsche Redensarten. Mit Erklärungen und Anwendungsbeispielen. 13. Auflage. Langenscheidt, Berlin/München/Wien/Zürich/New York 2000, ISBN 3-468-43112-0, Stichwort »LUFTSCHLOSS – Luftschlösser bauen«, Seite 126.
Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. In: Digitale Bibliothek. 42, Directmedia Publishing, Berlin 2000, ISBN 3-89853-142-2, Stichwort »Schloß: Schlösser in die Luft bauen (Luftschlösser bauen)«.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Luftschlösser bauen«.
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalLuftschlösser bauen

Quellen:

  1. 1,0 1,1 1,2 Annette und Reinhard Pohlke: Alle Wege führen nach Rom. Deutsche Redewendungen aus dem Lateinischen. Mit 15 Illustrationen von Margarete Moos. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2001, ISBN 3-7608-1967-2, Stichwort »Luftschlösser bauen«, Seite 113 (Zitiert nach Internet Archive).
  2. Andreas Otto: Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer. Druck und Verlag von B. G. Teubner, Leipzig 1890, Seite 6 (Zitiert nach Internet Archive).
  3. Augustinus: SERMONIS Ⅷ. monumenta.ch, abgerufen am 24. September 2020.
  4. 4,0 4,1 4,2 Samuel Singer (Begründer); Kuratorium Singer der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (Herausgeber): THESAURUS PROVERBIORUM MEDII AEVI. Lexikon der Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters. Band 8: Linke – Niere, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016313-6, Stichpunkt »6. (Ein Schloss) in die Luft bauen (Luftschlösser)«, Seite 54 (Zitiert nach Google Books).
  5. Augustinus: SERMO Ⅱ. monumenta.ch, abgerufen am 24. September 2020.
  6. Axel Nelson: «Châteaux en Espagne» en latin médiéval. In: ERANOS. Acta philologica Suecana. Nummer 49, 1951, ISSN 0013-9947, Seite 159–169.
  7. 7,0 7,1 : Spꝛichwoͤrter, Schoͤne, Weiſe Klugredenn. Darinnen Teutſcher vñ anderer Spꝛaachen Hoͤfflichkeit/Zier/Hoͤhſte Vernunfft vñ Kluͤgheit/Was auch zur Ewiger vnd zeitlicher Weißheit/Tugend/Kunſt vnd Weſen dient/geſpuͤrt vñ begriffen. Von Alten vnd jetzigen im bꝛauch gehabt vnd beſchꝛieben/In etlich Tauſent zusamen bꝛacht. Bei Chꝛ. Egen. Erben̈, Franck. (Zitiert nach Digitalisat des MDZ).
  8. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Luftschloß
  9. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »Luftschloss«, Seite 530.
  10. Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meiſters Lehrjahre. Ein Roman. 1. Auflage. Erſter Band, ey Johann Friedrich Unger, Berlin 1795, Seite 47 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  11. Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena: kleine philoſophische Schriften. 1. Auflage. Erſter Band, Druck und Verlag von A. W. Hayn, Berlin 1851, (Schrift: Aphorismen zur Lebensweisheit. Kapitel Ⅴ. Paräneſen und Maximen. B. Unſer Verhalten gegen uns ſelbst betreffend), Seite 412, Nummer 13 (Zitiert nach Digitalisat des MDZ).
  12. Oscar Geller: Feigling! In: Mähriſches Tagblatt. Nummer 243, 24. Oktober 1892, Seite 2 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  13. Burton E. Stevenſon: Seine Kreolin. Kriminal-Roman. In: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nummer 1588, 30. April 1909, Seite 1 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  14. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. 1. Band, Aufbau Verlag, Berlin 1954, Seite 99.
  15. Erik Neutsch: Spur der Steine. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, Seite 162.
  16. Willy Brandt: Erinnerungen. Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-26518-9, Seite 181 (Erstausgabe im Verlag Propyläen, Frankfurt am Main 1989).
  17. Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Luft-schloß“.