Twiete

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Twiete (Deutsch)

Singular Plural
Nominativ die Twiete die Twieten
Genitiv der Twiete der Twieten
Dativ der Twiete den Twieten
Akkusativ die Twiete die Twieten
Eine Twiete in Plön.

Nebenformen:

Twete

Worttrennung:

Twie·te, Plural: Twie·ten

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild Twiete (Info)
Reime: -iːtə

Bedeutungen:

kleine Straße, schmaler Durchgang (vor allem zwischen Häusern)

Herkunft:

Das Wort Twiete ist sowohl nordniederdeutsch als auch west- und ostfälisch belegt.[1] Straßennamen, die mit Twiete oder Twete gebildet sind, finden sich von der schleswig-holsteinischen Westküste über Hamburg und den westlichen Teil von Ostfalen bis nach Ostwestfalen und ins nördliche Sauerland hinein.[2] Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebiets bis Nienburg und Salzwedel kommt hauptsächlich die Form Twiete vor, südlich schließt sich bis Minden und Hannover ein Bereich an, in dem unter anderem Twechte, Tweegde und Twegte vorkommen, während in Ostfalen Twete oder Tweete Haupttyp ist.[3] Diese Formen gehen auf drei mittelniederdeutsche Varianten zurück, die twîte, twēte und twēgete lauteten.[4]
Die Etymologie von Twiete ist bis heute nicht sicher geklärt.[4] Die Gebrüder Grimm sahen darin eine Entlehnung aus dem Skandinavischen, die vermutlich über das altdänische tvede auf das altnordische þveit → non zurückgeht, das ein Verbalabstraktum zum altnordischen Verb þveita → nonhauen‘ darstellt und die Grundbedeutung ‚Eingeschnittenes, Gerodetes‘ hat.[5] Diese Deutung kann jedoch nicht zutreffen, da sich hinsichtlich des Stammvokals und des Konsonantismus lautliche Schwierigkeiten ergeben und die dann anzunehmende Bedeutungsentwicklung ebenfalls problematisch ist.[4]
Einen anderen Ansatz findet man bei Jan ten Doornkaat Koolman: Er nimmt an, dass ein Zusammenhang zwischen Twiete und dem angelsächsischen thwîtan → ang und dem englischen thwite → enschneiden, spalten‘ bestehe.[6] Eine solche Etymologie scheitert aber bereits an der Anlautdivergenz zwischen zwischen þw und tw.[4]
Andere Deutungsversuche beziehen sich auf zwei oder dessen Kompositionsform zwie-: Karl Schiller und August Lübben beschrieben Twiete als „Scheide zwischen zwei Gegenständen, Rain[7], Twiete „stammt also von twe ab“[8] ist in einem bremisch-niedersächsischen Wörterbuch zu lesen, Georg Schambach erklärt Twiete als einen „Weg, wo nur zwei neben einander gehen können“[9], Otto Mensing charakterisiert Twiete als „Grenze zwischen 2 (twee) Ackerstücken, Landscheide zwischen Feldern“[10] und Hermann Schmoeckel und Andreas Heinrich Blesken sehen den Ursprung der mittelniederdeutschen Form twīte schließlich in dem Kompositum *twigata ‚Zwiegasse‘[11]. Eine Ableitung von zwei selbst wird für ausgeschlossen gehalten, aber ein Anknüpfen an die Kompositionsform – im Altenglischen, Altfriesischen und Altnordischen twi-, im Althochdeutschen zwi- – soll infrage kommen.[4] Unter Zugrundelegung der wahrscheinlichen Ausgangsbedeutung ‚Durchgang zwischen Häusern‘ ist es gut vorstellbar, dass solche schmalen Gänge, die zwischen zwei Häusern entstanden, wenn die Traufen über die Hausmauern hinausragten und damit zu einem kleinen Abstand zwischen den Gebäuden führten, von beiden Nachbarn genutzt wurden, aber keinem allein gehörten, so dass sie in gewisser Weise „Zwitter“ waren.[12] Daraus könnten in der Folgezeit weitere Bedeutungen wie ‚Weg zwischen Hecken‘ oder generell ‚kleine Gasse‘ entstanden sein.[13]

Sinnverwandte Wörter:

Gässchen, Gasse, Redder

Gegenwörter:

Boulevard

Beispiele:

Die Reisegruppe schlenderte durch Hamburgs Twieten.

Übersetzungen

Wikipedia-Artikel „Twiete
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Twiete
Duden online „Twiete
wissen.de – Lexikon „Twiete
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Twiete“ auf wissen.de
Uni Leipzig: Wortschatz-PortalTwiete

Quellen:

  1. Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 35.
  2. Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 37.
  3. Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 38.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 41.
  5. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Twiete“.
  6. Jan ten Doornkaat Koolman: Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. Dritter Band: Q–Z nebst Nachtrag und Indices, Verlag von Hermann Braams, Norden 1884, Seite 455 (Internet Archive).
  7. Karl Schiller, August Lübben: Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Vierter Band: S–T, J. Kühtmann’s Buchhandlung, Bremen 1878, Seite 648 (Internet Archive).
  8. Bremische deutsche Gesellschaft (Herausgeber): Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs, worin nicht nur die in und um Bremen, sondern auch fast in ganz Niedersachsen gebräuchliche eigenthümliche Mundart nebst den schon veralteten Wörtern und Redensarten in bremischen Gesetzen, Urkunden und Diplomen, gesammelt, zugleich auch nach einer behutsamen Sprachforschung, und aus Vergleichung alter und neuer verwandter Dialekte, erkläret sind. V. und letzter Theil: T–Z, Georg Ludewig Förster, Bremen 1771, Seite 145 (Internet Archive).
  9. Georg Schambach: Wörterbuch der niederdeutschen Mundart der Fürstenthümer Göttingen und Grubenhagen oder Göttingisch-Grunbenhagen’sches Idiotikon. Carl Rümpler, Hannover 1858, Seite 238 (Internet Archive).
  10. Otto Mensing (Herausgeber): Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch. Band 5, Wachholtz-Verlag, Seite 220; zitiert nach Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 41.
  11. Hermann Schmoeckel, Andreas Heinrich Blesken: Wörterbuch der Soester Börde. Ein Beitrag zur westfälischen Mundartenforschung. In: Soester Wissenschaftliche Beiträge. 5, Mocker und Jahn, Soest 1952, Seite 318, DNB 454415109; zitiert nach Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 41.
  12. Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 41 f.
  13. Gunter Müller: Twiete. ‌‌‘Durchgang zwischen Häusern, kleine Straße, Weg zwischen Hecken’. In: Robert Damme, Norbert Nagel (Herausgeber): Westfeles unde Sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-515-6, Seite 42.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Tweed, twittere
Anagramme: weitet