viehisch

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viehisch (Deutsch)

Positiv Komparativ Superlativ
viehisch viehischer am viehischsten
Alle weiteren Formen: Flexion:viehisch

Worttrennung:

vie·hisch, Komparativ: vie·hi·scher, Superlativ: am vie·hischs·ten

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild viehisch (Info)
Reime: -iːɪʃ

Bedeutungen:

von Vieh (stammend), sich auf Vieh beziehend, zu Vieh gehörig
speziell auch in Bezug auf Umstände menschlichen Lebens, abwertend: in der Art und Weise von Vieh (oft: und aus diesem Grund eines Menschen nicht würdig)
übertragen zu , abwertend, in Bezug auf menschliches Verhalten: von Rohheit zeugend, brutal, bestialisch
salopp, verstärkend: über das normale Maß hinaus; sehr stark

Synonyme:

grausam, rabiat, unmenschlich, verroht
tierisch (umgangssprachlich)

Oberbegriffe:

tierisch

Beispiele:

„Nebucadnezar war ein grosser mächtiger König / noch wird er jrre im Haupt / vnd Gott / wie der Prophet Daniel im 4. Capitel sagt / nimt das menschliche Hertz von jhm vnd gibt jhm ein viehisch Hertz “[1]
„Ja, es schwebt schon vor meinen Augen, ich lese es und höre es, wie das viehische Federvieh in Berlin von jedem Misthaufen, von jedem Dache herab, den großen erhabenen Nikolaus ankräht.“[2]
„So, wie eine Speise mit Bedacht zubereitet sein will, sei sie auch mit Bedacht genossen. Alles andere schadet den Magennerven – und ähnelt viehischem Futterverschlingen.“[3]
„Als Zuchtstier ist Bimbo sehr gefragt. Nachbarn und Fremde bringen ihre Kühe zu Bauer Betschart, um sie von Bimbo decken zu lassen. Und so sorgt der stämmige Stier hauptberuflich für den viehischen Nachwuchs im Muotathal und anderswo.“[4]
„Der beinahe viehische Laut, dem ‚Muh‘ des Ochsen phonetisch nahestehend, übt eine wohltuende Wirkung auf die Menschen aus – mit Ausnahme derjenigen, denen die Buhrufe gelten.“[5]
„Studenten, wenn ihr keine tierischen Produkte konsumiert, leiden Bienen, Hühner, Fische, Rinder nicht mehr. Weniger viehisches Methan bremst den Klimawandel.“[6]
„Wenn man so närrische Buhler-Passionen beschreibt / als zum Exempel / daß in der Picara einer die Mauren geküßt / innert denen seine Schönheit häußlich gewest / (welche villeicht jennem Narren beym Plauto verschwägert war / der hergegen vor Eifer zur Sauw werden wollen / da er gesehen / daß sein Mensch dem Spiegel einen Kuß gegeben) und wenn man dise und andre Pößlein / oder vilmehr viehische Unsinnigkeiten noch under dem Titul der Treuw / Beständigkeit / und Liebe herauß streicht / lieber treufflet man nicht dem Leser ein / daß er meint solche Sachen seyen weder Sünd noch Narrheit / sonder Mode und Anständigkeit?“[7]
„Wer bist du? Jch! ein Mensch: Wilt du den viehisch leben, Nein, Nein ich sehe stets den grossen Schöpfer an “[8]
„Die Unglücklichen wurden ins hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht erwiesen ist.“[9]
„Die Demobilisation schwemmt Unordnung, Gier, viehische Entmenschung in die Oasen friedlicher Arbeit.“[10]
„Schon am ersten Tag wurde das Mädchen, nachdem sich vier Soldaten an ihm vergangen hatten, aus Angst vor Entdeckung auf viehische Weise getötet.“[11]
„Sein Name wird zum Synonym für jede Art von Atheismus, Verrat und Unmoral. Für das viktorianische und das puritanische und südstaatliche Amerika ist er ein lügender, versoffener, viehischer und gotteslästerlicher Mensch.“[12]
„Es war genau am 24. März, als der Chefheraldiker Andrea Cordero Lanza di Montezemolo vom ehemaligen Hitlerjungen Ratzinger in den Kardinalsstand erhoben wurde – dem Jahrestag jenes Massakers in den Ardeatinischen Höhlen, bei dem Corderos Vater von der SS ermordet wurde, nach tagelanger viehischer Folter.“[13]
„Bei Toralf stehen jetzt die Zwischenprüfungen vor der Tür. Er fährt dann zum Lernen nach Hause, weil sich in der viehischen Enge des Wohnheims niemand konzentrieren könne.“[14]
„Dann kommen die West-Kommilitonen dran: ‚Einer studiert Theologie und ist echt viehisch christlich, also fast Jesus. Aber mir – mir werfen sie meine sogenannte Ideologie vor!‘“[15]
„Ein Roboter, der damit fertig werden soll, muß überall nachgiebig sein, nicht nur an der Werkzeugspitze – weshalb sanfte Luftdrucksysteme die Technik erster Wahl sind. Zumal Elektrik im Havariefall viehische Schmerzen verursachen könnte.“[16]
„Seine Gesten geraten außer Kontrolle und verlieren jede Feinmotorik. Sein Durst wächst viehisch an.“[17]
„Nichts entgeht Swoffords Blick für das Absurde. Nicht das Bizarre eines Football-Spiels in ABC-Schutzanzügen, das die Soldaten trotz viehischer Hitze vorführen müssen, um ein paar Reporter zu beeindrucken “[18]

Charakteristische Wortkombinationen:

viehisches Leben; viehische Begierde/Gier; beinahe viehisch
jemanden viehisch (auch: auf viehische Weise) ermorden/töten/umbringen; viehische Brutalität/Ermordung/Folter/Grausamkeit/Vergewaltigung; ein viehischer Mord; ein viehisches Verbrechen
viehische Hitze/Schmerzen; viehisch betrunken

Übersetzungen

Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „viehisch
Duden online „viehisch
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „viehisch
The Free Dictionary „viehisch
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „viehisch

Quellen:

  1. Martin Hammer, Monumentum Crucis & Salutis, Leipzig 1615, S. 60 (Digitalisat Universitätsbibliothek Breslau/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200191-2).
  2. Ludwig Börne, Briefe aus Paris, Bd. 2, Hamburg 1832, S. 119 (Digitalisat Staatsbibliothek zu Berlin/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-20090519498).
  3. Salzburger Nachrichten, 20.05.1995.
  4. St. Galler Tagblatt, 20.10.2007, S. 54.
  5. Süddeutsche Zeitung, 04.11.2009, S. 31.
  6. Neue Zürcher Zeitung, 24.10.2017, S. 10.
  7. Gotthard Heidegger, Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans, Zürich 1698, S. 136 (Digitalisat SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905199204).
  8. Johann Justus Ebeling, Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift, Bd. 1, Hildesheim 1747, S. 97 (Digitalisat SUB Göttingen/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-200905198805).
  9. Neue Rheinische Zeitung, 26. Juni 1848 (Digitalisat Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte/Deutsches Textarchiv, URN:nbn:de:kobv:b4-31349-6).
  10. Bertolt Brecht, Trommeln in der Nacht , zitiert nach Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Bd. 1, 1989, S. 182.
  11. Die Zeit, 28.11.1969, S. 3.
  12. Die Zeit, 10.04.1987, S. 54.
  13. Der Spiegel, 15.04.2006, S. 116.
  14. Süddeutsche Zeitung, 18.05.1992.
  15. Süddeutsche Zeitung, 30.04.1994.
  16. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.1997, S. B1.
  17. Süddeutsche Zeitung, 09.07.1997, S. 13.
  18. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2003, S. 42.