romantisieren

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romantisieren (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich romantisiere
du romantisierst
er, sie, es romantisiert
Präteritum ich romantisierte
Konjunktiv II ich romantisierte
Imperativ Singular romantisier!
romantisiere!
Plural romantisiert!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
romantisiert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:romantisieren

Worttrennung:

ro·man·ti·sie·ren, Präteritum: ro·man·ti·sier·te, Partizip II: ro·man·ti·siert

Aussprache:

IPA:
Hörbeispiele: Lautsprecherbild romantisieren (Info)
IPA österreichisch: [1]
Hörbeispiele:
Reime: -iːʁən

Bedeutungen:

transitiv, bildungssprachlich, meist im Partizip Präsens: etwas im Stil der Romantik gestalten oder darstellen
transitiv, bildungssprachlich: etwas idealisiert betrachten oder wiedergeben

Herkunft:

Derivation (Ableitung) zum Adjektiv romantisch mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) -isier und der Flexionsendung -en

Synonyme:

idealisieren, schönfärben, verherrlichen, verklären

Gegenwörter:

modernisieren
entromantisieren
herabsetzen, kritisieren, schlechtmachen

Oberbegriffe:

darstellen, gestalten, historisieren
übertreiben

Beispiele:

Befürchtet wird freilich, daß ein romantisierender Neo-Historismus aufkommt, der die kritischen Errungenschaften der Aufklärung preisgibt.[2]
Es ist vorwiegend ein romantisierender, an die deutsche Neogotik sich anlehnender Jugendstil, mit viel Fachwerkanspielungen, aber auch mit Einfluß der russischen Datschen-Architektur.[3]
In der Architektur sind romantisierende Tendenzen im historisierenden Schlossbau und in der Vorliebe zur Schaffung künstlicher Ruinen festzustellen.[4]
Die Erfahrungen im Exil haben ihn sensibilisiert für gegenaufklärerische, irrationalistische und romantisierende Strömungen.[5]
„Die Welt romantisieren heißt, sie als Kontinuum wahrzunehmen, in dem alles mit allem zusammenhängt. Erst durch diesen poetischen Akt der Romantisierung wird die ursprüngliche Totalität der Welt als ihr eigentlicher Sinn im Kunstwerk ahnbar und mitteilbar.“[6]
In seinem „Thesaurus der untergegangenen Berufe“ wird der vorindustrielle Alltag nicht romantisiert, sondern realistisch beschrieben.[7]
„Menschen, die nie wirkliche Armut erlebt haben“, schreibt er, „romantisieren oft die Armut. …“[8]
Während die Zahl der Landwirte sinkt, romantisieren Konsumenten das kleinbäuerliche Idyll.[9]
Wir neigen dazu, den Tod von Tieren zu übersehen, ihn zu trivialisieren oder zu romantisieren. Wir romantisieren ihn, wenn wir die Frage des Tiere-Tötens dem Bereich der blinden, doch vermeintlich auch irgendwie erhabenen und harmonischen Natur zuschlagen wollen.[10]
Es wird gesungen, getanzt, romantisiert und schuhgeplattelt, als ob es die reale Welt da draußen mit Beziehungs-, Existenz- und Wirtschaftskrisen gar nicht gebe.[11]
„Ich will Leiden nicht romantisieren – genug ist schließlich genung –, aber wer nicht leiden kann, wird nicht erwachsen, wird nicht herausfinden, wer er ist.“[12]

Charakteristische Wortkombinationen:

romantisierende Strömungen, Tendenzen, Praktiken
Vorgänge, Zustände romantisieren

Wortbildungen:

Konversionen: Romantisieren, romantisierend, romantisiert
Substantiv: Romantisierung
Verb: entromantisieren

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „romantisieren
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „romantisieren
The Free Dictionary „romantisieren
Duden online „romantisieren

Quellen:

  1. Rudolf Muhr: Österreichisches Aussprachewörterbuch, österreichische Aussprachedatenbank (Adaba). Peter Lang; Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-55414-2, DNB 986461431, Seite 374, Eintrag „romantisieren“.
  2. Hermann Glaser: Studien zur Geschichte des Alltags: Resignation auf dem Sofa. In: Zeit Online. Nummer 08/1987, 13. Februar 1987, ISSN 0044-2070 (alte Schreibweise im Zitat: ‚daß‘, URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  3. Karl Schlögel: Baltische Fragmente. In: Zeit Online. Nummer 33/1992, 7. August 1992, ISSN 0044-2070 (alte Schreibweise im Zitat: ‚Einfluß‘, URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  4. Romantik. Austria-Forum, abgerufen am 12. Februar 2018.
  5. Peter Faulstich: Aufklärung, Wissenschaft und lebensentfaltende Bildung. Geschichte und Gegenwart einer großen Hoffnung der Moderne. transcript Verlag, 2014, ISBN 9783839418161, Seite 159 (zitiert nach Google Books).
  6. Burkhard Reinartz: Novalis: Die Romantisierung der Welt. Zitat des Dichters Novalis. In: Deutschlandradio. 25. August 2014 (URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  7. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe: Verschwundene Arbeit. In: Zeit Online. Nummer 41/1994, 7. Oktober 1994, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  8. Reiner Luyken: Der Blinde als Seher. In: Zeit Online. Nummer 24/1997, 6. Juni 1997, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  9. Essen. In: DiePresse.com. 5. Juli 2014, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  10. Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen. C.H.Beck, 2014, ISBN 9783406659058 (zitiert nach Google Books).
  11. Claudia Lagler: Spaß an der Schmerzgrenze: Im Rössl wird wieder gesungen. In: DiePresse.com. 8. November 2013, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 12. Februar 2018).
  12. James Baldwin: Vor dem Kreuz. Brief aus einer Landschaft meines Geistes. In: Derselbe; mit einem Vorwort von Jana Pareigis (Herausgeber): Nach der Flut das Feuer. ›The Fire Next Time‹. Neuübersetzung, 2. Auflage. dtv, München 2020 (Originaltitel: The Fire Next Time, übersetzt von Miriam Mandelkow aus dem amerikanischen Englisch), ISBN 978-3-434-14736-1, Seite 106 (Erstauflage der Neuübersetzung 2019; deutschsprachige Erstveröffentlichung unter dem Titel Hundert Jahre Freiheit ohne Gleichberechtigung bei Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1964; englischsprachige Originalausgabe 1963).

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ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: romanisieren
Anagramme: romanisierten