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Die Wortgeschichte ist nicht unumstritten, weshalb verschiedene, teils widersprüchliche Ansätze besonders hinsichtlich des Ausgangspunkts der Entlehnungen ins Romanische existieren:
Davon abgesehen vermutet Kluge, dass das arabische Wort selbst, welches ihm zufolge keine typisch arabische Form aufweist, offenbar dem byzantinisch-griechischenκαλαφάτης (kalaphatēs☆) → grc ‚Kalfaterer‘[7] zugrunde liegt.[6]
Auch wird von einigen der Ausgangspunkt im mittelgriechischen Verb καλαφατεῖν (kalaphatein☆) → grc ‚einSchiff kalfatern undteeren‘ angenommen.[8][7] Lokotsch führt beispielsweise die arabische Variante قَلَّفَ (DMG: qallafa) →ar[9][10] auf das mittelgriechische Wort zurück[11], wohingegen Corominas das arabische قَلْفَطَ (DMG: qalfaṭa) →ar aus dem (nicht belegten, aber rekonstruierten) vulgärlateinischen*calefare — lateinischcalefacere→ la ‚erhitzen‘ (da man Teer erhitzt, um die Schiffe zu kalfatern) — zurückleitet und die mittelgriechische Wortsippe καλαφατέω (kalaphateō☆) → grc — καλαφάτησις (kalaphatēsis☆) → grc (959) ‚Kalfatern‘, καλαφάτης (kalaphatēs☆) → grc ‚Kalfaterer‘ (1057) — als Entlehnung aus arabisch قَلْفَطَ (DMG: qalfaṭa) →ar sieht.[7] Ferner behauptet der Duden, dass das mittelgriechische Verb καλφατεῖν (kalphatein☆) → grc dem arabischen Substantivقَفْر (DMG: qafr) →ar[12][13] entstammt, welches ihm zufolge die Bedeutung ‚Asphalt‘ gehabt haben soll[14][15] – wohl Bezug nehmend auf Lokotsch, bei dem es heißt: „ḳafrVollständig ḳafr al-jahūd ‚Judenpech, Asphalt‘“[16]. Zwei Standardwerke führen dieses Wort nicht mehr: Wehr führt den Homographen قَفْر (DMG: qafr) →ar , dessen Bedeutung er mit ‚Wüste, Einöde, ödeGegend‘[12] angibt; auch bei Lane findet sich dieser Homograph bereits in der Bedeutung ‚place destitute of human beings; desert, but sometimes containing a little herbage; pasturage‘[13]. Lane führt jedoch كَفْر (DMG: kafr) →ar ‚Tar, or pitch,with which ships are smeared‘ an, das ihm zufolge bei Abū-'l-Ḥasan al-Aḫfaš (* 210, 215 oder 221) belegt ist[17]; allerdings findet sich im Supplement auch bei Lane die Wendung القَفْرُ اليَهُودِىُّ (DMG: al-qafru 'l-jahūdiyyu) →ar , der er ebenfalls wie Lokotsch die Bedeutung ‚Jews-pitch, i.e. asphaltum‘ zumisst[18], sich selbst jedoch hierbei auf Silvestre de Sacy beruft, der in seiner 1810 unter dem Namen »RELATION DE L’EGYPTE« erschienenen Übersetzung einer kurzen Reisebeschreibung Ägyptens von ʿAbdu 'l-Laṭīf al-Baġdādī erwähnt, dass „قفر ou كفر“ „l’asphalte ou bitume de Judée“[19] bedeuten. Das lässt vermuten, dass قَفْر (DMG: qafr) →ar wohl eine alte Nebenform von كَفْر (DMG: kafr) →ar und nur in dieser Wendung belegt zu sein scheint.
Osman, Lokotsch und dem Duden zufolge gehört wohl auch »Klabautermann« ‚Schiffskobold‘ zur Wortgruppe von »kalfatern«[11][5][20], da dem Volksglauben gemäß der Kobold gegen die hölzernen Schiffswände klopft, um daran zu mahnen, diese auszubessern, oder um den Untergang des Schiffes anzukündigen[5][20].
„In der Plantage wurden Karussell und Scheibenstände hergerichtet, die Schiffersleute kalfaterten und strichen ihre Boote, jede kleine Wohnung erhielt neue Gardinen, die Zimmer, die feucht lagen, also den Schwamm unter der Diele hatten, wurden ausgeschwefelt und dann gelüftet.“[21]
„Dann überqueren wir den Goldenen-Drachen-Fluß in einem Sampan-Taxi aus Bambus, das mit Harz und Maniokpaste kalfatert ist.“[22]
„Die Besonderheit gegenüber den Rheinschiffen: Dieses war mit Leinwerk kalfatert, mit dem Abfall der Textilproduktion also.“[23]
„Der Zimmermann kalfaterte den hölzernen Rumpf und setzte ihn überall, wo es nötig war, wieder instand.“[24]
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 918.
Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 679–680.
Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „kalfātern“
D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „kalfatern“.
Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „kalfatern“ (Wörterbuchnetz), „kalfatern“ (Zeno.org), Band 3, 1855, Seite 529.
Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „kalfatern“, Band 9, 1860, Seite 238.
Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „kalfatern“.
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kalfatern“
Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „kalfatern“ (Wörterbuchnetz), „kalfatern“ (Zeno.org)
Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „kalfatern“, 5. Auflage, Band 1, 1911, Seite 919.
Quellen:
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↑ 3,03,13,23,33,4Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, Seite 610.
↑Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 679.
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↑ 6,06,1Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 461–462.
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↑Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733, Stichwort »2قلف«, Seite 1053.
↑Götz Schregle, unter Mitwirkung von Fahmi Abu l-Fadl, Mahmoud Hegazi, Tawfik Borg, Kamal Radwan: Deutsch-Arabisches Wörterbuch. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1974, ISBN 3-447-01615-9, Stichwort »abdichten« – dort: „(= kalfatern) قَلَّفَ“, Seite 3 sowie Stichwort »kalfatern«, Seite 636.
↑ 11,011,1Karl Lokotsch: Etymologisches Wörterbuch der europäischen Wörter orientalischen Ursprungs. In: Hermann Wirt, Wilhelm Streitberg † (Herausgeber): Indogermanische Bibliothek. Erste Abteilung: Sammlung indogermanischer Lehr- und Handbücher. II. Reihe: Wörterbücher. 3. Band, Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1927, Stichwort »1022. Ar. ḳalafa«, Seite 82.
↑ 12,012,1Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733, Stichwort قفر, Seite 1046.
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↑Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 918.
↑Karl Lokotsch: Etymologisches Wörterbuch der europäischen Wörter orientalischen Ursprungs. In: Hermann Wirt, Wilhelm Streitberg † (Herausgeber): Indogermanische Bibliothek. Erste Abteilung: Sammlung indogermanischer Lehr- und Handbücher. II. Reihe: Wörterbücher. 3. Band, Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1927, Stichwort »999. Ar. ḳafr«, Seite 80.
↑Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. In Eight Parts. Frederick Ungar Publishing Co., New York 1955–56, Seite 2621 (Digitalisat; 236.2MB!, Internet Archive).
↑Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. In Eight Parts. Frederick Ungar Publishing Co., New York 1955–56, Stichwort »قفر«, Seite 2991 (Digitalisat; 246.7MB!, Internet Archive).
↑Silvestre de Sacy: RELATION DE L’EGYPTE, PAR ABD-ALLATIF, MÉDECIN ARABE DE BAGDAD. Treuttel et Würtz, Paris/Strasbourg 1810, Seite 273 (Zitiert nach Google Books).
↑ 20,020,1Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Stichwort »kalfatern«, Seite 380 sowie Stichwort »Klabautermann«, Seite 407–408.
↑Theodor Fontane: Effi Briest. 1895. Zitiert nach Gutenberg.