fremdschämen

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fremdschämen (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich schäme fremd
du schämst fremd
er, sie, es schämt fremd
Präteritum ich schämte fremd
Konjunktiv II ich schämte fremd
Imperativ Singular schäm fremd!
schäme fremd!
Plural schämt fremd!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
fremdgeschämt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:fremdschämen
Person Wortform
Präsens ich fremdschäme
du fremdschämst
er, sie, es fremdschämt
Präteritum ich fremdschämte
Konjunktiv II ich fremdschämte
Imperativ Singular fremdschäm!
fremdschäme!
Plural fremdschämt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
fremdgeschämt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:fremdschämen

Hinweis:

Das Wort „fremdschämen“ wurde in Österreich zum Wort des Jahres 2010 gekürt.

Worttrennung:

fremd·schä·men, Präteritum: schäm·te fremd; seltener: fremd·schäm·te, Partizip II: fremd·ge·schämt

Aussprache:

IPA: ,
Hörbeispiele: Lautsprecherbild fremdschämen (Info), —

Bedeutungen:

reflexiv; umgangssprachlich: sich für eine oder mehrere anderen Personen beziehungsweise für deren (als peinlich oder ähnlich empfundene) Handlungen, Verhalten oder dergleichen schämen; Fremdscham für jemanden oder etwas empfinden

Herkunft:

Das Wort ist seit dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts in Gebrauch.[1]
trennbares Verb: gebildet aus dem Adjektiv fremd als Verbzusatz und dem Verb schämen
untrennbares Verb: Derivation (Ableitung) zum Verb schämen mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) fremd-

Oberbegriffe:

schämen

Beispiele:

Als meine Schwester sich vor den Augen des ganzen Professorenkollegiums erbrach, habe ich mich so fremdgeschämt.
„Nur so kommt man an den Punkt, sich nicht mehr für Thomas Gottschalk fremdschämen zu müssen, .“[2]
Bernhard Kohl, Österreichs gefeierter Tour-de-France-Bergkönig, gab mit seinem tränenreichen Dopinggeständnis eine derart würdelose Vorstellung, dass man sich sogar vor dem Fernseher fremdschämte.[3]
«Wann schämt man sich fremd? Wenn im Fernsehen ein Talkmaster hemmungslos das Innenleben seines offensichtlich naiven Gastes entblösst. Solche Situationen berühren einen peinlich, für solche Situationen schämt man sich fremd.»[4]
„Heutzutage fremdschämt man sich als alter Mann sogar für den Viagra-Fall Berlusconi.“[5]
„Solches Getue wäre ihm, glaube ich, total peinlich. Da würde er sich bestimmt fremdschämen.[6]
„Man muss nicht bis Mallorca fliegen, um sich im Urlaub fremdzuschämen.[7]
„Manchmal schämen sich Menschen auch fremd, das heißt ihr Gesicht wird rot, weil sie sich für die Fehler und Peinlichkeiten der anderen schämen.“[8]
„Quintessenz ihrer Studien: Wer sich fremdschämt, aktiviert das gleiche Hirnareal wie ein Mensch, der das körperliche Leiden eines anderen beobachtet – Hirnstamm und Kleinhirn machen uns ganz flau ums Herz.“[9]
„Du kannst den Musikgeschmack deiner Kinder teilen, obwohl du dich manchmal fragst, ob du für Dubstep und Garage nicht doch ein bisschen zu bieder bist, du kannst dich für die Filme ihrer Generation begeistern, auch wenn du dich bei expliziten Sex-Szenen immer ein wenig fremdschämst, du kannst so witzig, schlagfertig und weltgewandt sein, wie es dir irgend möglich ist, und trotzdem bist und bleibst du in ihren Augen Mutter.“[10]
„Wo sich der Österreicher früher gerne mal über die ‚wurschtäugigen‘ Vorbands beschwerte, die man auf Tour bei den Piefkes zu ertragen habe, sprach er in einem Interview jüngst von einer ganzen Riege vielversprechender junger deutscher Bands, für die sich nicht einmal er fremdschämen müsse.“[11]
„Mehr als einmal sind die beiden sich so einig, dass sie einander fistbumpen – der alte weiße Mann mit dem schwarzen Rapper – und keiner muss sich dafür fremdschämen.[12]
„Da musste ich mich nicht fremdschämen, da reichte es völlig, dass ich mich schämte.“[13]
„Du stehst am Gate im heimischen Flughafen, das Ticket nach Puerto Rico in der Hand, und du siehst diesen weißhaarigen deutschen Mann, auf der Hatz zum Urlaubsflieger nach Mallorca, wie er hektisch über die Köpfe Dutzender Reisender hinweg seine Frau anblafft, die verzweifelt Schritt zu halten versucht. ‚Nun komm endlich, Herrgott noch mal, das kann doch nicht wahr sein! Verdammt!‘ Du schämst dich fremd und denkst, ach Deutschland.“[14]

Charakteristische Wortkombinationen:

jemand schämt sich (für jemanden, für etwas) fremd / seltener auch: jemand fremdschämt sich (für jemanden, für etwas)

Wortbildungen:

Substantive: Fremdschämer, Fremdschämfaktor, Fremdschämpotenzial; durch Konversion: Fremdschämen

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „fremdschämen
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Neologismenwörterbuch „fremdschämen
Duden online „fremdschämen
PONS – Deutsche Rechtschreibung „fremdschämen
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalfremdschämen
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5, Stichwort »fremdschämen«, Seite 453.
Doris Steffens, Doris al-Wadi: Neuer Wortschatz. Neologismen im Deutschen. 2001–2010. 2., durchgesehene Auflage. Band 1: A – Kite, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim 2014, ISBN 978-3-937241-43-2, Stichwort »fremdschämen, sich«, Seite 168–169.
Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »fremdschämen«, Seite 655.
Deutsche Welle, Deutsch lernen - Wort der Woche: Clara Richter: Fremdschämen. In: Deutsche Welle. 31. Januar 2020 (Text und Audio zum Download, Dauer: 01:25 mm:ss, URL, abgerufen am 31. Januar 2020).

Quellen:

  1. Doris Steffens, Doris al-Wadi: Neuer Wortschatz. Neologismen im Deutschen. 2001–2010. 2., durchgesehene Auflage. Band 1: A – Kite, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim 2014, ISBN 978-3-937241-43-2, Stichwort »fremdschämen, sich«, Seite 168.
    Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Neologismenwörterbuch „fremdschämen
  2. Was wir wollen. In: Süddeutsche Zeitung. 16. August 2004, ISSN 0174-4917, Seite 18.
  3. Dolm der Woche: Bernhard Kohl. In: DER FALTER. Nummer 08, 22. Oktober 2008, Seite 9 (Archiv-URL, abgerufen am 12. Februar 2021).
  4. Urs Bader: Ich schäme mich fremd. In: St. Galler Tagblatt. Nummer 72, 27. März 2009, Seite 37 (Archiv-URL, abgerufen am 12. Februar 2021).
  5. Hellmuth Karasek: Fremdschämen kann so beschämend sein. In: Berliner Morgenpost. 26. Juli 2009, Seite 1.
  6. Peter Kümmel (Interviewer); Jürgen Gosch, Ulrich Matthes (Interviewte): Vom Zittern der Zeit. In: Zeit Online. Nummer 20, 14. Mai 2009, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 12. Februar 2021).
  7. Stefan Strauss: Großmaul macht Urlaub. In: Berliner Zeitung. Nummer 103, 4. Mai 2011, ISSN 0947-174X, Seite 24.
  8. Warum werden wir rot? In: Braunschweiger Zeitung. 13. August 2011.
  9. Oh, wie peinlich! Immer häufiger schämen wir uns, wenn bei anderen alle Hemmungen fallen. In: Nürnberger Nachrichten. 12. Januar 2013, Seite 1.
  10. Lo Malinke: Alle unter eine Tanne. Ein Weihnachtsroman. Fischer E-Books, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-400679-6 (E-Book; zitiert nach Google Books).
  11. Malte Borgmann: Zwischen Euphorie und Sabotage. In: Bayerischer Rundfunk. 16. Mai 2014 (URL, abgerufen am 31. Januar 2020).
  12. Dominic Holzer: Killer Mike glänzt als politischer Interviewer. In: Bayerischer Rundfunk. 16. Dezember 2015 (URL, abgerufen am 31. Januar 2020).
  13. Andreas Altmann: Gebrauchsanweisung für die Welt. 8. Auflage. Piper, München/Berlin/Zürich 2016, ISBN 978-3-492-27608-5, Seite 45 (Erstauflage 2012).
  14. Andreas Burgmayer: Die Puerto-Rico-Therapie. In: Berliner Morgenpost. 28. August 2016.