behagen

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behagen (Deutsch)

Person Wortform
Präsens ich behage
du behagst
er, sie, es behagt
Präteritum ich behagte
Konjunktiv II ich behagte
Imperativ Singular behag!
behage!
Plural behagt!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
behagt haben
Alle weiteren Formen: Flexion:behagen

Anmerkung:

Das Verb behagen wird mit dem Dativ der Person verbunden.[1]

Worttrennung:

be·ha·gen, Präteritum: be·hag·te, Partizip II: be·hagt

Aussprache:

IPA: ,
Hörbeispiele: Lautsprecherbild behagen (Info), Lautsprecherbild behagen (Info)
Reime: -aːɡn̩

Bedeutungen:

intransitiv; gehoben, unpersönlich, mit Dativ: ein wohliges, still vergnügliches Gefühl bereiten
reflexiv; veraltete Bedeutung: bei sich ein angenehmes, wohliges Gefühl verspüren, zufriedener Stimmung sein

Herkunft:

Das Wort ist in seiner mittelhochdeutschen Form behagen → gmh[2][3] seit dem 13. Jahrhundert[2] bezeugt. Diese lässt sich mit altsächsischem bihagon → osx[2][3]gefallen, behagen‘[3], mittelniederdeutschem behāgen → gml[3] und mittelniederländischem behāghen → dum[3] vergleichen. All diese Formen gehen auf ein (nicht belegtes aber erschlossenes) germanisches schwaches Verb *hag-ō-gefallen, passen‘ zurück[2], aus dem altnordisches hagar → non[2][3]es passt[3], es trifft sich[2], ziemt sich[2][3]‘, altenglisches gehagian → ang[4][2]sich bequemen, bereit sein[2] und altfriesisches hagia → ofs ‚behagen‘[2] ebenfalls hervorgehen. Alle einzelsprachlichen Formen sind spät und zum Teil spärlich bezeugt.[2] Im Deutschen hat sich das Wort offenbar vom Niederdeutschen her ausgebreitet.[2] Alter a/ō-Ablaut in der altnordischen Wortfamilie (altnordisch hógr → nonbequem‘) lässt ein Primärverb als Ausgangspunkt der germanischen Sippe vermuten, zu dem mittelhochdeutsches behagen → gmhbehaglich; frisch[3], freudig[3]‘ und althochdeutsches kehagin → gohgenährt‘ beziehungsweise gihagan → gohgepflegt, genährt[3] das Partizip sein könnte.[2] Eine ältere Bedeutung ‚können, vermögen‘ zeigt sich in altenglischem onhagian → ang ‚o be within a person’s power or means, to be in accordance with a person's will or convenience‘[5], das damit eine Brücke bildet zu altindischem शक्नोति (śaknóti) → sakann, vermag‘ und damit zu (erschlossenem) indoeuropäischem *ḱak-, und wohl auch (mit abweichendem Anlaut) in litauischem kàkti → ltirgendwohin gelangen, genügen, ausreichen‘ und litauischem kánkinti → ltjemandem etwas zur Genüge liefern, hinreichend mit etwas versehen‘.[2] Die Bedeutungsverhältnisse im Einzelnen sind unklar.[2]

Synonyme:

sich wohlfühlen/sich wohl fühlen

Sinnverwandte Wörter:

ansprechen, gefallen, zusagen
gehoben: goutieren, munden
österreichisch, sonst bildungssprachlich veraltend: konvenieren

Gegenwörter:

abstoßen, anekeln, widerstehen, widerstreben, zurückstoßen
selten: missbehagen
gehoben: degoutieren
umgangssprachlich: anstinken
derb: ankotzen
abwertend: anwidern
daneben sein
umgangssprachlich: schlecht drauf sein

Beispiele:

Deine neue Wohnung behagt mir sehr.
„Aber wie drückt man sich denn aus, um der Polizeibehörde in Briesen ein Bild zu verschaffen, das ihr behagt?[6]
„Was sollte Jakob da antworten, die Pistole auf der Brust hat ihm nicht behagt, vor allem aber nicht, daß Awrom Minsch ihm bis zur Stunde verschwiegen worden war.“[7]
„Von jetzt an kann in Bossdom niemand mehr sein Getreide dreschen, wann es ihm behagt.[8]
„Dem kubanischen Chef wurde nachgesagt, ihm behage Glasnost noch weniger.“[9]
„Diese Art von Schnüffelei in der Privatsphäre behagte mir überhaupt nicht.“[10]
„Ich wendete ein, daß sie bis jetzt recht zahm geblieben sind; offenbar behagte mir diese zweite Diagnose über die Zukunft meiner Buben ebensowenig wie die früher gefällte, daß mein Patient nur eine Neurose habe.“[11]
„Da er mit Jeanetten zu Tisch saß, deren Nähe ihm immer wohltätig war, und da auch sonst vertraute Gesichter ihn umgaben, so schien er seine Nachgiebigkeit nicht zu bereuen, sondern sich während der drei Stunden seines Verweilens ganz wohl zu behagen, wobei ich wieder einmal mit stiller Heiterkeit beobachtete, mit welcher unwillkürlichen, rational bei den wenigsten recht begründeten Zuvorkommenheit und mehr oder weniger scheuen Ehrerbietung man dem doch erst 39jährigen in Gesellschaft begegnete.“[12]
„Auch hier war es eher der gesellschaftliche Dunstkreis, in dem er sich behagte.[13]

Charakteristische Wortkombinationen:

etwas behagt jemandem außerordentlich, besonders, sehr, wohl
etwas behagt jemandem ganz und gar nicht, wenig
sich bei jemandem behagen

Wortbildungen:

Behagen
anbehagen, missbehagen
behaglich

Übersetzungen

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „behagen
Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „behagen
The Free Dictionary „behagen
Duden online „behagen
Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „behagen“ auf wissen.de
PONS – Deutsche Rechtschreibung „behagen
Uni Leipzig: Wortschatz-Portalbehagen
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „behagen

Quellen:

  1. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „behagen
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »behagen«, Seite 103.
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „behagen
  4. Bosworth-Toller Anglo-Saxon Dictionary: „ge-hagian
  5. Bosworth-Toller Anglo-Saxon Dictionary: „on-hagian
  6. Johannes Bobrowski: Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1964, Seite 270 (Lizenz des VOB Union Verlag, Berlin).
  7. Jurek Becker: Jakob der Lügner. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1969, Seite 180.
  8. Erwin Strittmatter: Der Laden. Roman. 1. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1983, Seite 352.
  9. Willy Brandt: Erinnerungen. Ullstein, Berlin 1997, ISBN 978-3-548-26518-6, Seite 387 (Erstausgabe im Verlag Propyläen, Frankfurt am Main 1989).
  10. Maria Gräfin von Maltzan: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht. Erinnerungen. 13. Auflage. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 978-3-548-24536-2, Seite 127 (Erstausgabe 1986).
  11. Sigmund Freud: Ⅵ Die Traumarbeit. In: Alexander Mitscherlich, Angela Richards, James Strachey (Herausgeber): Sigmund Freud. Studienausgabe. Limitierte Sonderausgabe. Band Ⅱ: Die Traumdeutung (1900), Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-50360-4, Seite 302.
  12. Thomas Mann: Gesammelte Werke. Sechster Band: Doktor Faustus, Aufbau-Verlag, Berlin 1955, Seite 557 (Zitiert nach Google Books).
  13. Arthur Schnitzler; Therese Nickl, Heinrich Schnitzler (Herausgeber): Jugend in Wien. Eine Autobiographie. Molden, Wien/München/Zürich 1968, Seite 32 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: behangen, behauen
Levenshtein-Abstand von 2: behaaren, behacken, behaften, behalten, behängen, beharken, beharren, behausen